Fiesta? Sexismus?

Fiesta? Sexismus?

Von Juni bis September vergeht im Baskenbland kein Wochenende ohne Fiestas. Was für alle ein Vergnügen sein könnte, endet oft tragisch. Fiestas werden immer mehr zum Synonym für Vergewaltigung. Das erste Juli-Wochenende mit Festen in Zarautz und Sopela endete mit jeweils einem jener drastischen Übergriffe. Es erfordert Abstraktionsvermögen, Fiestas zu genießen, in vollem Bewusstsein, dass jeden Moment die Nachricht eines sexuellen Übergriffs oder einer Vergewaltigung bekannt werden kann.

 

Auf der Suche nach Ursachen greift das Argument Alkohol zu kurz. Anders als in nordischen Ländern wie Irland, England oder Deutschland, wo Alkohol direkt zu Aggression führt, hat der Stoff im Baskenland mitunter sogar eine beruhigende, kommunikative und humorfördernde Wirkung. Springender Punkt ist vielmehr die männliche Mentalität, die in diesen Breiten Machismo genannt wird. Mitunter gehen die machistischen Machenschaften über Grenzen hinaus, die für Normaldenkende nicht einmal mehr vorstellbar sind, auch nicht in psychopathischen Kategorien.

 

Im vergangenen Sommer ereignete sich bei den für grenzenlosen Sexismus berüchtigten Sanfermin-Fiestas in Pamplona eine Mehrfach-Vergewaltigung, die ganz offenbar detailliert durchgeplant war. Fünf Typen aus dem spanischen Süden vergewaltigten eine junge Frau und filmten den Vorgang mit dem Handy. Nur weil die Frau sofort zur Polizei ging und die Polizei bereits im Vorfeld ausreichend sensibilisiert worden war, ging ihnen die Fünferbande in die Fänge. Dass darunter ein Guardia-Civil-Polizist war, überraschte nicht besonders, gab der Geschichte jedoch einen für Medien (und die baskische Linke) nett morbiden Beigeschmack.

 

Die Täter sitzen seither in U-Haft. Bei der erdrückenden Beweislage gaben sie als Erklärung an, die junge Frau sei einverstanden gewesen – vergewaltigt zu werden? Sex mit fünf Typen zusammen zu haben? Solche Ausreden können nur kranken Männerhirnen entspringen. Unvorstellbar, aber es kam schlimmer. Im Laufe der Ermittlungen kam eine weitere Vergewaltigung ans Tageslicht, die noch nicht einmal angezeigt war, weil das Opfer mit einer Chemikalie betäubt worden war und nicht wusste, was geschehen war. Entlarvendes Indiz war erneut die Macho-Arroganz, die neuerdings darin besteht, nicht nur ekelhafte Gewaltakte zu vollbringen, sondern sie auch noch abzufilmen – um sie später stolz den Kollegen vorführen zu können. Weshalb sonst.

 

In diesen Gemütern herrscht eine Annahme von Straffreiheit, von Normalität der begangenen Tat: nehmen was kommt, Objekte gibt es überall. Darin stimmen jene modernen Vergewaltiger überein mit den spanischen Faschisten seit dem Krieg vor 80 Jahren: Straffreiheit, nehmen was kommt. Dagegen helfen keine wohlgemeinten Aufklärungskampagnen von inkonsequenten politischen Parteien oder männerbesetzten Rathäusern. Nicht in Donosti, nicht in Bilbo und schon gar nicht in Pamplona.

 

https://baskinfo.blogspot.com.es/2017/07/fiesta-sexismus.html