G20 macht Hamburg jetzt schon unsicher

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Erstveröffentlicht: 
16.04.2017

Super-Spürhund „Trude“ bewacht den Stall der Polizeipferde. Zivilfahnder, die eigentlich Dealer und Einbrecher fangen sollen, sind auf der Jagd nach Autobrandstiftern und bewachen Polizeiwachen. Selbst Peterwagen können nicht mehr besetzt werden. Zehn Wochen sind es noch bis zum G20-Gipfel. Doch schon jetzt sind die Folgen spürbar: Es kann im Notfall ziemlich lange dauern, bis ein Streifenwagen kommt.

„Alarmhundertschaften“ – das sind die Einheiten, die aus Kräften an den örtlichen Polizeiwachen zusammengezogen werden, aber eigentlich nur bei aktuellen Großdemos oder Katastrophen.

An diesem Osterwochenende ist das erstmals anders. Plötzlich sollen die Ersatzeinheiten auf dem Kiez patrouillieren und – man glaubt es kaum – die Osterfeuer sichern! Das hat es in Hamburgs Polizeigeschichte noch nicht gegeben. Das Problem ist nämlich: Wenn die Alarmhundertschaften zusammengezogen werden, wird die Lage auf den Polizeirevieren in den Stadtteilen prekär. Die dort verbliebenen Beamten müssen nämlich 12-Stunden-Schichten wuppen – und das in einer Situation, in der sie  in Hamburg sowieso schon mehr als eine Million Überstunden vor sich herschieben.

So leisten selbst an großen Wachen wie dem Polizeikommissariat 38 in Rahlstedt statt mehr als 20 teils nur weniger als zehn Mann Dienst. Oder das Gebiet Eimsbüttel-Hoheluft-Eppendorf: Hier wurde nachts jetzt die Besatzung eines Peterwagens der zuständigen Wache Troplowitzstraße abgezogen, damit die Beamten den Stall der Polizeipferde in Osdorf bewachen. Dieser „Job“ wurde zeitweise auch Super-Spürhund „Trude“ und ihrem Hundeführer aufgebürdet.

In den letzten Woche hatte es bereits mehrfach Brandanschläge auf Polizeifahrzeuge gegeben So wurde in Altona ein Mannschaftswagen angesteckt, dessen Besatzung für den Schutz von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zuständig war. Deswegen jetzt die verstärkten Schutzmaßnahmen für Polizeieinrichtungen.

Aber auch Wohnungen von gefährdeten Personen werden jetzt intensiv bewacht oder mindestens „bestreift“. All das bindet extrem viele Kräfte bei der Polizei. Dealer, Einbrecher oder Taschendiebe haben zurzeit in Hamburg leichtes Spiel, kritisieren Polizeiinsider. Die Fahnder, die sie sonst jagen, sind wegen G20 mit anderen Aufgaben betraut.

Selbst die Wasserschutzpolizei muss ran. „Hafensicherheitsbeamte“, die eigentlich Gefahrgut im Hafen überprüfen sollen, bewachen jetzt ihr Dienstgebäude in Harburg. Damit niemand die Boote der Polizei an der Außenalster abfackelt, werden auch diese rund um die Uhr von Beamten bewacht. An der Elbphilharmonie patrouilliert ebenfalls 24 Stunden am Tag ein Boot der „Wasserschützer“ auf der Elbe.

Dabei sind in den vergangenen Wochen bereits Hundertschaften der Polizei aus Hessen, Berlin, Nordrhein-Westfalen, ja selbst aus Bayern für je drei Tage angerückt, um den überlasteten Hamburger Kollegen Luft zu verschaffen. Für Joachim Lenders, den Hamburger Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, ist die Lage eindeutig: „Es reicht! Wir sind am Limit angekommen.“

CDU-Innenexperte Dennis Gladiator pflichtet ihm bei: „Der Polizei fehlt massiv Personal. Das spüren die Hamburger immer mehr.“