Nach den Nazi-Attacken der letzten Wochen in Berlin-Neukölln wurde heute abend einer der Urheber, der Neonazi und NPD-Aktivist Sebastian Thom, im schönen Rudow besucht. In seinem Wohnumfeld (Käthe-Dorsch-Ring 10) wurden Flyer gesteckt und Plakate mit seinem Konterfei geklebt. Außerdem wurde sein Wohnhaus markiert. Nach kurzen Redebeiträgen löste sich die Gruppe von rund 50 Aktivist_innen wieder auf.
Sebastian Thom ist für diverse Aktivitäten der NPD und des „Nationalen Widerstands Berlin“ In Neukölln verantwortlich. Seine Neonazikarriere begann vor knapp 10 Jahren. Damals war er ein zentraler Akteur der jungen Rudower Neonaziszene. Später schloß er sich der NPD an. Im Fokus dieser damals noch jungen Neonaziszene, lag die in Britz gelegene Jugendeinrichtung der Falken. Im Jahr 2011 wurde das „Anton-Schmaus Haus“ durch zwei schwere Brandanschläge schwer beschädigt. Vor drei Monaten brannte ein Auto einer Mitarbeiterin und nun in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar 2017 gab es erneut einen Brandanschlag auf die Falken. Diesmal traf es das Auto einer Gruppenleiterin, die auch für die SPD in der Bezirksverordnetenversammlung sitzt.
Thom wurde wegen mehrerer Übergriffe verhaftet, wesewegen er auch mehrfach inhaftiert war. So war er an einem Angriff auf einen Infostand der Linkspartei im Jahr 2006 beteiligt. Außerdem hat er politische Gegner_innen mit Reizgas und Messern angegriffen. Thom war auch an einem Naziaufmarsch in Kreuzberg beteiligt, bei dem mehrere Gegendemonstranten krankenhausreif geschlagen wurden. Bis vor kurzem verbüßte er eine mehrjährige Haftstrafe. Nun ist er wieder raus und macht unbeirrt weiter. Seit Wochen häufen sich wieder die Anschläge der Neonazis in Neukölln und Rudow. Im Dezember wurde sogar versucht ein Wohnhaus anzuzünden.
Gründe genug um den Druck auf die zentralen Neonazis in der Region zu erhöhen. Hausbesuche und Outings können eine Antwort sein, aber dabei darf es nicht bleiben. Antifaschistischer Selbstschutz heißt zu reagieren wenn Neonazis aktiv werden, es heißt sich mit den Betroffenen zu solidarisieren und auch in die Offensive gehen.
Nach dem letzten Brandanschlag auf das Auto der Falken in der Hufeisensiedlung (auch in Rudow) vor einer Woche wurde binnen weniger Stunden reagiert. 30 Aktivist_innen trafen sich am Ort des Geschehens, zeigten Präsenz und verteilten Flyer - zusammen mit den Falken. Keine Neonazi-Attacke darf unkommentiert bleiben.
Chronik der letzten Ereignisse in Neukölln:
13.01.2017: In der Nacht auf Samstag wurde in der Hufeisensiedlung das Auto einer Aktivistin der Falken, die auch für die SPD in der Bezirksverodnetenversammlung sitzt, angezündet.
27.12.2016: In der Nacht besprühten Neonazis die Fassaden bzw. den Eingangsbereich von sechs Wohnhäusern innerhalb des S-Bahn Rings mit roter Farbe. An die Häuser wurden die Namen von dort lebenden, in linken Zusammenhängen aktiven Privatpersonen und Beleidigungen geschmiert.
23.12.2016: Am frühen Abend warfen Neonazis die Fensterscheiben einer Privatwohnung mit Farbgläsern ein. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich zwei Erwachsene und zwei Kinder in der Wohnung, verletzt wurde niemand. Der Anschlag galt einem linken Aktivisten, der aufgrund seiner Beteiligung an den Dresden Nazifrei Blockaden 2011 wiederholt vor Gericht stand.
12.12.2016: Auf eine Neuköllner Wohnung außerhalb des S-Bahnringes wurden in der Nacht zu Montag mindestens ein Stein und ein Glas mit Farbe geworfen. Am darauffolgenden Abend wurde die Wohnung erneut attackiert. Diesmal gingen durch Steinwurf zwei Doppelfenster kaputt.
In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde auf ein linkes Kollektivcafé in der Wildenbruchstraße ein Brandanschlag verübt. Der Brandsatz war unter einem aufgebrochenen Rolladen deponiert worden. Nur durch glückliche Umstände erlosch das Feuer, bevor es den Innenraum erreichen konnte.
In der selben Nacht wurden in einer Rudower Buchhandlung in der Krokusstraße die Schaufensterscheiben eingeworfen.
Ebenfalls in der Nacht zu Montag warfen Neonazis Fenster der Wohnung eines linken Aktivisten mit einem Stein und einem Farbglas ein. Im Juli 2016 wurde derselben Person unweit der Wohnung bereits das Auto angezündet.