Halle (Saale) - Ein brutaler Angriff nach der Neonazi-Demo in Halle sorgt für Aufregung. Am Holzplatz/Ecke Mansfelder Straße sollen ein 25-Jähriger und eine 21-Jährige von mehreren Personen verletzt worden sein, die plötzlich mit Autos vorfuhren.
Aus den Autos seien zunächst Steine geflogen, außerdem soll auf den 25-Jährigen mit einem Schlagwerkzeug eingedroschen worden sein. Das sagte Polizeisprecher Ralf Karlstedt am Dienstag der MZ. Im Internet kursierten da schon Meldungen, wonach die Polizei in diesem Fall wegen versuchten Totschlags ermittle. Doch davon wisse die Polizei nichts, so Karlstedt. „Uns liegt keine Anzeige wegen versuchten Totschlags vor. Wir ermitteln wegen besonders schweren Landfriedensbuchs und gefährlicher Körperverletzung.“
Unter anderem hatte der grüne Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel, der an den Gegenprotesten teilnahm, noch am Montag auf seinem Twitter-Account geschrieben: „Nach Angriff von Nazis auf Unbeteiligte ermittelt Polizei unter anderem wegen versuchten Totschlags.“ Am Dienstagmorgen berichtete dann auch die Zeitung „Die Zeit“ auf ihrem Blog „Störungsmelder“ über Ermittlungen wegen versuchten Totschlags. Eine Quelle für diese Info nannte sie zunächst nicht.
Sebastian Striegel erklärte auf Nachfrage der MZ indes, er habe von den Betroffenen selbst gehört, dass die Polizei wegen versuchten Totschlags ermittele. „Als ich dorthin kam, waren auch drei Polizei-Mannschaftswagen und die Kriminalpolizei da“, sagte er. Die Betroffenen hätten die Nachricht, dass wegen versuchten Totschlags ermittelt werde, wiederum von den Beamten erhalten. Grund sei der Angriff mit einem Teleskopschlagstock gewesen. „Der Angriff zeigt, mit welcher Brutalität und Aggression organisierte Neonazis gegen Andersdenkende und Unbeteiligte vorzugehen bereit sind.“
Erster Erfolg bei der Aufklärung der Schlägerei am Holzplatz
Im Laufe des Dienstags konnte die Polizei einen ersten Erfolg bei der Aufklärung der Schlägerei am Holzplatz verkünden: Wie Karlstedt der MZ sagte, habe man inzwischen erste Hinweise zu möglichen Tatverdächtigen und stehe dazu auch im Kontakt mit Polizeibehörden aus anderen Bundesländern.
Ob die Tatverdächtigen tatsächlich aus anderen Bundesländern kommen, wie es die Autokennzeichen der Angreifer vermuten lassen, und wie viele es sind, sagte er nicht. Bei den Ermittlungen spielen jene Autokennzeichen eine Rolle, die auf Pressefotos unverpixelt zu sehen sind. Die Nummernschilder sollen zu den Autos gehören, mit denen die Schläger am Holzplatz vorgefahren waren. Ob es sich bei Verdächtigen und Opfern um Mitglieder des rechten oder linken Spektrums handelt, sagte Karlstedt nicht. (mz)