Irmgard Heydorn, Sozialistin und unermüdliche Kämpferin gegen Nazismus, starb im Alter von 101 Jahren.
Immer wieder traten sie Seite an Seite auf, als scheinbar unermüdliche Zeuginnen einer grausamen und unerbittlichen Zeit. Irmgard Heydorn und ihre Freundin Trude Simonsohn, beide Überlebende der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Jetzt ist die Widerstandskämpferin Irmgard Heydorn im Alter von 101 Jahren gestorben. Sie hatte noch erlebt, dass Trude Simonsohn 2016 zur Frankfurter Ehrenbürgerin ernannt worden war. Es gibt einen bewegenden Film des jungen Regisseurs Adrian Oeser, in dem die beiden Frauen aus einem widerständigen Leben erzählen.
Sie spielten sich mit viel Humor und Augenzwinkern trotz der schrecklichen Geschehnisse im Erzählen die Bälle zu. „Eine Ausnahme – Überleben. Freundschaft. Widerstand“, heißt das Werk. Heydorn gehörte von 1936 bis 1945 zu einer Widerstandsgruppe des Internationalistischen Sozialistischen Kampfbundes in Hamburg. Sie verteilte unter Lebensgefahr Flugblätter und versteckte einen geflohenen Gefangenen.
Schon 2007 hatte das Land Hessen Irmgard Heydorn mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille geehrt. Am gestrigen Montag würdigte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) die Verstorbene als „große Persönlichkeit, die gegen das Naziregime kämpfte und Freiheit und Demokratie in den Mittelpunkt stellte“.
1962 war Heydorn nach Frankfurt umgezogen, hatte lange an der Volkshochschule unterrichtet. Sie engagierte sich in Frankfurt in der Ostermarsch-Bewegung und kämpfte gegen die Wiederaufrüstung Deutschlands. Wegen ihrer Mitgliedschaft im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) wurde sie aus der SPD ausgeschlossen – das gleiche geschah ihrem Genossen Heiner Halberstadt, der 1962 in Frankfurt den linken Treffpunkt „Club Voltaire“ gründete. Heydorn engagierte sich auch bei Amnesty International und baute die Europäische Verlagsanstalt mit auf.
Mehr als ein Vierteljahrhundert sprach sie als Zeitzeugin vor Schulkassen, Vereinen und in Universitäten. Sie ist auch Trägerin der Johanna-Kirchner-Medaille der Stadt Frankfurt.