Die Ultra-Szene der SG Dynamo Dresden hat sich zu den Vorfällen in Karlsruhe geäußert. Doch statt Selbstkritik finden sich darin vor allem Forderungen an den DFB.
Dresden. Die Ultras der SG Dynamo haben sich zu den Vorfällen beim Auswärtsspiel in Karlsruhe geäußert. Ihre Lesart ist: Die Aktion sei ein Aufruf an den DFB gewesen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Wir hatten einen Schuss frei und genau dieser Schuss musste sitzen“, schreiben die organisierten Fans. Die im Stadion präsentierte Formulierung „Krieg dem DFB“ sei „die Überspitzung, die es benötigt, damit unsere Situation wahrgenommen wird, als das was sie ist. Ein Kampf“.
Keine rechtsextremen Tendenzen
Das Auftreten der rund 2000 Fans hatte das Sportliche massiv in den Hintergrund treten lassen. Die Dynamo-Fans hatten sich fast komplett in Militär-Outfit verhüllt, viele hatten sich zudem vermummt oder das Gesicht mit Tarnfarbe geschminkt. Bereits auf dem Weg zum Stadion wurde die Polizei mit Pyrotechnik beworfen. Anschließend wurde ein Stadioneingang gestürmt. Auch ein Imbisstand wurde Opfer der Fans. Es gab mehr als 30 Leichtverletzte.
Darauf gehen die Dynamo-Fans allerdings kaum ein. „Unsere Mottofahrt hatte niemals das Ziel, Menschen zu verletzen. Wir legen Wert auf eine Trennung zwischen dem Auftritt im Camouflage-Muster und unserer Provokation gegenüber dem DFB einerseits und dem Vorfällen am Eingang des Stadions“, heißt es. „Genauso deutlich möchten wir all denen eine Absage erteilen, die in unserem Marsch irgendwelche rechtsextremen Tendenzen sehen“, schreiben die Dynamo-Ultras weiter.
Der Trabi, der den Fanmarsch anführte, hat ein Nummernschild mit dem rechtsextremen Szenecode „88“. Ob das Kennzeichen Zufall oder Absicht ist, ist unklar. Im Internet war am Dienstag zudem ein Video aufgetaucht, in dem Dynamo-Fans einen schwarzen Passanten mit rechtsextremem Liedgut beleidigen.
Der Auftritt der Dynamo Dresden Fanszene am vergangenen Sonntag in Karlsruhe sorgte bundesweit für großes Aufsehen und Diskussionen. Der bewusst provokante Stil der selbsternannten "Football Army" öffnete dabei wieder einmal den Raum für rechte Inhalte und Diskriminierung. Das geteilte Video spricht eine unmissverständliche Sprache. An einer Raststätte wird eine schwarze Person die an den Gästefans vorbeiradelt von diesen mit einem rassistischen Gesang verhöhnt. Bei der Aussage "N***** aufm Fahrrad" handelt es sich um den Titel eines Liedes der Rechtsrockband "Die Lunikoff Verschwörung" des ehemaligen Landser Sängers Michael Regener. Eine Person trägt dabei ein "K-Block" T-Shirt der Ultras Dynamo. Ebenfalls ist dokumentiert, dass der Vorsänger von Ultras Dynamo von einem Wagen mit dem Kennzeichen "DD-VP 88" die Fans beschallte. 88 ist bekanntermaßen der Szenecode für "Heil Hitler". Eine Information, die in Dresden angesichts der nie enden wollenden Diskussion bekannt ist. Es zeigt sich erneut, dass die Fanszene Dresden auch nach dem Verbot der rechtsradikalen Gruppe "Faust des Ostens" die Trennlinie zwischen Provokation und Menschenfeindlichkeit nicht ziehen kann.
