Vertreter der Rechtspartei von hunderten Demonstranten im Hörsaal mit Pfiffen und bunten Protest erwartet
Das hatte sich Sachsen-Anhalts AfD-Landeschef vielleicht anders vorgestellt. Oder war der Eklat kalkuliert? Die rechte Nachwuchsorganisation »Campus Alternative« hatte Andre Poggenburg am Donnerstagabend zu einer Veranstaltung mit dem Thema »Geschlechterforschung« an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg eingeladen, um mit Hilfe eines prominenten Gesichtes Werbung für die rechte Gruppe an der Hochschule zu machen.
Doch der geplante Vortrag, bei dem auch der umstrittene emeritierte Biologieprofessor Gerald Wolf referieren sollte, wurde unter dem wütenden Protest von Studierenden gleich zu Beginn abgebrochen. Bereits lange vor Beginn der Veranstaltung hatten Protestierende den Hörsaal besetzt und die AfD-Delegation mit Pfiffen und Sprechchören empfangen. Etliche AfD-Gegner trugen bunte Kleidung, ließen Luftballons steigen, Frauen klebten sich Bärte an, auch ein Travestitkünstler beteiligte sich an der Blockade. Zwischen 200 bis 300 Studierende beteiligten sich nach Medienangaben an der Aktion.
Christopher Kissmann @C_Kissmann
Der Moment, als die Polizei eintrifft und #Poggenburg und die #AfD-Anhänger aus dem Hörsaal geleitet.
Auf Transparenten und Schildern war die Forderung »Vielfalt statt Gleichschritt« zu lesen. Die Botschaft richtete sich sowohl gegen die AfD, die insbesondere dem »Genderwahnsinn« den Kampf angesagt hat, als auch gegen den geladenen Biologen Wolf. Dieser vertritt die These, weibliche und männliche Gehirne zeigten erhebliche Unterschiede, eine Gleichberechtigung der Geschlechter sei daher nicht möglich.
Zu einem Zwischenfall kam es, als Demonstranten mit einem Transparent nach vorne auf das Podium eilten. Auf einem Video ist zu sehen, wie mutmaßlich mehrere AfD-Unterstützter die Protestaktion durch Schläge und Schubsen abzuwehren versuchten. Wie der MDR berichtet, soll im Verlauf der Auseinandersetzung auch ein Böller geflogen sein.
Die #AfD will nachher in diesen Hörsaal. Die Magdeburger Studenten machen klar, was sie davon halten. @sturaOVGU @MDR_SAN #Magdeburg
Poggenburg und die anderen AfD-Vertreter verließen nach einer Viertelstunde den Saal und wurden schließlich von der Polizei aus der Universität geleitet. Gegenüber der »Mitteldeutschen Zeitung« erklärte der Dekan der Fakultät Humanwissenschaften, Michael Dick, der Protest gegen den AfD-Auftritt sei berechtigt gewesen: »Unsere Studierenden zeigen Flagge und Haltung. Darauf bin ich stolz.«
Poggenburg bewertete die abgebrochene Veranstaltung wenig überraschend völlig anders. Er bezeichnete die Demonstranten als »Linksfaschisten« und behauptete, der Protest sei »das Gleiche, was die Nazis gemacht haben«. Gegenüber dem MDR behauptete er zudem, Deutschlands Universitäten würden zum großen Teil von der Antifa regiert.
@Andreashoeppner spontan zur gestern durch Studierende verhinderten Podiumsdiskussion der #AfD an der Uni #Magdeburg.
Die Polizei nahm unter anderem Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und Notrufmissbrauches auf. Ein Mensch wurde nach Polizeiangaben bei der Rangelei verletzt und musste ärztlich behandelt werden.
Dekan Dick entgegnete: »Die Unmutsäußerungen der Studierenden und Besucher waren so eindeutig, dass ich glaube, vernünftige Veranstalter hätten sich zurückgezogen und hätten es dabei belassen.« Vermutlich hätten es die Organisatoren sogar darauf abgesehen, einen gewissen Aufruhr zu erzeugen. Ähnlich äußerte sich auch der Studierendenrat der Guericke-Universität.
Allerdings steht der Magdeburger Hochschule auch in den kommenden Monaten wohl einiger Protest ins Haus. Die »Campus Alternative« hat bereits angekündigt, weitere Veranstaltungen abhalten zu wollen.