Aus purem Fremdenhass sollen drei Männer in Polenz beim Sonnenwendfest auf zwei Bulgaren und einen Rumänen losgegangen sein. Die Anklage lautet auf versuchten Mord.
Pirna. Brutale Szenen müssen sich in Polenz im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge abgespielt haben. Über mehrere Stunden hinweg hatten drei Männer im Juni vergangenen Jahres bei einer Sonnenwendfeier immer wieder ausländische Gäste attackiert. Dabei waren die anfänglichen Beleidigungen schnell in massive Gewalt umgeschlagen. Aber warum war niemand eingeschritten, und warum war die Polizei erst Stunden danach vor Ort? Das sind nur zwei von vielen Fragen, mit denen sich die Schwurgerichtskammer am Landgericht Dresden seit diesem Donnerstag befassen muss.
Angeklagt sind drei Männer im Alter von 24, 33 und 38 Jahren. Verantworten müssen sie sich neben gefährlicher Körperverletzung auch wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Dem 33-jährigen Hauptangeklagten, einem gebürtigen Bautzner, wird sogar versuchter Mord vorgeworfen. Laut Staatsanwaltschaft soll er zusammen mit den beiden anderen die Sonnenwendfeier gezielt besucht haben, um dort seiner fremdenfeindlichen Gesinnung freien Lauf zu lassen. Schon am frühen Abend hatte der Fernfahrer, der eigenen Angaben zufolge schwerer Alkoholiker ist, im Bierzelt – für viele Gäste gut hörbar – mit „Heil Hitler“ oder „Sieg heil“ gegrüßt. Später soll er auf zwei bulgarische Gäste getroffen sein. Unvermittelt schlug er wohl erst einen von ihnen mit einem gezielten Faustschlag auf die Halsschlagader bewusstlos, dann soll er mehrfach mit einem Bierkrug auf den anderen eingedroschen haben. Auch dann noch, als sein Opfer längst am Boden lag.
Nur eine Stunde später soll das Trio einen Rumänen angegriffen haben. Mit den Worten: „Das Fest ist nur für Deutsche“ prügelten sie auf den Mann ein. Als Gäste versuchten, sie von dem wehrlos am Boden liegenden Mann abzubringen, hoben ihn die Täter hoch und traten weiter auf ihn ein. Der Mann wurde schwer verletzt. Die Übergriffe wurden erst gestoppt, als die Polizei gegen Mitternacht in Polenz eintraf.
Die drei Männer wollten sich bislang weder zu den Vorwürfen noch zu ihrer Person äußern. Fest steht, dass alle teilweise einschlägig vorbestraft sind. Da die Angeklagten zur Sache schweigen, müssen zu den kommenden Prozessterminen zahlreiche Zeugen aussagen. Damit ist schon jetzt klar, dass die von der Schwurgerichtskammer veranschlagten zehn Verhandlungstage wohl nicht ausreichen werden.