G-20-Proteste in Leipzig - Antifa widerspricht Rohrbomben-Vorwurf

Erstveröffentlicht: 
05.07.2017

Kurz vor Beginn des G-20-Gipfels in Hamburg liegen offenbar auf allen Seiten die Nerven blank: Die Polizei will Protestlern Gewalttagen so schwer wie möglich machen und die Gegner des Gipfels fühlen sich provoziert. Auch Leipzig bekommt dies zu spüren.

 

Leipzig.  Leipziger Antifa-Gruppen fühlen sich zu Unrecht als Bombenleger verunglimpft. In einer gemeinsamen Pressemitteilung wenden sie sich insbesondere gegen die Darstellung, bei den Krawallen am vergangenen Freitag in Connewitz sei eine Rohrbombe verwendet worden. Es habe auch keinen Angriff auf einen Linienbus der LVB gegeben, behaupten sie. Die Aktion sei lediglich eine „Spontandemonstration“ aus Solidarität mit Berliner Gruppen und aus Protest gegen den G-20-Gipfel gewesen.

 

Wie berichtete, waren in der Nacht zum Sonnabend rund 80 zum Teil vermummte Personen in der Connewitzer Wolfgang-Heinze-Straße aufgetaucht, hatten Mülltonnen in Brand gesetzt und Bengalos gezündet. Geworfen wurden neben Steinen auch mehrere etwa 15 Zentimeter lange Metallzylinder, die einen Durchmesser von drei Zentimetern hatten und mit brennbaren Stoffen gefüllt waren. 

 

Metallzylinder sahen aus wie Rohrbombe


„Die meisten dieser Metallzylinder waren bereits abgebrannt, einige haben wir noch gefüllt gefunden“, berichtete gestern auf Nachfrage Polizeisprecher Uwe Voigt. „Sie sahen von Weitem augenscheinlich aus wie eine Rohrbombe.“ Um das genaue Untersuchungsergebnis abzuwarten, habe die Pressestelle der Polizei in ihren Verlautbarungen nicht den Begriff Rohrbombe in Umlauf gebracht.

 

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Metallzylinder nicht mit Sprengstoff, sondern mit pyrotechnischen Erzeugnissen gefüllt waren. Doch auch dieser Stoff könne Metall absplittern lassen, das dann irgendwo einschlägt und jemanden verletzen könnte, meinen Experten der Polizei.

 

Aus Sicht der Beamten war in der Nacht zum Samstag auch ein Linienbus der LVB gefährdet, der am Connewitzer Kreuz stand. „Es wurden definitiv Steine in Richtung des Busses und über den Bus geworfen“, so Voigt. Diese Steine seien zwar aus der Wolfgang-Heinze-Straße in Richtung Connewitzer Kreuz geworfen worden, aber sie hätten auch den Bus treffen können. Die Steinewerfer „hätten damit rechnen können, dass der Bus getroffen wird“, so der Sprecher. 

 

Vorwurf der Antifa, Polizei wolle Proteste gegen G-20 diskreditieren


In der verschickten Pressemitteilung der Leipziger Antifa-Gruppen wird der Leipziger Polizei vorgeworfen, sie wolle „gezielt“ Proteste gegen den G-20-Gipfel „diskreditieren“. In Berlin habe die Polizei nach einer Räumung in Neukölln stundenlang „Fake News“ unkommentiert gelassen, die im Internet einen Shitstorm gegen die Proteste erzeugt hätten, wird behauptet.

 

Die Polizei widerspricht diesem Vorwurf. „Das ist ein Versuch der Antifa, von den eigentlichen Problemen abzulenken“, so Sprecher Voigt. Denn die Tumulte und Sachbeschädigungen am Kreuz hätten nichts mit einer Spontandemonstration zu tun. „Wir verstehen darunter etwas anderes, als sich zu vermummen, Container auf die Straße zu schieben und diese mit Bengalos anzuzünden.“

 

Der Fall wird jetzt trotzdem ein Thema im sächsischen Landtag: Die Leipziger Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Linke) will in einer kleinen Anfrage von der Staatsregierung wissen, welche Sprengsubstanzen in den Metallzylindern gefunden wurden und ob es Zünder gab.

 

Von Andreas Tappert