Leipzig. Das Spiel der Fußball-Landesklasse zwischen Blau-Weiß Leipzig und dem TSV Schildau währte nur eine knappe halbe Stunde. Dann tauchten plötzlich über einen Nebeneingang rund 30 Vermummte auf, die gegen die Auswechselbank der Schildauer pöbelten, sie als „Nazischweine“ beschimpften und Böller warfen. Zu Tätlichkeiten kam es nicht. Schiedsrichter Thomas Schneider unterbrach das Spiel zunächst (Stand zu dem Zeitpunkt übrigens 1:0 für Blau-Weiß), bat die Mannschaften in die Kabinen, weil er um die Sicherheit der Aktiven fürchtete. Obwohl die Vermummten so schnell, wie sie gekommen waren, wieder verschwanden und schließlich die zu Hilfe gerufene Polizei eintraf, wollten die Gäste das Spiel nicht fortsetzen.
„Wir haben miteinander gesprochen, wie wir verfahren“, erklärte TSV-Teamleiter Mario Merker, der diesmal Trainer Olrik Schulze vertrat. „Schließlich waren wir der Meinung, dass die Sicherheit nicht gegeben sei. Daraufhin entschied der Schiri, nicht wieder anzupfeifen.“
Ein vor wenigen Tagen vom Landesklassisten Roter Stern Leipzig verbreiteter offener Brief legt den Verdacht nahe, dass die Täter aus dem Umfeld dieses Verein kommen. Denn in dem Brief wird unter anderem die schlechte Behandlung der Roter-Stern-Fans bei den Auswärtsspielen in Borna und Schildau beklagt.
RSL-Pressesprecher Conrad Lippert will einen solchen Bezug nicht bestätigen: „Mir liegen dazu keine Informationen vor.“ Adam Bednarsky, Geschäftsführer von Roter Stern Leipzig, betont: „Es muss zunächst erst einmal aufgeklärt werden, was Hintergrund des Vorfalls war. Die Frage wäre dann, was zu tun ist. Wenn ein Dialog den mutmaßlich dahintersteckenden Konflikten abhelfen könnte, werden wir uns dem nicht verweigern.“
Nun wird erneut das Sportgericht des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV) aktiv werden müssen. Ungeachtet der Tatsache, dass einiges dafür spricht, dass Sterne-Fans den Abbruch provoziert haben, dürfte die Beweisführung dafür sehr schwierig werden. Erst recht nicht dürfte Roter Stern als Verein dafür belangt werden können. Im Fokus der Urteilsfindung wird eher stehen, ob der VfK Blau-Weiß als Gastgeber die Sicherheit hätte besser gewährleisten müssen. Eine Frage, die ein Landesklasse-Verein in solch einem Fall kaum lösen kann. Oder gelten den Richtern formaljuristisch die Schildauer als „Verursacher“ des Abbruchs, weil sie, eingeschüchtert wie sie verständlicherweise waren, nicht wieder antreten wollten? Oder hätte gar der SFV mehr Vorkehrungen treffen müssen? Schließlich waren vor Kurzem beim Spiel VfK Blau-Weiß – Bornaer SV Besucher mit politischen Bannern aufgetaucht.