[HH-Münzviertel] Offener Brief vom Plenum des kollektiven Zentrums (koZe): Wir gehen.

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Wir gehen. - Hiermit schließen wir das kollektive Zentrum in der Norderstraße 65 im Hamburger Münzviertel. Nicht weil wir nicht mehr wollen, sondern weil die hamburgweite Unterstützung nicht ausreicht. Obwohl wir nicht aufgeben wollen, gehen wir aus den Räumen. Das verstehen wir nicht als Ende des Kampfes ums koZe, sondern als Ende eines Abschnitts im Kampf um selbstorganisierte Räume, um solidarische Nachbarschaft, um kostenlosen Wohnraum für Geflüchtete, um Autonomie.

Wir gehen aus den Räumen und sehen dies als strategischen Schritt, weil wir schon bis jetzt die Erfahrung gemacht haben, dass sich Menschen aus Angst vor Repression und auch anderen Gründen zurück undoder aus der Verantwortung ziehen und Aufgaben und Entscheidungen durch weniger Menschen gestemmt werden müssen. Das können wir zwar alleine versuchen, sehen aber auch unsere Verantwortung, die schwere Entscheidung zu treffen, dass wir das Ausmaß der kommenden Konfrontation nicht einschätzen können und dem im Zweifelsfall kräftemäßig nicht gewachsen sein werden.

Den Sieg den der Staat, die Investoren und die Gerichte damit erlangen gönnen wir ihnen auf keinen Fall. Wir werden keine Minute der Bullenpräsenz auf unserem Hof, keine der Festnahmen, keine der Schläge gegen unsere Leute vergessen, nix von all der Ignoranz der Politik, nix von eurer scheiß Heuchelei und der Fassade der Willkommenskultur werden wir vergessen, dessen kann sich jede_r bewusst sein. Jede Räumung produziert Ohnmacht. Aus Trauer und Wut wurde schon immer auch Widerstand.

Man fragt uns, ob wir nicht den Absprung verpasst hätten, den Zeitpunkt aus dem Haus zu gehen, wie es so viele andere taten. Nein haben wir nicht. Ihr habt den Punkt verpasst wiederzukommen. Die individuelle Enttäuschung ist kein Argument, sie ist ein Phänomen in von Repression und Räumung bedrohten Räumen. Sich das nicht geben zu wollen, den Druck einer Räumungsbedrohung aushalten zu müssen, ist verständlich. Zusammen mit mehr Leuten wars einfacher, der Druck nicht so präsent. Je weniger wir werden, desto individualisierter wird es uns treffen, darauf haben auch wir gerade keinen Bock. Nachdem die WG von Geflüchteten, die monatelang bei und mit uns wohnten nun woanders was gefunden hat können auch wir nun gehen. Das individuelle Sich-Zurückziehen konnten nämlich nicht alle, nur jene, die was zum Zurückziehen hatten.

Wir hatten über zwei Jahre eine großartige Zeit, in der wir viel tolles gemacht, erschaffen, erlebt, konstruiert und diskutiert haben. Wir haben Scheiße erlebt und manches davon auch nicht verkraftet. Aber auch Wut geteilt. Die Kämpfe, die woanders und auch weit weg statt finden, waren plötzlich bei uns und wir bei ihnen: Hambacher Forst, Griechische wie Berliner, Kölner oder Göttinger Häuserkämpfe, für Social Centers und für Wohnraum, für Recht auf Stadt, für Nachbarschaften, von/mit/für Geflüchtete und für Autonome. Über antirassistische Kämpfe in Deutschland, in Frankreich und auf der Balkanroute. Auch über Kriege und Flucht, über Geschichte antifaschistischen Widerstands und über andere Formen von Zusammenleben u.v.m. haben wir gelernt.
Unsere Erfahrungen der Selbstverwaltung und des Kollektivs sind der größte Schatz, neben der Dankbarkeit die wir erfahren und weitergeben. Kein Geld der Welt kann die sozialen Bindungen, die wir hier produziert haben aufwiegen, keine App kann diese Verbindungen herstellen, kein Staatsfuzzi ihre Bedeutung erkennen, kein Buch das Wissen einfangen was wir gemeinsam produzierten. Ein Kollektiv zu werden war super, die Idee des kollektiven Zentrums ist mehr als aufgegangen. Klingt zwar komisch, das in einem Auflösungstext zu schreiben aber immerhin waren wir es, ein Kollektiv. Mit einer Auswertung haben wir schon begonnen, und freuen uns einen Teil unserer Erfahrungen damit und über Veranstaltungen anderen Projekten weiterzugeben. Wer rumkacken will solls besser machen. Über solidarische Kritik freuen wir uns wie immer.