Geplaatst door Ultrapeinlich op woensdag 17 mei 2017
Mehr gibt es dazu nicht. Stattdessen wird mit vielen Worten der DFB kritisiert. Der verweigere den Kontakt zur Basis, wolle lediglich Millionen scheffeln. „Mittlerweile befindet sich die Fußballszene in einer Diktatur“ heißt es. Die Ultras bräuchten „Luft zum Atmen“, schreiben sie und schießen vor allem gegen das DFB-Sportgericht, von dem nun die nächste harte Strafe droht. „Wir sprechen diesem Gericht jede Legitimation ab. Der DFB ist ein Staat im Staat mit seinen eigenen Regeln und Gesetzen, die er nach Herzenslust selber umgeht, bricht oder einfach ignoriert“, so die Ultras.
„Es muss wieder Vernunft einkehren und miteinander statt übereinander geredet werden“, heißt es. Von neuen Strafen werde man sich nicht abschrecken lassen. Das werde die Fans nicht aufhalten.
Standpunkt Ultras Dynamo
„Krieg dem DFB!“ Was sollte dieser Spruch? Diese Frage stellen sich in diesen Tagen zahlreiche Menschen in Dresden und über die Stadtgrenzen hinaus. Was genau wollen wir Ultras mit diesem Spruch bezwecken und warum musste so ein Auftritt sein?
Bevor wir unsere Motivation erklären, gleich vorab, damit es auch alle kapieren. Unsere Mottofahrt hatte niemals das Ziel, Menschen zu verletzen. Wir legen Wert auf eine Trennung zwischen dem Auftritt im Camouflage-Muster und unserer Provokation gegenüber dem DFB einerseits und dem Vorfällen am Eingang des Stadions. Genauso deutlich möchten wir all denen eine Absage erteilen, die in unserem Marsch irgendwelche rechtsextremen Tendenzen sehen. Und allen Trittbrettfahrern möchten wir sagen: Fickt euch!
Als fünf Tage vor unserem Gastspiel in Karlsruhe der KSC zu einem „Geisterspiel“ verurteilt wurde, war für uns sofort klar, dass wir uns solidarisch zeigen müssen. Seitdem die Verhandlungen über Pyrotechnik seitens des DFB abrupt abgebrochen wurden, drehen sich der Verband sowie Vereine und Fans im Kreis. Lösungsansätze, wie man vernünftig mit der aktiven Fanszene in Deutschland umgeht, gibt es nicht. Dem DFB wäre es am liebsten, dass dieses ganze unbequeme Publikum für immer verschwindet, damit die Gelddruckmaschine Fußball schön weiter wie geschmiert läuft, ohne zu stottern. Die meisten Vereine sehen es genauso und ziehen mit, denn der Rubel rollt ja. Wer sich artig verhält, bekommt genug vom Kuchen ab. Die ersten Leute wenden sich mittlerweile schon vom Fußball ab und die Zeiten, als jedes Freundschaftsspiel der Nationalmannschaft ausverkauft war, sind vorbei. Der DFB ist, wie man so schön sagt, eine Mottenkiste – keine Kreativität, kein frisches Blut, keine innovativen Ideen, kein Kontakt zur Basis, kein Kontakt zu den Fans. Wichtiger ist das Drei-Gänge-Menü in der VIP-Lounge. Die Zeiten, in denen Fußballlegenden beim DFB gearbeitet haben, sind vorbei. Die Posten schieben sich mittlerweile Politiker zu. Und selbst da wird mit harten Bandagen gekämpft und wer zu weich ist, verliert den Kampf.
Wie bereits angesprochen ist das große Problem, dass der DFB und die
aktiven Fanszenen seit mehreren Jahren nicht mehr miteinander sprechen
sondern nur noch übereinander. In einem so fortschrittlichen Land wie
Deutschland ist das ein absolutes Armutszeugnis. Es gibt überall auf der
Welt Konflikte. Die meisten können gelöst werden, weil man miteinander
redet. In unserem Konflikt existiert seit Jahren keine Kommunikation
mehr. Was daraus wird, kann man im Stadion gut beobachten. Die eine
Seite zündet was das Zeug hält und geht ihren eigenen Weg, während die
andere Seite die Vereine bestraft. Mittlerweile werden Strafen nicht
mehr nur für das Zünden von Pyro verhängt, sondern auch für Spruchbänder
mit Inhalten, welche eigentlich unter die freie Meinungsäußerung
fallen.
