Wir haben gestern Nacht den Eingangsbereich des Software-Herstellers PSI AG mit Hämmern und Farbe einem Facelifting unterzogen, in großen Lettern den Schriftzug "BL(A)CKOUT" hinterlassen und gut zwanzig Scheiben eingehauen.
PSI entwickelt Software für Energieversorger, Industrieunternehmen sowie
Infrastrukturbetreiber und pflegt ein Firmengeflecht mit namhaften
Partnern aus der Rüstungsindustrie wie SAP und ThyssenKrupp, welche
wegen ihren Geschäften mit Polizei und Militär schon vermehrt zum Ziel
von antimilitaristischen Angriffen wurden. Auf dem jährlich
stattfindenden europäischen Polizeikongress beteiligte sich PSI bereits 2009 als Aussteller.
Mit knapp 18 Prozent ist der Energiekonzern RWE einer der bedeutendsten
Aktionäre von PSI und gleichzeitig treuer Kunde. RWE ist unter anderem
Betreiber der Braunkohlegruben im Hambacher Forst, wo sich seit Jahren
Widerstand gegen den Konzern und seine zerstörerischen Machenschaften
richtet, und nach wie vor Teile des Geländes besetzt sind.
Mit dieser Tat wollen wir unsere Verbundenheit mit den RebellInnen der
ZAD's (Zone À Défendre) und allen anderen die sich gegen die
Fremdbestimmung und den Angriff der Technologie auf unser Leben zur Wehr
setzen, zum Ausdruck bringen. Wir folgen damit den Aufrufen gegen das
Gipfeltreffen der G20, Firmen, Institutionen und
Infrastruktur anzugreifen, die zur Perfektionierung der
Sicherheitsarchitektur und dem Erhalt der sozialen Ordnung beitragen.
Das Unternehmen PSI ist eine treibende Kraft in der Entwicklung und
Forschung der von der Bundesregierung und Lobbyisten angestrebten
„Industrie 4.0“, welche den vermehrten Einsatz von Robotern in der
industriellen Produktion und die Verzahnung der Informations- und
Kommunikationstechnik durch smarte und digitale Systeme zum Ziel hat. Es
ist eine „Revolution“ von oben, von der sich, mit Hilfe künstlicher
Intelligenz, dem „Internet der Dinge“ und der Digitalisierung und
Vernetzung von Maschinen, eine Optimierung und Effizienz in der
Produktion erhofft wird, die große Gewinne verspricht.
Der Mensch wird darin immer mehr zum Problem und Faktor der durch seine
Bedürfnisse, Fehler und Unvollkommenheit der Profitmaximierung im Wege
steht. Deshalb sollen nun zunehmend automatisierte Roboter an seine
Stelle treten. Dies wird zur Folge haben das Millionen ArbeiterInnen von
den Fabriken ausgespuckt und zu Überflüssigen erklärt werden. Nicht das
das Verschwinden der entfremdeten Arbeit am Fließband auch nur eine
Träne wert wäre, aber sicher ist, dass diese Entwicklungen vor allem im
Interesse des Kapitals sind; in keiner Weise sind sie Wohltaten der
Industrie-Bosse um die Menschheit vom Moloch der Fabrik zu befreien. Das
Schicksal und Wohlergehen derjenigen, die von der Lohnarbeit abhängig
sind, spielt dabei keine Rolle.
Die Robotisierung wird aber nicht an den Fabrikmauern halt machen,
sondern sich über alle Bereiche des Lebens ausdehnen. Das „Internet der
Dinge“ transformiert unser Verhältnis zur Technik und verschafft den
Dingen durch die Vernetzung mit Hilfe von Chips, Tags und Sensoren einen
neuen Ort in der Welt. Diese Entwicklungen haben an vielen Punkten
bereits Einzug in unseren Alltag gefunden und es entsteht eine
Abhängigkeit, welche auf eine vollständige Beherrschung der Technologie
über unser Leben zu steuert. Smartphones sind schon jetzt für viele
Menschen nicht mehr aus ihrem Leben wegzudenken. Ständig vernetzt und
der zwanghaften Selbstoptimierung unterworfen um in der digitalen Welt
existieren und mit den Maschinen konkurrieren zu können.
Genauso ist auch unsere Umgebung davon betroffen: Unter dem Begriff der
Smart Citys werden Entwicklungskonzepte entworfen, die darauf abzielen,
Metropolen effizienter und technologisch fortschrittlicher zu machen.
Vor allem aber schaffen sie eine Infrastruktur welche mit dem Sammeln
von Daten durch Verkehrstelematik, Videosystemen, IP-Kameras,
Gesichtserkennung und intelligenten Algorithmen den Orwellschen
Überwachungsstaat noch um weiten übertreffen.
All dies wird uns im Namen des Fortschritts als Lösung der globalen
Probleme verkauft. Unter dem Deckmantel der Ökologie fühlen sich die
Profiteure dieser Entwicklungen auf der richtigen Seite. Schauen wir
jedoch genauer hin, können wir sehr leicht erkennen, dass diese Probleme
unweigerlich mit dem Kapitalismus und der daraus resultierenden Logik
des ständigen Wachstums verknüpft sind. Wer sich dieser Realität
verweigert und an der Zerstörung des Planeten und seiner Lebewesen
bereichert, macht sich als Feind der Freiheit und des selbstbestimmten
Lebens zur Zielscheibe unserer Wut.
Gegen die Herrschaft der Technologie
G20 sabotieren - Kapitalismus angreifen
Autonome Gruppe AG BL(A)CKOUT
Polizeimeldung
Nr. 0177
Insgesamt 25 Scheiben eines Bürogebäudes in der Dircksenstraße in Mitte wurden in der vergangenen Nacht mit Farbe beschmiert. Gegen 1.10 Uhr stellten Mitarbeiter eines Wachschutzunternehmens fest, dass Unbekannte gelbe und blaue Farbe gegen die Scheiben geschmiert und sie mit einem fünf Meter langen Schriftzug versehen hatten. Zudem hatten die Unbekannten versucht, die Scheiben an diversen Stellen einzuschlagen, was jedoch misslungen war. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes prüft eine politische Motivation.
Tagesspiegel
aus: Berliner Linksextreme wappnen sich für Protest gegen Trump
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