Bonn/Waldbröl. Was sich am 1. September 2016 in Waldbröl abspielte, ist menschenverachtend und widerlich. Eine Gang zog mit dem Vorsatz los, Flüchtlinge zu „klatschen“, also zu verprügeln. Am Ende des Abends war ein Familienvater so schwer verletzt, dass er wenig später starb.
Von Jessica Backhaus
Quartett zwei Wochen nach Attacke festgenommen
Unfassbar, was die Bonner Staatsanwaltschaft den mutmaßlichen Schlägern zur Last legt, was die Waldbröler (20, 21, 22, 35, waren zwei Wochen nach dem Angriff festgenommen worden) auch teilweise eingestanden haben.
Angriff mit Schlagring und Baseballschläger
So soll die tödliche Attacke gelaufen sein: Nachdem sich das Quartett in der WG des 20- und des 21-Jährigen getroffen und getrunken hatte, zog die Gang los – laut Anklage bewaffnet mit Schlagring, Baseballschläger und dem Vorsatz, Asylbewerber aufzumischen.
Mit Baseballschläger Flüchtlinge attackiert
„Am Promenadenweg sollen die Angeklagten auf eine Gruppe von drei Flüchtlingen getroffen sein“, so Landgerichtssprecher Bastian Sczech. Der 21-Jährige soll sich bedrohlich vor ihnen aufgebaut haben, es hagelte Beschimpfungen.
Bevor es zu Schlimmerem kommen konnte, flüchteten die Männer. Um sich vor den Angreifern zu schützen, griff einer der Flüchtlinge an einer Baustelle eine Dachlatte. Das Quartett schmiss Pflastersteine nach den Flüchtenden, ließ von den Asylanten ab.
Klaus B. war dann zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Familienvater war ganz alleine unterwegs.
Auf der Brölbahnstraße spielte sich der absolute Horror ab: Angepeitscht vom gerade 20-jährigen Mikael R. (Name geändert) schlug erst der 22-Jährige mit einem Schlagring auf B. ein. R. setzte nach, schlug das Opfer auf den Mund, so die Staatsanwältin.
Opfer konnte sich noch zweimal aufrappeln
Ein weiterer Komplize soll dann mit dem Baseballschläger zugeschlagen, B. mit Hieben in die Kniekehlen von den Beinen geholt haben. Anschließend traten alle Angeklagten auf ihr Opfer ein, ließen auch nicht von B. ab, als der sich schwer verletzt zweimal aufrappeln konnte.
Schweres Schädel-Hirn-Trauma
Umstehende Passanten trauten sich nicht einzugreifen, alarmierten aber Hilfe. Klaus B. konnte sich noch selbst in den Rettungswagen schleppen, starb aber wenige Tage später an seinen schweren Verletzungen. Laut Gutachten von Rechtsmediziner Burkhard Madea war ein schweres Schädel-Hirn-Trauma als Folge der dumpfen mechanischen Gewalt gegen den Kopf schuld an seinem Tod.
Gleiche Kammer wie im „Fall Niklas“ zuständig
Der Prozess gegen die vier Waldbröler startet Anfang Mai. Wieder muss sich die 8. große Strafkammer des Landgerichts mit einer Körperverletzung mit Todesfolge befassen, ebenso wie im „Fall Niklas“.
(exfo)