Erfurt: Aktivitäten der Partei „Die Rechte“ - Antifa Mobi 1. Juli

Am 1. Juli in Erfurt - Nazis angreifen!

Für den 1. Juli rufen Erfurter Neonazis um die Partei „Die Rechte“ zu einem Aufmarsch nach Erfurt auf. Dagegen organisiert bereits ein antifaschistisches Bündnis Gegenaktionen, fordert Antifaschisten zu dezentralen Aktionen gegen die Nazidemo auf. Im folgenden Beitrag möchten wir euch aufzeigen, wer am 1. Juli hinter der Demonstration steht, was uns erwartet und rufen ebenfalls dazu auf dem Naziaufmarsch, sowie den Strukturen dahinter, ein baldiges Ende zu bescheren. Mit mehreren Teilen der Recherchearbeit möchten wir die Mobilisierung gegen den Naziaufmarsch unterstützen und einen Überblick über die Erfurter Naziszene schaffen.

 

Ein Blick zurück – Die zweite Jahreshälfte 2016

 

Landesparteitag in Erfurt

 

In den Räumen des Volksgemeinschaft e.V. in der Stielerstraße im Viertel Herrenberg veranstaltete der Landesverband am 6. August seinen 2. Landesparteitag. Knapp zwei Dutzend Neonazis folgten der Einladung nach Erfurt. Extra dafür angereist war u.a. der Organisationsleiter der Splitterpartei Holger Niemann aus dem Heidekreis. Sinn und Zweck des Landesparteitages war es u.a. dem bis dahin amtierenden Landesverbandsleiter Michel Fischer aus der Spitze zu drängen. Dahinter mag wohl die Hoffnung der Nazis liegen, einen etwas fähigeren Führungskandidaten zu finden und um die Möglichkeit zu haben wieder mit anderen Gruppen außerhalb der Partei zusammenzuarbeiten. Schließlich tut sich das nationale Lager immer noch schwer mit Fischis Intellekt auf dem Niveau eines Stück Brot. Auf den Bildern vom Parteitag sind, neben Biczysko als neuen Vorsitzenden und Michel Fischer als gescheiterte Existenz, die Teilnehmenden, wie u.a. die Suhler Neonazis Oliver Heiliggeist und Christian Kunert. Letzterer saß bis vor ein paar Jahren noch im Gefängnis und tat sich der Vergangenheit eher durch betrunkenes umher irren nach Fußballspielen von Rot-Weiß Erfurt hervor, als durch politische Aktivität.

 

Teilnahme an Nazidemo in Jena

 

Ebenfalls im August reisten die Nazis von „Die Rechte“ gemeinsam mit dem Zug nach Jena zur Demonstration von ThüGIDA. Am 17. August versammelten sich zum Rudolf Heß-Gedenkmarsch knapp 120 Nazis. Knapp 30 von ihnen liefen hinter dem Transparent der Nazipartei. Aus Erfurt direkt reisten u.a. Enrico Biczysko, Pascal Bluhm, David Voigt, Maik Schwarz, Dietmar Möller, Marcel Röder, Tobias Zitzmann und Phillipe Amor an. (siehe Bilder)

Am Aufmarsch am 09. November 2016 in Jena beteiligten sich dann nur noch einzelne Mitglieder der Parte Die Rechte, wie Oliver Heiliggeist aus Suhl. Das die Partei davon Abstand nahm, an den Aktionen von ThüGIDA teilzunehmen liegt wohl an einem internen Zerwürfnis. Doch dazu später mehr.

