Die Leipziger Strombörse EEX ist in Europa längst die Nummer eins. Jetzt mischt sie auch den US-Markt auf – und übernimmt den dortigen Branchenzweite Nodal Exchange. Mehr als 100 Millionen Dollar lassen die Leipziger sich das kosten.
Leipzig. Mit einem so schnellen Abschluss hatte Peter Reitz selbst nicht gerechnet. Noch vor einer Woche hatte der Chef der Leipziger Strombörse EEX angekündigt, bis Ende Juni den Zukauf des US-Konkurrenten Nodal unter Dach und Fach zu bringen. Doch statt zwei Monate dauerte es dann nur eine Woche: Am Donnerstag meldete Reitz Vollzug. Alle Genehmigungen lägen bereits vor, der Anfang März vereinbarte Zukauf kann damit nun umgesetzt werden. Überraschend hatten die US-Behörden vorzeitig grünes Licht für die Fusion gegeben.
Für die Leipziger Strombörse ist es der größte Zukauf aller Zeiten. Mehr als 100 Millionen US-Dollar lässt sie sich den US-Zukauf kosten. Genauer wollte die EEX nicht werden. „Der Kaufpreis lag im niedrigen dreistelligen Millionenbereich“, sagte eine Sprecherin. Für die EEX, die zuletzt 234 Millionen Euro umsetzte und knapp 58 Millionen Euro Gewinn machte, ist das ein stolzer Preis. Wie das finanziert wird, ließ die Sprecherin offen. „Weitere Angaben kann ich dazu nicht machen.“
Nodal bisher Nummer 2 in den USA
Nodal ist in den USA die zweitgrößte Strombörse hinter dem Marktführer ICE aus Atlanta. Der Herausforderer war erst 2009 angetreten – und binnen weniger Jahre an der bisherigen Nummer 2, CME aus Chicago, vorbeigezogen. Rund ein Viertel der Spot- und Termingeschäft mit US-Strom läuft inzwischen über Nodal.
EEX-Chef Reitz sieht den Zukauf als „wichtigen Meilenstein“ auf dem Weg zu einer globalen Rohstoffbörse. „Der Erwerb ist ein wichtiger Schritt, um die EEX-Gruppe langfristig als globale Börse zu positionieren. Mit Nodal ist die EEX-Gruppe, die ihren Hauptsitz in Leipzig hat, nun in drei Zeitzonen präsent.“
Dafür fehlte bisher ein Standort in Amerika. In Ostasien ist die EEX bereits seit einem Jahr vertreten: Im April 2016 wurde in Singapur die Warenterminbörse CLTX übernommen. In Europa ist die EEX seit Jahren auf Einkaufstour: 2015 wurde die Pariser Powernext übernommen, Mitte 2016 die Prager PXE. Nodal ist nun der zweite Zukauf in Übersee.
Kein Jobabbau geplant
Ihren Sitz hat die US-Strombörse in Tysons Corner, einem in Virginia gelegenen Vorort von Washington mit 20 000 Einwohnern. Verglichen mit der EEX, in Europa unangefochten die Nummer 1, sieht die Nodal-Zentrale bescheiden aus. Nur 50 Mitarbeiter sind dort tätig. Die EEX hat dagegen 453, davon 208 allein in Leipzig.
Ändern soll sich durch den Zusammenschluss an beiden Orten wenig. „Es gibt keine Umzugspläne“, sagte die EEX-Sprecherin. Eine Zusammenlegung von Funktionen sei schon wegen der Zeitverschiebung kaum möglich. „Das ist ein komplett anderer Markt.“ Der Zukauf habe daher keine Auswirkungen auf die Jobs in Leipzig.
Auf der anderen Seite des Atlantiks bleibt auch die Nodal-Spitze im Amt. Paul Cusenza soll auch künftig die EEX-Tochter leiten. Einen Platz im EEX-Vorstand wird er aber nicht erhalten. Das war vor zwei Jahren bei Powernext noch anders gelaufen: Deren Chef Jean-François Conil-Lacoste sitzt seither auch im EEX-Vorstand
Von Frank Johannsen