Bei den Ausschreitungen am Rande des G20-Gipfels sind in Hamburg insgesamt 476 Polizisten verletzt worden. Bundespräsident Steinmeier besuchte am Sonntag verletzte Einsatzkräfte im Krankenhaus. Er äußerte sich entsetzt über das Ausmaß an Gewalt.
Bei den Krawallen während des G20-Gipfels in Hamburg sind insgesamt 476 Beamte verletzt worden. Diese Zahl nannte die Hamburger Polizei am Sonntagmittag. Wieviele Beamte aus Berlin und Brandenburg nach Abschluss des Gipfels aktuell unter den Verletzten sind, ist noch nicht bekannt. Am Samstag hatte die Berliner Polizei mitgeteilt, dass 132 Polizisten aus der Hauptstadt verletzt wurden. 1.200 Polizisten aus der Region waren in Hamburg im Einsatz.
Auch in der Nacht zum Sonntag hatte es wieder gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Pfefferspray und Tränengas ein, um Sitzblockaden im Schanzenviertel aufzulösen. Randalierer warfen Flaschen, Steine oder Böller.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier machte sich am Sonntag vor Ort ein Bild der Lage. Er besuchte verletzte Einsatzkräfte im Krankenhaus und sprach mit Anwohnern, deren Geschäfte von Randalierern zerstört wurden. "Was ich an Bildern gesehen habe, schockiert, erschüttert mich, macht mich fassungslos", sagte Steinmeier.
Müller kritisiert Gewalt und Zerstörung
Regierungschef Michael Müller (SPD) verurteilte die Gewaltbereitschaft der Randalierer. "Ja, eine Demokratie muss Kritik aushalten [...]. Dafür stehen wir alle gemeinsam. Doch das hat mit massiven Rechtsbrüchen, Straftaten, Gewalt und Zerstörung nichts zu tun", erklärte der Regierende Bürgermeister. Straftaten müssten "mit allen Mitteln des Rechtsstaates geahndet werden".
Über den Twitter-Kanal der Berliner Polizei ließ Polizeipräsident Klaus Kandt Genesungswünsche an seine verletzten Kollegen ausrichten. Zudem hoffe er, dass die noch eingesetzten Beamten "bitte gesund zurückkommen".
Die Berliner Polizei hatte die Hamburger Kollegen mit sieben Hundertschaften beim Gipfel unterstützt. Auf Nachfrage teilte die Einsatzzentrale der Polizei in Hamburg mit, dass insgesamt mindestens 285 Polizisten aus verschiedenen Bundesländern während der Ausschreitungen in der Hansestadt verletzt wurden. Die Zahl der verletzten Demonstranten stand noch nicht fest.
Diskussionen über Polizisten, die auf dem Boden schlafen
Im Netz sorgten am Samstagabend aber nicht verletzte, sondern offenbar schlafende Polizisten für Diskussionen. Der Pressesprecher der Berliner Polizeigewerkschaft (GdP), Benjamin Jendro, veröffentlichte ein Foto, das fünf am Boden liegende Polizisten zeigt. Dazu schrieb er: "So komfortabel ruhen diejenigen, die nahezu in Dauerschleife dafür sorgen, dass unsere Sicherheit gewahrt wird".
Die Reaktionen auf den Eintrag reichten von Bestürzung bis Häme: "Das ist beschämend", "Das haben die nicht verdient, für das was die machen" oder "einfach unglaublich" lauteten die populärsten Reaktionen. Andere User bezweifelten die Echtheit des Bildes oder äußerten sich hämlisch: "Ich sag mal so: Augen auf bei der Berufswahl", schrieb etwa ein Twitternutzer.