Düsseldorf. Ehrenvorsitzender Harald Posny entsetzt über Vorgänge im Bürger- und Heimatverein Gerresheim – ein Vorstand distanziert sich von umstrittener Presseerklärung
Nach dem Eklat um die abgesagte Diskussion mit Landtagskandidaten spitzt sich der Streit in Gerresheim zu. Harald Posny, Ehrenvorsitzender und zehn Jahre Vorsitzender des Bürger- und Heimatvereins (BUH), erklärte seinen Austritt. Er war von Anfang an nicht damit einverstanden, dass der BUH eine politische Diskussion organisiert, schon gar nicht mit einem AfD-Vertreter. Auf einer Vorstandssitzung fand er kein Gehör, obwohl er süffisant meinte, dann könne man gleich AfD-Rechtsaußen Björn Höcke einladen.
Nach dem die evangelische Gemeinde ihre Räume anfangs für die BUH-Diskussion zur Verfügung stellte, kurz vor der Veranstaltung aber absagte, gab es eine heftige Presseerklärung des BUH. Darin wurden die Gemeinde, linke Aktivisten und der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland wegen seiner AfD-kritischen Äußerungen angegriffen. Der BUH sprach gar von „Verlust der Demokratie“ in Gerresheim. Das ging Harald Posny zu weit.
Drei Vorstandsmitglieder gehören der CDU an
Kritisiert wird, dass im Vorstand mit Vorsitzender Rosemarie Theiß, Schriftführer Rainer Klöpper und Edeltraud Nießen gleich drei Mitglieder der CDU sitzen. Außerdem ist der ehemalige Sparkassen-Vorstand Andreas Goßmann Stellvertreter. Er ist im Düsseldorfer Osten wegen seines Vereins „Bergisches Viertel“ und der Kritik an Flüchtlingsunterkünften umstritten. Harald Posny sagte der NRZ, dass es im Vorstand zusätzlich Mitglieder gibt, die zwar nicht in der CDU sind, aber „so tun, als ob“.
Posny bemängelt, dass sich der BUH nicht mehr um bürgernahe und historische Themen des Stadtteils kümmert. Zur Bebauung des Glashütten-Geländes habe der BUH vor vielen Jahren das erste Bürger-Forum gestartet: „Das war unser Thema.“ Trotz seiner Bitte im Vorstand habe es nach Änderungen der Baupläne für das Glasmacherviertel keine weitere Bürger-Veranstaltung gegeben. Posny zu den Vorgängen und Veränderungen im BUH: „Schade. Aber wenn das so weitergeht, geht der Verein den Bach runter...“
„Ich habe das kommen sehen“, sagt Wolfgang Ohneck
Kritisch sieht auch Wolfgang Ohneck, von 2008 bis 2012 BUH-Vorsitzender, die Vorgänge. Er finde dies alles schlimm, sei enttäuscht, aber nicht überrascht: „Ich habe das kommen sehen.“ Austreten will er nicht: „Ich warte noch ab.“
Das will auch Sebastien Wuwer, Vorsitzende der SPD im Stadtbezirk 7 und seit 2016 zweiter Schriftführer der BUH. Er sei für eine gute, überparteiliche Zusammenarbeit mit Bürgern, Vereinen und Kirchen in den Vorstand gegangen. Die aktuellen Vorgänge stünden im krassen Gegensatz dazu. „Ich möchte mich in aller Deutlichkeit und Entschlossenheit von der Pressemitteilung unseres Vereins und den Positionierung gegenüber der Evangelischen Kirchengemeinde distanzieren“, schrieb Wuwer an die Vorstandskollegen.
Hoffen auf eine sachlichere, konstruktivere Arbeit im Bürger- und Heimatverein
„Die scharfen Reaktionen und politischen Positionierungen des Vereins in Bezug auf die Absage der Veranstaltung durch die Kirchengemeinde, wie sie in Form der Pressemitteilung verbreitet worden sind, kann ich in keiner Weise gutheißen geschweige denn persönlich mitvertreten. Dies gilt ebenso für den Versuch, die m.E. vollkommen richtigen Positionierungen der Evangelischen Kirche Deutschland inhaltlich anzugreifen“, schreibt Wuwer. Er hofft, „dass die Vereinsarbeit zu einem Weg sachlicher, konstruktiver und vor allem politisch nicht weiter instrumentalisierender Art zurückfindet“, da er andernfalls seine Mitarbeit überdenken müsse.
Was intern längst bekannt war, lässt sich seit der umstrittenen Polit-Debatte des BUH öffentlich nicht mehr verheimlichen: Der Bürger- und Heimatverein Gerresheim steht politisch rechts. Der Vorstand wird von CDU-Politikern und anderen Konservativen dominiert. Die vergangene Woche veröffentliche Presseerklärung lässt sogar darauf schließen, dass BUH-Vorstände offenbar mit AfD-Thesen sympathisieren.
Erstaunlich, dass das in Gerresheim so lange geduldet und toleriert wird. Es ist unerträglich, dass konservative Kräfte diesen Verein politisch in die rechte Ecke gedrückt haben und der Vorstand gegen Linke und die evangelische Gemeinde schießt, sogar gegen den Vorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Schwer zu verstehen, dass sich die Mitglieder das bieten lassen – zum Glück jedoch nicht alle: Der bisherige Ehrenvorsitzende hat ein Zeichen gesetzt und ist ausgetreten. Diesem Beispiel sollten andere folgen. Denn eine Wende im Verein ist bei dem politisch einseitigen Vorstand nicht zu erwarten.
Ein Kommentar von Götz Middeldorf