Benjamin J. Przybylla ist kein Direktkandidat der AfD mehr. Die Vertrauenspersonen der Partei Frank Frieder Forberg und Janin Klatt-Eberle haben den Kreiswahlvorschlag am Montag beim zuständigen Kreiswahlleiter zurückgenommen. Das teilte der Zwickauer Kreisverband mit. Damit zog die AfD Zwickau die Konsequenzen aus der Abstimmung der Parteibasis, die im April mit 56 zu 2 Stimmen für die Abwahl Przybyllas gestimmt haben.
Personalie schon lange umstritten
Przybylla war unter anderem wegen seiner Eigenmächtigkeiten in Ungnade bei seiner Partei gefallen. Der Vorstandsvorsitzende Frank Frieder Forberg hatte im Zusammenhang mit seiner Abwahl erklärt, Przybylla habe immer wieder am Vorstand vorbei gearbeitet und sei seinen eigenen Weg gegangen. So hatte er beispielsweise eine Mai-Kundgebung organisiert, obwohl der Kreisverband diese mehrfach untersagt hatte. Eine Woche zuvor hatte Przybylla als erster sächsischer AfD-Politiker auf der Pegida-Bühne in Dresden gesprochen.
Die Vorbehalte gegen Przybylla resultieren Forberg zufolge aber auch aus dessen "Vorgeschichte". Der 37-Jährige war in der Vergangenheit mit der inzwischen auf Youtube gesperrten Filmgruppe "Kara Ben Nemsi TV" verbandelt. Zu dem Netzwerk sollen auch stadtbekannte Rechtsextreme gehören, mit Kontakten zum Terrornetzwerk NSU. "Kara Ben Nemsi TV" taucht auf Stadtratssitzungen und Informationsveranstaltungen auf, stört bewusst und stellt Schmähvideos über Politiker ins Netz. "Wir als bürgerliche Mitte der AfD wollen das nicht", so Forberg. "Das ist nicht die Außenwerbung, die wir haben wollen."
Vertraute stellt sich lange quer
Doch trotz aller Fehltritte hat es lange gedauert, bis sich die Partei endlich von ihrem "Problem-Kandidaten" für die Bundestagswahl trennen konnte. Der Grund: Janin Klatt-Eberle, eine der Vertrauenspersonen, die den Wahlvorschlag eingereicht hatte und persönliche Pressesprecherin Przybyllas hat sich lange geweigert, dem 37-Jährigen ihr Vertrauen zu entziehen. Und da der Wahlvorschlag schon eingereicht war, mussten beide Vertrauenspersonen - Forberg und Klatt-Eberle - zustimmen, um dies rückgängig zu machen. Was Klatt-Eberle dazu bewogen hat, sich nun doch gegen ihn zu stellen und wer, sein Nachfolger als Direktkandidat wird, ist noch unklar.