In den vergangenen Tagen haben wir in verschiedenen Staedten Deutschlands Denkmaeler von Bismarck angegriffen. Mit diesen Angriffen zielen wir auf eine koloniale Kontinuitaet, die sich in der bis heute anhaltenden Verehrung des Organisators der Berliner Afrika-Konferenz von 1884 ausdrueckt.
In dieser Konferenz beschlossen die westeuropaeischen Staaten die Aufteilung des afrikanischen Kontinents unter sich, kuenstliche Grenzen die damals gezogen wurden und ruecksichtslose Ausbeutung der Ressourcen Afrikas sind bis heute Grundlage fuer europaeischen Reichtum wie fuer die Armut vieler Menschen in der suedlichen Erdhalbkugel. Die urspruengliche Akkumulation des europaeischen Kapitals setzte sich hier fort.
Wir wenden uns mit unseren Aktionen auch gegen die naechstes Wochenende in Berlin stattfindende G20/African Partnership Conference, wo diese koloniale Geschichte ihre moderne Fortsetzung findet. Wir begruessen jede weitere Aktion in diesem Kontext. Bismarck gibts in jeder Stadt!
Fight G20! Smash Colonialism!
Kritik
Was wäre denn das Gegenteil von künstlichen Grenzen? Natürliche Grenzen? Das würde ich nochmal ausdifferenzieren sonst bekommt das ein sehr komischen Beigeschmack.
Davon ab, Bismarck-Denkmäler sind mitnichten gut zu heißen, nicht nur wegen seine kolonialen Politik sondern auch wegen seinem Antisemitisums, Nationalismus und Rassismus aber heute spielt Bismarck als Person doch eher eine, zurückhaltend formuliert, untergeordnete Rolle in der deutsschen Identitätsbildung und Erinnerungskultur. Diese wird in einem viel stärkeren Maße durch die NS-Zeit und Ausschwitz bestimmt.
Auch spielt der Kolonialismus (und damit ist etwas anderes gemeint als kapitalistische Ausbeutung der heutigen Zeit) eine wichtige Rolle, 50 Jahre nach den meisten kolonialen Befreiungskriegen aber den Menschen vor Ort die Handlungsmacht wegzudiskutieren und alle Ursachen auf "den Westen" zu projizieren, greift leider zu kurz. Korruption, autoritäre Tendenzen, patriacharle Strukturen und Islamismus werden von den Menschen vor Ort ausgeübt und tragen in einem entscheidenden Maße zu den beschissenen Umständen vor Ort bei. Diese Komplexität anzuerkennen, würde uns der befreiten Gesellschaft durch eine passendere Analyse bedeutend näher bringen als solch identitäres gut/böse zeichene gesellschaftlicher Realität.
Trotzdem gute Aktion!
berlin
in berlin ist das denkmal an der sigessäule ein beliebtes fotoobjekt für weit hergereiste touristen. ich würde schätzen an sommertagen knipst eine mittlere dreistellige zahl von leuten das ding. geputzt war es vor ein paar tagen aber dennoch noch nicht, vielleicht sollte noch eine erklärungstafel angebracht werden damit die interessiteren nachfrage beim fotoszeigen in den heimatlädern auch beantwortet werden können...
für die pressestelle der polizei war der fall noch am 24. juni neu:
https://twitter.com/polizeiberlin/status/878617865326383104
update
bei der polizei weiß die eine stelle noch immer nicht was die andere macht, man wollte am 3. august nochmal eien streife zum gucken hinschicken:
aus: Besudelter Bismarck: Farbbeutelattacke auf Nationaldenkmal der Kaiserzeit
irgendwie muss die polizei aber schon wind davon bekommen haben, der fall stand nämlich kürzlich in der antwort auf eine schriftliche anfrage im senat zu straftaten mit g20-bezug. das war übrigens teuer, seit kurzem ist die statue eingerüstet (siehe artikel link oben) und wird saniert.