Die Revolution ist großartig.
Wir waren schon ein kleiner Teil davon.

Auf Wiedersehen,
das ehemalige koZe-Plenum.

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wenn das kein fake ist, schüttel ich euch zu gerne die hände für diese richtige entscheidung!

 

kämpft auf der straße und nicht in kleinen inseln. nehmt euch die welt der herrschenden und gebt euch nicht mit einem kleinen stück zufrieden.

wow cool das ihr diesen mutigen schritt geht.

 

schade das die hamburger linke in den letzten zwei jahren die chance hat verstreichen lassen diesen ort als symbol für bzw gegen die Stadtpolitik zu nutzen.

 

schön das ihr dennoch so lange ausgehalten habt!

Schade, traurig, auch verständlich.

 

Vielleicht kann das KIDS ja nun dort einziehen, anstatt in Containern am HBF zu sitzen..

 

Solidarische Grüße

erwachsener und richtiger schritt eurerseits. die begründung, dass die hamburger linke zu unsolidarisch wäre um das projekt zu verteidigen halte ich aber für zu kurzsichtig. ihr müsst reflektieren warum das so ist. natürlich ist die radikale linke in dieser stadt müde und teilweise auch einfach träge, andererseits habt ihr es aber auch nicht geschafft euch in anderen hamburger kämpfen präsent zu machen. solidarität ist keine einbahnstraße, in meiner wahrnehmung habt ihr immer viel aufmerksamkeit und solidarität eingefordert, wart aber außerhalb eurer räume kaum wahrnehmbar.

der fortschritt hängt nicht an einem gebäude, wir sehen uns auf der straße, die kämpfe gehen weiter!

Die Entscheidung der engen Zusammenarbeit mit dem harten Kern der radikalen Linken (gibt es den?) sollte allen letztlich selber überlassen sein. Zu große Militanz kann für einige eben auch abschreckend wirken und Gefahren bergen, die nicht alle eingehen wollen. Gerade, wenn sich eine Zetrum für alle etablieren will, wie das koze, mit Angeboten für die Nachbarschaft (groß/klein, alt/jung) und nicht nur die radikale Linke. Auch wenn die Flora noch so oft auf der Titelseite des Abendblattes stehen wird und dort Tage der offenen Tür angepriesen werden, so ist eine breitere Öffnung (verständlicherweise) ja eben nicht das Ziel der Flora (vgl. "Angebote" der Flora und des koze).

...Ich war ab und an im Koze, fand das auch ganz nett da, allerdings habe ihr selbst wohl einiges an Öffentlichkeitsarbeit verpasst. Irgendwie gabe es gefühlt so fast gar keine Verbindung zur Hafenstraße, Flora, dem Gängeviertel usw.

Sind das alles schlechte, träge und unsolidarische Menschen dort?-Mitnichten.

Ich weiß nicht wie oft ihr dort auf Plenas wart und Solidarität direkt eingefordert habt, von einer großen vernetzten Demonstration wie zu Gängeviertel-besetzungszeiten habe ich auch nichts mitbekommen, keine spektauläre Aktion, kaum Öffentlichkeitsarbeit usw.

 

Ich mochte euch trotzdem, aber wenn ich irgendwas von euch mitbekommen habe, dann immer nur über involvierte Freunde.

Ich möchte jetzt nicht noch nachtreten, aber es lag eben nicht nur an den trägen anderen. Bei einer Großdemo/Aktion wäre ich sofort dabei gewesen.

Macht es gut

Zunächst einmal erstmal ganz vielen Dank an Euch, daß Ihr 2 Jahre das KoZe (kollektive Zentrum) erschaffen,gelebt und gehalten habt.