Unzählige Beispiele könnten aufgeführt werden. Aktuell bekommt jeder Verein eine Strafe für Äußerungen seiner Fans gegen RB Leipzig und gegen den Verband selbst. Die Vereine sind der letzte Puffer zwischen den Fronten und alles wird auf ihrem Rücken ausgetragen. Mittlerweile befindet sich die Fußballszene in einer Diktatur. Es wird vom Verband keine Kommunikation, keine freie Meinungsäußerung, keine Diskussion über schwierige Themen wie Pyrotechnik im Stadion zugelassen. Doch ganz loslassen von den ULTRAS kann man dann doch nicht, denn Stimmung sollen wir schon machen und Choreografien dürfen auch gerne gebastelt werden. Das Ganze soll allerdings nur im gewünschten Rahmen stattfinden. Und den gibt selbstverständlich der DFB vor. Der Pöbel darf also die Reichen belustigen, soll aber seine Schnauze halten und Wünsche und Anregungen für sich behalten, denn für diese ist kein Platz.
Was also machen wir nun? Soll das ewig so weiter gehen? Hoffentlich nicht! Es muss wieder Vernunft einkehren und miteinander statt übereinander geredet werden. Doch wie erreicht man einen Verband, den offensichtlich jede Kommunikation scheiß egal ist? Wie erreicht man eine große und breite Öffentlichkeit, die zum großen Teil keine Ahnung von diesem Konflikt hat oder haben will? Wie kommt es zur nötigen Aufmerksamkeit, um ordentlich Druck in den Kessel zu bekommen?
Videobotschaften an den DFB, Leserbriefe und Texte auf einer Homepage
sind einfach nur Zeitverschwendung. Das wird ignoriert und abgetan, als
eine weitere Botschaft einer lästigen Minderheit in die Ablage gelegt.
Nein, ganz offensichtlich brauch es die größtmögliche Provokation, damit
die Leute endlich kapieren, dass es so nicht weitergehen kann!
Wir hatten einen Schuss frei und genau dieser Schuss musste sitzen. Was
gab es da besseres, als dieses KSC-Spiel. Unser Motto passte an diesem
Tag perfekt. Das Wort Krieg mag für manchen zu weit gehen. Für uns ist
dieser Ausdruck die Überspitzung, die es benötigt, damit unsere
Situation wahrgenommen wird, als das was sie ist. Ein Kampf! Ein Kampf,
der nicht erst seit gestern geführt wird und mittlerweile jenseits von
gut und böse ist. Deshalb wurden spektakuläre Bilder geliefert, um die
breite Öffentlichkeit und die Medien darauf aufmerksam zu machen. Ganz
offensichtlich hat das funktioniert.
Was wollen wir nun eigentlich von diesem großen Verband und von der Politik?
Wir haben die Schnauze voll, wie Affen in einem Käfig gehalten zu werden. Wir sind eine Jugendkultur und brauchen Luft zum Atmen. Wie im gesellschaftlichen Leben werden auch beim Fußball Fehler gemacht. Es werden Grenzen ausgetestet oder sich bloß auf die Nase gehauen. Der Reiz an dem, was man nicht tun darf, ist immer da und wird immer bleiben.
Was also bringen diese ganzen Verbote, Einschränkungen und Bestrafungen? Nichts, sie bewirken das komplette Gegenteil von dem, was der Verband sich erhofft. Wir müssen zusehen, wie ein Herr Grindel vor drei Wochen im VIP-Bereich des Rudolf-Harbig-Stadions jedem die Hand schüttelt. Hätte er die Zeit nicht nutzen können, um auf die Basis, die Fans, zuzugehen? Was haben die Leute für Probleme? Wie kann man den Leuten helfen? Was wollen diese Leute eigentlich und warum machen sie so viel für ihren Verein? Diese Zweiklassengesellschaft zieht sich wie ein Roter Faden durch dieses ganze Land. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer, genau wie die Kluft zwischen Verband, Vereinen und Fans. Die Sorgen und Nöte nimmt man nicht ernst und deshalb müssen radikale Schritte her, damit man uns endlich wieder zuhört. Wir wollen diesen kommerziellen Weg nicht mehr mitgehen. Die Grenze ist erreicht.