 

Offensiv in Defensive – Nichts los im Herbst

 

Michel und Enrico kamen, wie es noch groß im Internet angekündigt wurde, auf dem Gedanken im Herbst 2016 so richtig durchstarten zu wollen. Mit einer „Herbstoffensive“ wollte man die Partei zu Ruhm und Ehre führen, doch daraus wurde leider nichts. Wenn überhaupt kann man von einem „Offensivchen“ sprechen. Denn es folgte eine Reihe von angemeldeten kleinen Kundgebungen in Thüringen, die kaum mehr Reichweite hatten, als die eigenen angereisten Parteikader. Am 17. September hatten Nazis eine Kundgebung auf dem Erfurter Anger abgehalten, wo sie umringt vom Gegenprotest sich offensiv die Beine in den Bauch standen und Fischer in sein Mikrofon nuschelte. Es folgte eine kleine Demonstration zum Erfurter Hauptbahnhof mit den üblichen Verdächtigen. Am 2. Oktober wollte man dann noch durch Weimar laufen. An der Demonstration beteiligten sich u.a. Tobias Zitzmann, David Voigt, Pascal Bluhm, Yvonne Lüttich, Enrico Biczysko und Fischer, die sich zum Teil als Redner oder Ordner bei der Demonstration befanden. (siehe Bilder). Bis auf ein paar nicht nennenswerte Kundgebungen verschwand die Partei in den Winterschlaf, aus dem es nur ein kurzes Erwachen gab, als am 10. Dezember 2016 ein „Bundesparteitag“ der Partei in der Erfurter Stielerstraße stattfand. Neben Christian Worch und einigen Nazis aus Bayern kamen nur rund ein Dutzend Neonazis zum Parteitag.

 

Neues Jahr, neues Glück – 2017 immer noch nichts los

 

Die Aktiven des Landesverbandes hatten sich gerade mal 5 Monate von der Herbstoffensive erholen können und schon ging es weiter, denn es ging am 18. März 2017 nach Leipzig. Dort trat Michel Fischer als Redner in Erscheinung. Sein Begleiter war u.a. Enrico Biczysko. Es ging dann rasant weiter, denn schon am 1.Mai stand der nächste Coupe der Kleinstpartei an. Gemeinsam mit den Neonazis vom Kollektiv 56 und dem AKK fuhr man von Erfurt aus mit dem Zug zur 1.Mai Demo nach Halle. Dort standen sie dann eine Weile in Merseburg herum, fuhren dann doch nach Halle, nur um dann wieder umzukehren, ohne irgendwo demonstriert zu haben. Eben ein richtiger Scheißtag. Hinzu kommt noch, dass Michel Fischer als Redner auf der Demonstration geplant war. Aber selbst den veranstaltern der Nazidemo in Halle war Fischer zu peinlich, weshalb ihm kurzfristig abgesagt wurde. Aber verpasst hat er in Halle jetzt auch nichts. Ob die Nazis von der Partei „Die Rechte“ sich an der Spontandemonstration des AKK in Apolda beteiligte ist bislang unklar.

 

Zerwürfnis mit ThüGIDA – Hobbypatrioten

 

Am 25. April kamen David Köckert, Alexander Kurth und einige Anhänger nach Erfurt um dort zwischen Feld und Universitätsgelände eine Kundgebung gegen den geplanten Moscheebau abzuhalten. Die Resonanz aus der Erfurter Naziszene war sehr gering. Einige tage später schrieb Enrico Biczysko über sein Facebook-Profil: „Weil ich jetzt schon öfter gefragt wurde: Ich unterstütze ThüGIDA nicht! Mir tun die Herren leid und ich wünsche ihnen gute Besserung!“ (siehe Screenshot) Daraufhin entspann sich eine Diskussion in den Kommentaren, die wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen. Im Zuge dessen wurde Bicysko vollkommen zurecht die Spalterei vorgeworfen, was er sogar selbst einsah und sich darauf bezog, dass mit ThüGIDA keine Zusammenarbeit möglich ist. „Du musst mal zu So einem Treffen gehen und dir alles mal anhören.“ empfahl er einer ThüGIDA-Anhängerin aus seiner Freundesliste. Die Spaltung zwischen den Lagern existiert schon länger. Während man noch bei gemeinsamen Treffen 2015 in Kloster Veßra bei Tommy Frenck eine Vernetzung der einzelnen Nazigruppen anstrebte, scheinen alle Versuche gescheitert zu sein. Während die Nazis von Die Rechte am 05. November 2016 in Magdeburg noch hinter dem ThüGIDA-Transparent liefen, wird sich dieses Bild wohl nicht so schnell wiederholen. Neben Biczysko und Fischer waren damals noch Benjamin Stern, Pascal Bluhm, Oliver Heiliggeist und Kevin Armstorff in Magdeburg dabei. Zwar verband Biczysko und Köckert in der NPD noch das Vorhaben gemeinsam am Stuhl von Wieschke zu sägen, aber nun scheint die beiden gar nichts mehr zu verbinden. Aber warten wir mal ab, es bleibt zu hoffen, dass die Fehde ordentlich weiter geht und Bicysko die Spaltaxt schwingt. 

