„Undersea Defence Technology“ - Streit über Rüstungsmesse

Erstveröffentlicht: 
17.05.2017

In Bremen beginnt am 30. Mai eine dreitägige Messe, zu der rund 1200 Vertreter von Militär und Rüstungsindustrie erwartet werden. Ein Friedensforum macht dagegen mobil.

 

Von Jürgen Theiner

Eine ungewöhnliche Veranstaltung in den Messehallen an der Bürgerweide hat das Zeug zum Politikum. Vom 30. Mai bis 1. Juni findet dort die „Undersea Defence Technology“ (UDT) statt, eine militärtechnische Fachtagung samt Produktausstellung, bei der alles zusammenströmt, was in der Marinerüstung Rang und Namen hat.

Gerechnet wird mit rund 1200 Industrievertretern, Militärs und Forschern aus aller Welt. Das Bremer Friedensforum macht gegen die Messe mobil, wird damit aber wohl nichts bewirken. Die UDT genießt die Unterstützung des Senats. Die „Undersea Defence Technology“ gibt es seit 30 Jahren.

Sicherheitssysteme zum Schutz von Häfen

Für die Neuauflage in Bremen haben sich nach jetzigem Stand rund 80 Aussteller angemeldet, die für ihre technischen Innovationen in der Unterwasserkriegführung werben wollen. Es geht dabei um U-Boot-Technologie und U-Boot-Bekämpfung, Minen, Torpedos und was die Seestreitkräfte vieler Länder sonst in ihren Arsenalen haben beziehungsweise gerne hätten.

Auch Sicherheitssysteme zum Schutz von Häfen und die Abwehr terroristischer Bedrohungen werden thematisiert. Aus Bremen wird unter anderem die Firma Atlas Elektronik mit einem Stand vertreten sein. Die Veranstalter werben auf ihrer offiziellen Website ausdrücklich damit, dass Entscheidungsträger aus den militärischen Hierarchien verschiedener Staaten auf der Messe anwesend sein werden.

Das Eröffnungsreferat hält der Inspekteur der Deutschen Marine, Vizeadmiral Andreas Krause. Für das Bremer Friedensforum, das sich als militär- und rüstungskritische Bürgerinitiative versteht, ist die UDT eine Verkaufsveranstaltung für „Waffen, die die Welt nicht braucht“.

Rathaus sieht kein Problem

Es werde „zwar kein modernes U-Boot an die Schlachte schippern, aber militärisch nutzbares High-Tech vom Feinsten gezeigt und angepriesen. Und man wird auf Verträge hoffen. Das ist die Regel bei derartigen Events“, heißt es in einer Erklärung des Forums.

Sein Sprecher Ekkehard Lentz hatte sich bereits vor einiger Zeit an das Rathaus gewandt, um gegen die Ausrichtung der UDT durch die Messe Bremen zu protestieren. Die Senatskanzlei wies die Einwände in einem Antwortschreiben jedoch zurück. Die UDT sei „keine Waffenmesse“, hieß es in der Stellungnahme. Im Wirtschaftsressort sei man sich der Problematik bewusst, dass einige der auf der UDT beworbenen Produkte sowohl zivil als auch militärisch verwendbar seien.

„Aus industriepolitischer Sicht und unter dem Gesichtspunkt der Sicherung hochwertiger Arbeitsplätze“ begrüße es der Wirtschaftssenator jedoch, „wenn durch den Bundessicherheitsrat genehmigte Exportgeschäfte zur Standortsicherung bremischer Unternehmen beitragen und diese Produkte auch auf internationalen Messen wie der UDT 2017 beworben werden“, so die offizielle Haltung.

Protestkundgebung auf der Bürgerweide

Für Ekkehard Lentz kann es damit nicht sein Bewenden haben. Im Namen des Friedensforums hat er für den Eröffnungstag der „Undersea Defence Technology“, den 30. Mai, eine Protestkundgebung auf der Bürgerweide angemeldet. Sie soll um 17 Uhr beginnen.

Über solche friedlichen Aktionen müsste sich die Polizei keine allzu großen Gedanken machen. Doch was, wenn die UDT Zielscheibe militanter Aktionen gewaltbereiter linksextremistischer Gruppierungen wird? Darüber hat man sich nach Informationen des WESER-KURIER bei den zuständigen Behörden bisher kaum Gedanken gemacht.

„Das hatten wir bisher nicht auf dem Schirm“, räumt ein Akteur aus dem Bremer Sicherheitsapparat ein. „Die linksautonome Szene ist momentan auffallend ruhig. Die sind voll konzentriert auf den G-20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg. Da wollen die alle hin, und keiner möchte vorher wegen irgendwelcher Scherereien mit der Polizei aus dem Verkehr gezogen werden“, so der Insider.

Akquise-Erfolg

Beim G-20-Gipfel treffen die Staats- und Regierungschefs der zwanzig einflussreichsten Industrie- und Schwellenländer. Dort wird von den Sicherheitsbehörden mit massiven gewalttätigen Ausschreitungen gerechnet. Die Messe Bremen sieht es als „Akquise-Erfolg“ an, die UDT in die Hansestadt geholt zu haben.

„Das ist eine wirklich hochkarätige Veranstaltung, die letztes Jahr in Oslo ausgerichtet wurde und nächstes Jahr in Paris stattfindet“, sagt Sprecherin Christine Glander. Im Übrigen würden alle von der Messe Bremen geplanten Termine vom Wirtschaftsressort geprüft. Von dort seien keine Einwände gekommen.

Dass es immer mal Veranstaltungen gebe, mit denen sich nicht jeder anfreunden könne, könne kein Grund für eine Absage sein. Glander: „Das war bei Xavier Naidoo ja auch so.“ Warum die Wahl des Veranstaltungsortes überhaupt auf Bremen fiel, war am Mittwoch nicht in Erfahrung zu bringen. Die Londoner Agentur Clarion Events ließ eine Anfrage unbeantwortet.