Überraschende Wende im Streit um die Leipziger Jahnallee 14

Erstveröffentlicht: 
27.01.2017

Rund ein Jahr stritten sich Mieter und Eigentümergesellschaft der Leipziger Jahnallee 14. Letztere hatte offenbar die Entmietung des Objekts im Sinn. Der Konflikt zog Klagen beider Seiten nach sich. Jetzt wurde die Immobilie unerwartet verkauft.

 

Leipzig. Der turbulente Mietstreit um die Jahnallee 14 ( LVZ.de berichtete) hat eine überraschende Wendung genommen. Alle bisher im Raum stehenden Duldungs- und Modernisierungsklagen sind vom mittlerweile ehemaligen Eigentümer im Dezember zurückgezogen worden, bevor er die Immobilie ohne weitere Erklärung verkaufte. „Für die restlichen Mieter ist das eine gute Nachricht, denn diese können ohne Mieterhöhung und Druck wohnen bleiben“, teilt Jürgen Kasek, der die Bewohner als Rechtsanwalt beriet und vertrat, in einer Pressemitteilung mit. Ob das dauerhaft so bleibt oder der neue Eigentümer nicht ähnliche Pläne wie sein Vorgänger verfolgt, ist noch unklar. Das bestätigt Kasek auf Nachfrage von LVZ.de. „Die Mieter gewinnen jetzt erst mal relativ viel Zeit.“ Die neue Eigentümergesellschaft hat sich bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung auf Nachfrage noch nicht zum Sachverhalt geäußert.

 

„Der Fall zeigt, dass sich juristische Auseinandersetzungen lohnen können und nicht vergeblich sind“, meint Kasek und kündigt dazu eine Demonstration für Samstag, 15 Uhr an. In deren Mittelpunkt stehe demnach die Jahnallee 14 als Symbol für eine „immer rustikaler werdende Verdrängungspraxis in Leipzig“. 

 

Mieter können vorerst durchatmen


Damit scheint sich dieses strapaziöse Kapitel zumindest für den Moment zu schließen. Seinen Anfang fand es Ende 2015, als im Gebäude unvermittelt die Heizungsanlage ihren Dienst versagte. Der Vermieter verweigerte damals die Reparatur, ließ die Bewohner über Wochen frieren und verschloss sogar den Heizungskeller für den durch die Mieter gerufenen Techniker. Weitere Zwischenfälle folgten. So tauchten in der Wohnung einer Hausbewohnerin – nach eigener Aussage ohne vorher informiert worden zu sein, geschweige denn ihre Zustimmung gegeben zu haben – plötzlich zwei neue Mitmieter auf.

 

Im April landete der andauernde Streit vor dem Leipziger Amtsgericht und kam damit zu seinem zwischenzeitlichen Höhepunkt. Am Ende schlossen zwei Mieterinnen auf der einen und die ehemalige Eigentümergesellschaft auf der anderen Seite einen Vergleich. Der zog unter anderem den Auszug der beiden Frauen gegen eine einmalige Zahlung nach sich.

 

„Es ist nach wie vor so, dass die Heizung derzeit immer mal wieder ausfällt“, berichtet Kasek. „Das Haus muss auf jeden Fall mindestens instandgesetzt werden.“ Das betreffe unter anderem die veralteten Doppelflügelfenster, die zum Teil zur Jahnallee zeigen. Aktuell ist noch die Hälfte der Wohnungen belegt.

 

Von André Pitz