Während Legida am Abend des 11. Januars 2016 mit einem rassistischen Aufmarsch durch Leipzig zog, haben bis zu 250 Neonazis Häuser und Ladengeschäfte im Stadtteil Connewitz angegriffen. Es handelte sich um den größten organisierten Neonazi-Angriff in Sachsen seit Jahren und die schwerste Attacke in Connewitz seit den frühen Neunzigern. Die Gruppe griff auf der Wolfgang-Heinze-Straße unter „Hooligans“- Rufen etliche Häuser mit Steinen, Pyrotechnik und Äxten an. Durch eine Landtagsanfrage wurde bekannt, dass Ermittlungen gegen 215 Neonazis wegen schweren Landfriedensbruch andauern. Bisher kam es zu keiner Anklageerhebung.
Der Angriff in Connewitz ist Ausdruck einer erstarkten rechten Bewegung. Seit Januar 2015 finden in Leipzig Aufmärsche des Pegida-Ablegers Legida statt, bei denen sich zum Teil tausende Menschen versammeln, um ihren Rassismus auf die Straße zu tragen. Die zum Teil wöchentlich stattfindenden Aufmärsche sind Kennzeichen tief verankerter reaktionärer Einstellungen.
In wechselseitiger Beziehung zwischen reaktionären Bewegungen auf der Straße und Parteipolitik spitzt sich die gesellschaftliche Ausgrenzung zu. So wurde beispielsweise im Asylpaket II vom Januar 2016 der Familiennachzug eingeschränkt, weitere Schnellverfahren eingeführt, Abschiebungen bei Krankheiten erlaubt und zusätzliche Staaten als sichere Herkunftsstaaten bestimmt. Ebenso zeigte sich der gesellschaftliche Rassismus in der Debatte zu den sexualisierten Übergriffen in Köln. Die Betroffenen und die Taten wurden zur Nebensache, es ging um die Täter - und ihre vermeintliche Herkunft -, die ihr „Gastrecht verwirkt haben“ (Sahra Wagenknecht, Partei "Die Linke"). Dabei wurde außer Acht gelassen, dass sexualisierte Gewalt ein weltweites Problem ist.
„Rechte Netzwerke zerschlagen!“ - Lutz Bachmann
Die immer weiter erstarkenden Bewegungen von Rechts machen deutlich, dass unsere linksradikale Reaktion darauf wichtiger denn je ist. Der Angriff auf Connewitz kann dahingehend als versuchte Machtdemonstration angesehen werden. Symbolisch wurde ein Ort gewählt, der als „linke Hochburg“ und widerständig gegen gesamtgesellschaftliche Zumutungen angesehen wird.
Eine Reaktion darauf kann auf mehreren Ebenen funktionieren: Aktionistisch wie analytisch. Die Analysen, die es gibt, werden leider nur selten zur Kenntnis genommen und diskutiert. Dies kann ein Grund dafür sein, dass es bis jetzt kaum wirksame Gegenstrategien gibt. Zudem fehlt es allzuoft an Erfolgserlebnissen. Dafür lohnt sich ein gemeinsamer Austausch über mögliche Ziele in der Vorbereitung für Aktionen.
„Die Rechten zu Boden!“ - Frauke Petry
Sobald rassistische Hetze unbeantwortet bleibt, vergrößert sich der Raum des Sag- und Machbaren für rechte Akteur/innen. In Ortschaften der sächsischen Provinz ohne bestehende Antifa-Strukturen, haben reaktionäre Zusammenhänge längst die Deutungshoheit in der Öffentlichkeit erlangt. Anders herum gesagt, bedeutet dies für eine Stadt wie Leipzig, dass antifaschistische Interventionen keine Selbstläufer sind. Wenn aus Gewohnheit erst einmal Desinteresse wird und sich innerhalb linker Zusammenhänge ein Gefühl der Gleichgültigkeit einschleicht, dann kann das gefährliche Folgen nach sich ziehen.
Für Leipzig muss festgestellt werden, dass die Teilnahme an linksradikalen und antirassistischen Aktionen in den letzten Monaten spürbar nachgelassen hat. Dabei kann immer häufiger der Eindruck gewonnen werden, dass viele der Teilnehmenden die Gegebenheiten als solche hinnehmen und das Demonstrationsgeschehen selbst kaum aktiv mitgestalten.
Für einen Widerstand gegen die aktuellen Zustände und das Streben nach einer befreiten Gesellschaft braucht es Eigeninitiative und Entschlossenheit aller. Organisiert euch in Bezugsgruppen, werdet kreativ und bereitet euch selbstständig vor.
Wir haben daher entschieden am 09.01.2017 bewusst auf das klassische Leipziger Demonstrationsgeschehen der letzten Jahre zu verzichten.
Konkret: Es wird keinen Lautsprecherwagen geben und von unserer Seite nur ein Fronttransparent.
Das heißt: Ihr bestimmt selbst die Außenwirkung und Wahrnehmung der Demonstration. Sei es durch optische Mittel oder durch eure Lautstärke und Entschlossenheit!
„Wer einen Nazi sieht, muss ihn boxen! - Lektion 1: Wir wollen nicht boxen. Wir müssen.“ - Das Känguru
Demonstration am 9.Januar 2017 um 17:30 Uhr Wolfgang-Heinze-Straße / Herderstraße
Von der antifaschistischen Kampagne »a monday without you« und der Kampagne gegen die “Imperium Fighting Championship”