Korrupte Verbände regieren unseren Sport und jeder angeblich saubere Neuanfang stinkt schon kurze Zeit später wieder zum Himmel. Überall macht man sich die Taschen voll. Bei uns Fans werden mittlerweile kleinste Fehltritte mit drakonischen Strafen sanktioniert, aber über eigene Verfehlungen hüllt man den Mantel des Schweigens.
Auch der Sport selbst bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont. Es
gibt kaum noch Spieler, die zu einem Verein wechseln, weil sie dort gern
hin möchten und darauf brennen, dort zu spielen. Die Branche wird von
Beratern regiert, die Spieler handeln, als wären sie ein Spielzeug.
Nachwuchsspieler werden schon im Kindesalter gedrillt und auf die große
Karriere vorbereitet. Doch die meisten Kinder werden verheizt und
schaffen es nicht zum Profi. Und was ist danach? Die gesamte Kindheit
haben diese Kinder verpasst, weil sie einem Luftschloss hinterher
geeifert haben. Der Verband und die Politik gucken einfach nur zu, wie
der nächste 18-Jährige mit einer Million im Jahr nach Hause geht und
sich dann wundert, warum er später im Leben nicht mit Geld umgehen kann,
spielsüchtig wird oder einfach nur trinkt. Wir wollen, dass ihr die
Probleme ansprecht, die es wirklich gibt. Es wird Zeit das ihr mit
diesen Themen offen umgeht.
Der größte Punkt aber, der uns richtig auf den Keks geht, ist die Sportgerichtsbarkeit. Wir sprechen diesem Gericht jede Legitimation ab. Der DFB ist ein Staat im Staat mit seinen eigenen Regeln und Gesetzen, die er nach Herzenslust selber umgeht, bricht oder einfach ignoriert. Andere Vereinigungen würden von ordentlichen Gerichten dieses Landes als kriminelle Vereinigung verurteilt. Nicht aber der DFB, denn er hat sich ein so großes Netzwerk aufgebaut, sodass ihm auch Steuerhinterziehung im großen Stil seinen Status nicht streitig macht.
Was wir selber mit unserem Verein vorm Sportgericht schon alles erleben durften, ist atemberaubend. Als wir aus dem DFB-Pokal ausgeschlossen wurden, wollten wir bis zur letzten Instanz gehen, um die Sache endlich gerichtlich prüfen zu lassen. Dass es nicht soweit kam, war bis heute die größte Fehlentscheidung auf einer Mitgliederversammlung der SG DYANMO DRESDEN. Man hat sich, so ehrlich müssen wir sein, um den Finger wickeln lassen. Abmachungen und Versprechungen wurden nie eingehalten – welche Überraschung!
Es ist wie immer in dieser Gesellschaft. Der Adel gibt dem armen Mann für die nächsten drei Monate genug zu essen, bis er wieder am Tropf hängt und wenn er wieder unbequem wird, gibt es die nächste große Ration. So hält man die Masse still, verdient munter weiter und lebt in einer Liga, die nur für auserwählte bestimmt ist. Dieser Kreislauf muss gebrochen werden! Wir müssen und dürfen uns nicht mehr einschüchtern lassen! Stellt Forderungen, kämpft für eure Werte, kämpft für Meinungsfreiheit, stellt euch dem Kommerz und diesen mafiösen Strukturen beim DFB entgegen! Wir müssen mit denen in diesem Land, die genauso denken wie wir, wieder auf die Straße gehen. Wir brauchen vertrauensvolle Gespräche mit Personen, die uns ernst nehmen.
Wir sind gespannt wie es nun weiter geht. Der DFB wird nach Wegen suchen uns so hart wie möglich zu bestrafen und wie immer dabei die Vorgaben unseres Rechtsstaates ignorieren. Aufhalten wird uns das aber nicht.
ULTRAS DYNAMO & die aktive Fanszene der SGD