Söhne Mannheims Nach Krisentreffen: Naidoo rudert zurück

Erstveröffentlicht: 
09.05.2017

In den Streit um einen abfälligen Liedtext der „Söhne Mannheims“ hat sich nun auch die Politik eingemischt: Mannheims Stadtspitze lud die Musiker um Sänger Xavier Naidoo zu einem Krisengespräch. Danach äußert sich Naidoo via Facebook – und räumt Missverständlichkeiten ein.

 

Mannheim. Im Streit um massive Kritik an Politikern in einem Lied sind Musiker der Popgruppe Söhne Mannheims und Verantwortliche der Stadt Mannheim am Montagabend zu einem Krisentreffen zusammengekommen. Beide Seiten haben bei dem mehr als dreistündigen Gespräch im Technischen Rathaus ihre Standpunkte dargelegt. 

 

Naidoo äußert sich via Facebook


Ein Mitarbeiter von Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) sprach danach von einem „intensiven Austausch“ im sogenannten Collini-Center am Neckar-Ufer. Am Dienstag soll über das Ergebnis des Krisentreffen informiert werden. Erwartet wurde, dass jede Seite eine eigene Erklärung vorlegt.

 

Xavier Naidoo nahm als eines von mehreren Bandmitgliedern am Gespräch teil. Er ist Mit-Autor des umstrittenen Lieds „Marionetten“, in dem es über Politiker unter anderem heißt: „Teile eures Volks nennen euch schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter.“

 

Am Dienstagmorgen äußerte er sich ausführlich über seine Facebook-Seite. Der 45-Jährige räumte in dem langen Eintrag ein, dass er umstrittene Song „Marionetten“ missverständlich sei.

 

Es handele sich „um eine zugespitzte Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Strömungen, also um die Beobachtung bestimmter Stimmungen, Auffassungen und Entwicklungen“, so der Musiker. Diese Beschreibung sei „bewusst überzeichnet“. „Das mag missverständlich gewesen sein“, räumte Naidoo ein.

 

Der Musiker betont in dem Statement, er selbst und die Band Söhne Mannheims stünden „für eine offene, freiheitliche, liberale und demokratische Gesellschaft, in der viele Kulturen gemeinsam zusammenleben und in der es allen Menschen möglichst gut geht“. Dies sei ihm wichtig und dafür lohne es sich, einzustehen. Allerdings hätten momentan „viele Menschen zumindest das Gefühl“, dass „sie nicht mehr „mitgenommen“ werden von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik“. Das sei gefährlich und könne zu Extremismus führen, der nie gut sei. 

 

Band fühlt sich missverstanden


Der Song hat den Söhnen Mannheims („Geh' davon aus“) weitreichende Missbilligung eingebracht. Kritiker geißeln das Lied als mindestens rechtspopulistisch. Satiriker Jan Böhmermann hatte das Lied unlängst aufs Korn genommen, ein entsprechendes Video sorgte für viel Aufsehen.

 

Auch Sponsoren haben mittlerweile reagiert: Die Versicherungsgesellschaft HUK-Coburg, die ein Festival mit den Söhnen Mannheims sponsort, hat sich von der Band distanziert. „Die Botschaften im Lied „Marionetten“ finden wir unakzeptabel“, teilte die Versicherungsgesellschaft mit. Auf Distanz geht auch ein Bremer Radiosender: Bremen Vier hatte zuvor die Kooperation bei einem Konzert der Gruppe am 13. Mai abgesagt. Bremen-Vier-Chef Helge Haas begründete das unter anderem damit, es würden Verschwörungstheorien befeuert. Auch ein Konzert von Naidoo im Dezember wird nicht mehr von dem Sender präsentiert.

 

Die Band indes fühlt sich unverhältnismäßig hart attackiert. „Ich verstehe das Lied als Appell zum Nachdenken darüber, dass Politik oft missbraucht wird. Und da wollen wir - mit zugegeben überzeichneten Worten - aufrufen, etwas dagegen zu tun“, sagte Sänger Henning Wehland, als vor einer Woche erste Kritik laut wurde. Band-Kollege Rolf Stahlhofen betonte damals: „Das Lied ... ist ein Aufruf zum Dialog.“

 

Die Musiker und die Stadtverwaltung arbeiten seit Jahren eng zusammen. Aktuell kooperieren beide Seiten etwa bei Kulturprojekten zur Erfindung des Fahrrads vor 200 Jahren in Mannheim. Weitere Initiativen sind die bundesweit bekannte Popakademie in Mannheim sowie die künftige Nutzung ehemaliger US-Militärareale in der Stadt.