Im Frühjahr 2000 wurden historische Tatsachen und der Umgang mit ihnen vor einem Londoner Gericht verhandelt. Der britische Holocaust-Leugner David Irving hatte die amerikanische Historikerin und Holocaust-Forscherin Deborah Lipstadt verklagt wegen Beleidigung, übler Nachrede und Geschäftsschädigung. Sie hatte ihn als Bewunderer Hitlers, Geschichtsklitterer und gefährliches Sprachrohr der Holocaustleugner bezeichnet. Da Irving Lipstadt vor einem englischen Gericht verklagt hatte, musste sie ihre Aussagen belegen. Dies führte zu der – aus deutscher Sicht absurden – Situation, dass Lipstadt die Existenz des Holocaust beweisen musste.
Die Behauptung, den Holocaust hätte es (zumindest in seinem ganzen Ausmaß) nicht gegeben, würde heute als "Fake-News" bezeichnet werden. Doch wie umgehen damit, wenn Personen historische Tatsachen aus (antisemitischen) Vorurteilen oder anderen politischen Gründen leugnen oder relativieren? Diese Frage hat Aktualität in einer Zeit, in der jeder Mensch theoretisch über das Internet Millionen anderer Menschen erreichen kann. Wie weit geht Meinungsfreiheit im Zeitalter von Social Media? Ist der Gerichtssaal der richtige Ort, um das Andenken an den Holocaust zu bewahren? Wie wichtig ist für Antisemiten und die extreme Rechte heute noch die Holocaust-Leugnung?
Darüber wollen wir sprechen mit Prof. Dr. Hajo Funke und Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum. Der Rechtsextremismusexperte Hajo Funke war beim Prozess Irving vs. Lipstadt als Sachverständiger geladen und kann als Zeitzeuge darüber berichten. Stefanie Schüler-Springorum leitet das Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Mit ihr wollen wir erörtern, welche Funktion die Holocaust-Leugnung für Antisemiten heute noch hat.
Im Anschluss zeigen wir den aktuellen Kinofilm "Denial – Verleugnung" im Freiluftkino Zukunft. Bei Regen wird die Veranstaltung nach innen verlegt, so dass das Gespräch und die Filmvorführung auf jeden Fall stattfinden können.
Ort: ZUKUNFT am Ostkreuz, Laskerstraße 5, 10245 Berlin