Urteil im Ballstädt-Prozess: Haftstrafen für Rechtsextremisten

Erstveröffentlicht: 
24.05.2017

Mehr als drei Jahre nach dem Überfall von Rechtsextremisten auf eine Kirmesgesellschaft im thüringischen Ballstädt hat das Landgericht Erfurt am Mittwoch elf Täter verurteilt. Die Richter verhängten gegen neun Männer und eine Frau Strafen zwischen 26 Monaten und dreieinhalb Jahren. Ein Täter bekam eineinhalb Jahre auf Bewährung. Alle elf Angeklagten wurden wegen gefährlicher Körperverletzung in zehn Fällen verurteilt. Vier weitere Angeklagte sprach die 3. Strafkammer aus Mangel an Beweisen frei. Der Vorsitzende Richter Holger Pröbstel bezeichnete den Überfall als „herausragendes Ereignis, das über das bisher Erlebte weit hinausging“.

 

Zumindest die elf Verurteilten hatten in der Nacht zum 9. Februar in Ballstädt den Gemeindesaal gestürmt und die dort feiernden Kirmesfreunde verprügelt. Zehn Opfer erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Im Prozess sagte einer der Angeklagten, man habe sich „Respekt verschaffen“ wollen. Am Tag vor der Tat hatten Unbekannte bei dem rechtsextremen Treffpunkt „Alte Bäckerei“ eine Scheibe eingeworfen.

 

Die Verurteilung der Täter sei „ein wichtiges Signal für die Bewohnerinnen und Bewohner von Ballstädt, die unter dem Angriff gelitten haben und bis heute leiden“, sagte die Anwältin eines Nebenklägers. Der Prozess, der erst Ende  2015 begann, war eines der größten Verfahren gegen Neonazis in der Geschichte des Bundeslandes Thüringen.