Kirchmöser (Brandenburg) Verkupplungsshow für den völkischen Nachwuchs

Erstveröffentlicht: 
12.05.2017

In Kirchmöser in Brandenburg traf sich ein völkisch-antisemitischer Verein. Dort wurde ein Maitanz abgehalten, der als Kuppelveranstaltung für den rechtsextremen Nachwuchs dienen soll.

 

Brandenburg/Havel – Es herrschte reger Betrieb im sonst beschaulichen Kirchmöser. Auffällig viele Autos mit auswärtigen Kennzeichen und Jugendliche mit Wandergepäck, Tracht, die Mädchen mit geflochtenem Haar, ganz im Stil völkischer Jugendbünde tauchten am vergangenen Wochenende in dem ländlichen Ortsteil von Brandenburg/Havel in ruhiger Seenlandschaft auf. Ihr Ziel war ein zur Tagungsstätte ausgebauter früherer Bauernhof, der dem Verein „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff)“, kurz BfG, einer rechtsextremistischen Weltanschauungsgemeinschaft, gehört. Dort wurde am vergangenen Samstag ein Frühlingstanz abgehalten, eine Art Verkupplungsshow für den völkischen Nachwuchs. 

 

Es sind kinderreiche Familien, die germanische Bräuche pflegen


Zwar vermeidet der in Bayern ansässige Verein eine offizielle, explizit politische Betätigung. Einen zentralen Zweck in der Organisierung sieht der BfG in der „Erhaltung der Mannigfaltigkeit der Völker und Kulturen“ und bietet damit auch eine Schnittstelle zur Ideologie des Ethnopluralismus der Neuen Rechten. Besonders bei sogenannten völkischen Siedlern findet das Anklang. Es ist ein besonders gefestigtes Milieu der rechtsextremen Szene bis hinein zu Anhängern der verbotenen „Wiking Jugend“ und der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ). Es sind kinderreiche Familien, die sich bewusst für ein Leben in ländlichen Gegenden, fernab der multikulturellen Metropolen, entscheiden. Sie pflegen vorchristliche, germanische Bräuche wie Sonnenwendfeiern oder den Maitanz.

 

Es sind Familien wie die von Bernhard Schaub. Der Schweizer, der mit seiner Frau und ihren Kindern im mecklenburgischen Landkreis Mecklenburgische Seenplatte wohnt, ist ein bekannter Holocaust-Leugner. Er stand dem inzwischen verbotenen „Verein zur Rehabilitierung der wegen des Bestreiten des Holocaust Verfolgten“ vor. Im Jahr 2006 nahm er an der so genannten „Holocaustleugnungs-Konferenz“ in Teheran teil. Er gilt als Kopf und Gründer der Revisionisten-Gruppe „Europäische Aktion“. In Kirchmöser war Schaub kurzzeitig anwesend, um seine Kinder zum Maitanz in die Obhut des BfG zu übergeben. 

 

Brandenburgs Verfassungsschutz stuft den Verein als rechtsextrem ein


Insgesamt 150 Personen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt sowie vereinzelt aus Rheinland-Pfalz, Hamburg und Berlin reisten zum Maitanz beim BfG an. Brandenburgs Verfassungsschutz stuft den Verein als rechtsextrem ein und beobachtet den BfG verstärkt seit dem Erwerb des Grundstückes in Kirchmöser im Jahr 1999. Zuvor waren die Ludendorffer in Brandenburg nur durch sporadische Flugblattaktionen aufgefallen.

 

Der 1937 gegründete Weltanschauungsverein ist auf die Lehren der 1966 gestorbenen Mathilde Ludendorff eingeschworen, Frau von General Erich Ludendorff, der 1923 am Hitlerputsch beteiligt war. In ihrem Geiste verkündet er ein „Gotterleben“, das als „Erbgut“ im Unterbewusstsein der Menschen angelegt sei – aber in jeder Rasse auf andere Weise. Deshalb wird „Rassemischung“, da sie „Rasseerbgut“ verstreue, strikt abgelehnt. Von hier ist es aus Sicht des Verfassungsschutzes nur ein kleiner Schritt zu den antisemitischen Auslassungen, für die auch der BfG bekannt ist.