Ob die mangelnde Unterstützung in dieser Zeit daran festzumachen ist, daß Ihr Euch zu "wenig aus Euren Räumen bewegt habt" (So ein Kommentar hier bei Linksunten) das wird Eure Auswertung und Selbsterfahrung vermutlich irgendwann belegen.Ich bezweifel das und möchte vielmehr auf eine Stelle in Eurem Abschiedstext einhergehen, die in meinen Augen eine deutlich größere Bedeutung innerhalb linker Projekte/Gruppen bekommt.Es ist die Art des "konsumieren" und nicht mehr leben der eigenen Vorstellungen einer politischen Auseinandersetzung.

Auch wenn Ihr (Textschreiber) eine tolle Erfahrung gesammelt habt in puncto "Kollektivität",so kann das offensichtlich nicht darüber hinweg täuschen , daß ein Großteil der Weggefährten diesen Freiraum anders begriffen und auch anders ge(be)handelt haben.

Das ist schade ,aber in Zeiten wo ein abgeschlossenes Studium,oder ein lückenloses Polizeiführungszeugniss(Repression/Verteidigung von Freiräumen) mehr Achtung geschenkt wird ,als ein Ort der gelebten Kollektivität nicht mehr verwunderlich.

Ich wünsche mir in einer Stadt wie Hamburg eine offene,kontrovers geführte Debatte über solche Freiräume,über Eure Erfahrung der letzten 2 Jahre im,um,aus der KoZe und drücke Euch die Daumen, das Ihr weiterhin frohen Mutes seid und Euer Erlebtes mit allen Interessierten teilt.

Heute war der erste Schritt....

Ihr beklagt euch über mangelnde Solidarität wart selber aber weder in Hamburg noch darüber hinaus präsent. All euer Handeln drehte sich immer um euren kleinen begrenzten subkulturellen Kreis der KoZe. So am Ende euer Aufgeben noch anderen anzulasten finden sicherlich deutlich mehr Leute in Hamburg befremdlich. Solidarität entsteht nicht durch bloßes Einfordern selbiger auf Indymedia. Euch am Ende gar noch als Teil einer wie auch immer gearteten Revolution zu sehen bestätigt nur das Bild welches ihr bei vielen Menschen hinterlassen habt. Eine Gruppe die viel redet und sich selber höher bewertet als dasz sie diesem auch nur im geringsten praktisch nachkommen könnte. Also ab ins Studium und Berufsleben und in 2-3 Jahren hört man von euch eh nichts mehr.

Ihr geht wie ihr gekommen seid,....unauffällig, brav, angepasst.

Ok, die 80ér sind vorbei und kommen nicht wieder, sei´s drum. Aber so den Schwanz einkneifen, pfui. Tut mir einen Gefallen, maßt euch nicht an, "Teil der Revolution" zu sein. Das seid ihr nicht und werdet es auch nie werden. Wenn ihr nach Studium und so im Leben angekommen seid ist eh schluss mit eurem "Linkssein".

Schon vor einem Jahr war das Ende abzusehen. Einzelnen wurden Auslagen nicht erstattet und blieben auf diesen Sitzen. Dinge wurden mitgenommen und nicht zurückgebracht. Im Keller stand Wasser und niemand kümmerte sich. Gut, dass das jetzt alles vorbei ist.

Schade, ich wünsch euch aber viel Glück, und weiterhin ne gute Zeit!
Ich hab jetzt nicht verstanden, ob ihr raus müsstet, oder freiwillig irgendwie!

Klingt so assi gerad!sorry!  Nee, im Grunde bringst auf den ppnkt! Schade! Viel Glück für,... für was auch immer ihr dann macht!!!!!

Vielen Dank, liebe Menschen, für die vielen guten Veranstaltungen, die das graue, oft öde Hamburg um ein Vielfaches bunter politischer solidarischer gemacht haben. Ich kann euren Schritt gut verstehen.

für die tolle zeit, sie ich bei euch haben durfte!

ich wünsche euch viel kraft für die kommenden kämpfe!

 

eine besucher*in

So verbleibt es Ausdruck interner, struktureller Probleme, als eines fehlender hamburgweiter Strukturen.

Schade und falsches Signal!