Was erst nur ein Gerücht ist, ist nun wohl Gewissheit: Der einstige Deutschland-Chef der Neonazi-Gruppe "Blood and Honour" war Spitzel für den Verfassungsschutz. Laut Medien versorgte er unter dem Decknamen "Nias" die Behörde bis 2010 mit Informationen.
Der ehemalige Deutschland-Chef der Neonazi-Gruppierung "Blood and Honour" war nach Informationen der "Berliner Zeitung" V-Mann des Verfassungsschutzes. Ein Vertreter des Kölner Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) habe die V-Mann-Tätigkeit im geheim tagenden Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestags bestätigt, berichtet das Blatt.
Bereits Anfang der Woche hatten mehrere ARD-Magazine berichtet, der Ex-Chef der Organisation habe in den 90er Jahren für den Verfassungsschutz gespitzelt. Vermittelt worden sei er von der Berliner Polizei. Berlins Innensenator Andreas Geisel hatte die Berichte zunächst zurückgewiesen. "Nach jetzigem Kenntnisstand spricht für diese Erkenntnis erst mal nichts", sagte Geisel am Donnerstag.
Nun berichtete die "Berliner Zeitung", dass der in der rechten Szene unter dem Spitznamen "Pinocchio" bekannte Stephan L. von mindestens 2002 bis spätestens 2010 unter dem Decknamen "Nias" mit dem BfV zusammenarbeitete. Seine Aufgabe sei unter anderem gewesen, den Verfassungsschutz bei der Aufklärung von Nachfolgestrukturen der im Jahr 2000 verbotenen deutschen Division von "Blood and Honour" zu unterstützen.
Wie später bekannt wurde, unterstützten zahlreiche Mitglieder der nun vom Untergrund aus agierenden Gruppierung die untergetauchten NSU-Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Sie versorgten sie mit Waffen und mit Wohnungen zum Untertauchen. Das NSU-Trio hatte zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen brutal ermordet. Beate Zschäpe und vier weitere Unterstützer stehen deshalb in München gerade vor Gericht.
Quelle: n-tv.de , kpi/dpa