Im Terrorprozess um die "Gruppe Freital" hat am Dienstag erneut einer der beiden mutmaßlichen Rädelsführer, Patrick F., ausgesagt. Der 26-Jährige räumte dabei rechtsextreme Bestrebungen bei sich selbst ein. Im Gegensatz zu anderen Gruppenmitgliedern habe er jedoch nichts mit Nationalsozialismus zu tun. "Das Rechtsradikale lässt sich ja aufgrund der Straftaten nicht leugnen", so der Angeklagte.
"Aber das Nationalsozialistische mit Hakenkreuzen und so, da halte ich Abstand." Die Gesinnung anderer Gruppenmitglieder wie Philipp W. sei aber "schon in die nationalsozialistische Richtung" gegangen. "Antreiber" der Gruppe sei nicht er selbst gewesen, sondern der Mitangeklagte Timo S., so der 26-Jährige. S. habe die Wirkung gehabt, "die Masse zu mobilisieren".
Ehemaliges Technisches Rathaus in Dresden ausgespäht
Laut F. hat die Gruppe auch das ehemalige Technische Rathaus in Dresden als mögliches Anschlagsziel ausgespäht. Der Plan, mittels Brandsätzen oder Pyrotechnik "die Einrichtung zu zerstören", sei dann aber nicht weiter verfolgt worden. Das Technische Rathaus wird als Flüchtlings-Erstaufnahmeeinrichtung mit rund 1.600 Plätzen genutzt. Anfang kommenden Jahres soll in dem Gebäude das zentrale Abschiebegefängnis für Sachsen eröffnet werden.
Opfer nehmen Entschuldigung nicht an
F. sagte auch, es sei "untergegangen", dass es ihm "wirklich leid" tue. Er entschuldigte sich "stellvertretend" bei den Vertretern der Nebenklage. Auch sei er bereit, sich persönlich mit den Opfern in Verbindung zu setzen, "aber erst, wenn das Urteil gesprochen ist". Seitens der Nebenkläger wurde die Entschuldigung nicht akzeptiert. Rechtsanwältin Kristin Pietrzyk sagte, F. habe in dem Verfahren zwar Fragen des Gerichts, der Bundesanwälte und der Verteidiger der anderen sieben Angeklagten beantwortet, der Nebenklage und damit den Opfern der Anschläge aber jede Auskunft verweigert.
Schuldig an fünf Anschlägen
Patrick F. ist der zweite der insgesamt acht Angeklagten, der sich in
dem Verfahren zu den Vorwürfen geäußert hat. Bereits in der vergangenen
Woche hatte er seine Beteiligung an allen fünf von der
Bundesanwaltschaft angeklagten Anschlägen eingeräumt.
Der
Prozess vor dem Oberlandesgericht Dresden läuft seit Anfang März. Die
Staatsanwaltschaft wirft den sieben Männern und einer Frau im Alter
zwischen 19 und 39 Jahren neben der Bildung einer terroristischen
Vereinigung unter anderem auch versuchten Mord, gefährliche
Körperverletzung und die Herbeiführung von Sprengstoffexplosionen vor.