 

Freiheit für Horst Mahler – Spektren übergreifende Kundgebung

 

Die letzte öffentliche Aktion fand am 28. Mai 2017 in Erfurt statt. In der Neuwerkstraße demonstrierten knapp 30 Nazis für die Anerkennung des politischen Asyls des Holocaustleugners Horst Mahler in Ungarn, vor dem ungarischen Konsulat. 

Aufgerufen hatte dazu die Partei „Die Rechte“, wobei Biczysko und Fischer als Organisatoren agierten. Dem Aufruf folgten, neben den eigenen Parteianhängern, u.a. Marco Zint aus Gotha, Sebastian Dahl aus Kahla, Patrick Polinske aus Steinbach-Hallneberg, Thomas Reißig aus Breitungen sowie Martin Gärtlein. Damit fanden sich Vertreter der Garde 20, sowie der Europäischen Aktion ein. Einige der älteren Nazidumpfbacken aus Arnstadt trieb es auch nach Erfurt. 

Aus Erfurt beteiligten sich u.a. Enrico Bicysko, Pascal Bluhm, Roy Schuster, Enrico Krause, Michael Zeise (Fotograf), Tobias Rödger. Während man drei mal, nach ausführlicher Instruktion von Fischer zu einigen Poser-Bildern aufgestellt hatte, war die ganze Kundgebung relativ schnell wieder vorbei. Eine geringe Teilnehmerzahl, für das in der Naziszene brisante Thema, sowie einige Kader aus anderen Städten kann als ein schwaches Zeichen der Erfurter Naziszene gewertet werden. Mehr als ein paar Handybilder und Fahnen schwenken war es dann doch nicht.

 

Ausblick bis zum 1. Juli

 

Noch vor der Demonstration in Erfurt veranstaltet die Splitterpartei ein Familienfest. Nach eigenen Angaben soll die Veranstaltung am 24. Juni 2017 ab 10 Uhr im Erfurter Norden stattfinden. Ob die Veranstaltung wirklich am bisher noch nicht veröffentlichten Ort stattfinden kann, bleibt unklar. Eine Ausweichmöglichkeit besteht für die Nazis darin, wie bereits im vergangenen Jahr, den Erfurter Herrenberg, somit die Stielerstraße zu nutzen. Einziges Problem an der Sache ist folgendes: „Aufgrund bauamtlicher Auflagen kann die Volksgemeinschaft momentan leider nicht für Gäste und Besucher geöffnet werden. Wir informieren euch zeitnah über Änderungen.“, wie es auf der Seite des Nazizentrums zu lesen. Das hält die Nazis freilich nicht davon ab trotzdem den Ort regelmäßig zu nutzen, aber öffentliche Veranstaltungen können dort nicht mehr durchgeführt werden. Somit könnte das Kinderfest ohne die Selbstinszenierung und öffentliche Werbung nur unter schlechten Bedingungen auf dem Herrenberg laufen. Es bleibt abzuwarten, ob und wo es das rechte Kinder- und Familienfest in Erfurt gibt.

 

Eine weitere Fortsetzung zur Recherche über die Erfurter Nazis folgt.