Jamel: Rechtsradikale Feier in den Mai

Erstveröffentlicht: 
03.05.2017

Wie die Polizei dem NDR auf Nachfrage bestätigte, haben in Jamel (Landkreis Nordwestmecklenburg) am Wochenende rund 250 Teilnehmer aus dem rechtsradikalen Spektrum lautstark in den Mai gefeiert. Zu der als private Geburtstagsfeier angemeldeten Walpurgisnachts-Veranstaltung kamen Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter auch NPD-Politiker wie der ehemalige Landtagsabgeordnete David Petereit.

 

Polizei ermittelt wegen verschiedener Delikte


Die Polizei kontrollierte zahlreiche Anreisende und fand einen Elektroschocker. Sie ermittelt wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, sagte eine Sprecherin der Polizei Wismar. Weitere Anzeigen seien wegen Verkehrsverstößen und der unerlaubten Nutzung einer öffentlichen Fläche als Parkplatz in der Dorfmitte gestellt worden. Bürgermeister Uwe Wandel wollte sich dazu auf Anfrage jedoch nicht äußern. 

 

Das "Nazidorf" der Volksgemeinschaft


Jamel gilt als "Nazidorf", weil viele der Einwohner der rechtsradikalen Szene angehören. Die "Dorfgemeinschaft Jamel" um den Neonazi Sven Krüger bezeichnet sich selbst als "frei, sozial und national". Zur diesjährigen Walpurgisfeier waren viele Gäste in völkischen Trachten angereist, um mit Kreistänzen und einem Maibaum traditionelles Brauchtum zu pflegen. Für die zahlreichen Kinder gab es Ausfahrten auf dem Traktoranhänger und eine Hüpfburg des Unternehmers und Ex-NPD-Kandidaten Steffen Meinecke - die Inszenierung einer ganz normalen Mai-Feier.

 

Doch unter den Gästen war auch der mehrfach vorbestrafte Neonazi Ragnar D., der wegen der Durchführung einer "rassepolitischen" Schulung und zuletzt im Februar wegen eines Angriffs auf einen Fotoreporter zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Alf B. ehemaliger „Einheitsführer" der verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) und frühere NPD-Aktivisten wie Tino Streif und Mathias Schuldt packten beim Aufstellen des Maibaums mit an. 

 

Preisgekrönte Panorama Reportage spielte in Jamel


Jamel ist nach Ansicht von Rechtsextremismus-Experten Teil einer völkischen Erlebniswelt und ein Beispiel für durchgesetzte räumliche Dominanzansprüche. Im Ort geben die rechten Bewohner den Ton an, Gegner werden angefeindet. Für die mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Panorama Reportage "Im Nazidorf" hatte der Reporter Michel Abdollahi 2015 für einen Monat in einer Holzhütte mitten im Dorf gelebt.