Brandenburgs Innenminister Schröter lobt den Präsidenten von Energie Cottbus für den neuen Umgang mit Neonazis. Harte Worte gibt es für die Amtsvorgänger - darunter der Präsident des Landessportbundes.
Potsdam - Der wegen Ausschreitungen rechtsextremer Fußballfans in die Kritik geratene FC Energie Cottbus stellt sich nach den Worten von Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) inzwischen dem Problem – nämlich den Machenschaften des kriminellen Netzwerks um die 1999 gegründete Fangruppe „Inferno Cottbus“.
Inferno - für Schröter ein Krebsgeschwür, dann eine Wucherung
Die Polizeidirektion Süd habe sich lange darum bemüht. „Jetzt hat man
auch im Verein erkannt, dass es dort ein Problem gibt“, sagte Schröter
am Donnerstag im Innenausschuss des Potsdamer Landtags. „Es hat sich
etwas verändert, man verdrängt das Thema nicht mehr.“ In der
Vergangenheit habe es zahlreiche Gespräche und Hinweise der
Sicherheitsbehörden gegeben. „Wenn der Verein das nicht umsetzt, muss
man sich auch nicht wundern, wenn aus einem kleinen Krebsgeschwür eine
große Wucherung entsteht“, sagte Schröter.
Damit spielte Schröter
auf die Vorgänger des aktuellen Präsidenten Michael Wahlich an, der
seit Sommer 2016 im Amt ist. Er hatte nach den von RBB und PNN
aufgedeckten Verstrickungen von Inferno gesagt, es gebe noch viel
Arbeit. Zugleich hatte der Energie-Präsident seine Vorgänger kritisiert.
Diese hätten nach dem nur durch Druck aus der Landespolitik und den
Sicherheitsbehörden verhängten Auftrittsverbot für Inferno 2013 die
Sache offenbar schleifen lassen: „Wenn man eine Weile wegguckt, wenn
nichts passiert, hat die andere Seite Gelegenheit sich neu zu formieren
und zu strukturieren.“ Aber es sei gut, „dass da jetzt endlich drüber
gesprochen wird“.
Welche Rolle spielte der Präsident des Landessportbundes
Der Verein hatte das Auftrittsverbot 2013 nach langem Murren und
Leugnen eines Problems mit rechtsextremen Fans auf Druck der
Sicherheitsbehörden beschlossen – geduldet wurden sie trotzdem.
Energisch eingeschritten war der Verein nie, auch weil der Einfluss von
Inferno groß war. Verantwortlich für die lasche Linie war auch Wolfgang
Neubert, der von 2014 bis 2016 Präsident des Klubs war. Heute ist er
immer noch in prominenter Position – nämlich als Präsident des
Landessportbundes und als Leiter der Lausitzer Sportschule Cottbus.
Inferno,
das vom Verfassungsschutz beobachtet und als rechtsextremistisch
eingestuft wird, hatte wie berichtet am Mittwoch im sozialen Netzwerk
erklärt, sich aufzulösen. Grund sind Ermittlungen der Polizei zu einem
Fackelmarsch von 120 Neonazis im Januar in Cottbus, aber auch zu Gewalt
und Drohungen gegen Mitglieder anderer Fangruppen. Der Innenexperte der
CDU-Landtagsfraktion, Björn Lakenmacher, sprach von einer „braunen Soße“
aus Kampfsportlern, Rockern, Hooligans und Neonazis, die es unmöglich
mache, eine „normale Fankultur zu leben“. Energie Cottbus sei Opfer
einer Unterwanderung durch die Neonazis.
Schröter spricht von Auflösung einer Facebook-Gruppe
Innenminister Schröter erklärte, Polizei und Verfassungsschutz würden ihre Ermittlungen „wegen der Auflösung einer Facebookgruppe“ aber nicht einstellen, das Problem werde sich auch nicht erledigt haben. „Die Personen sind immer noch dort“, sagte Schröter. Nötig sei aber mehr als die Arbeit der Sicherheitsbehörden: „Hier braucht es eine Ächtung der ganzen Region, der ganzen Stadt, hier muss es ein Abstoßen geben.“ Der CDU-Landtagsabgeordnete Sven Petke sagte: „Niemandem kann daran gelegen sein, dass die Nachrichten unser Land, die Stadt und den Fußball beschädigen.“