Beim größten Neonazi-Konzert der letzten 20 Jahre standen drei Bands aus Brandenburg auf der Bühne. Der Verfassungsschutz erklärt, warum die Rechtsextremisten ins Ausland ausweichen.
von René Garzke
Potsdam - Es war das größte Neonazi-Konzert der vergangenen 20 Jahre: Über 5000 Rechtsextremisten haben am vergangenen Samstag ein klandestin veranstaltetes Konzert in dem Schweizer Dorf Unterwasser besucht. Auffällig dabei: Von den insgesamt fünf Bands auf der Bühne stammen drei aus Brandenburg – „Confident of Victory“ aus Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz), „Frontalkraft“ aus Cottbus und „Exzess“ aus Strausberg (Märkisch-Oderland).
Wie der Verfassungsschutz auf PNN-Anfrage mitteilte, ist davon auszugehen, dass auch eine „größere Zahl“ Neonazis aus Brandenburg als Besucher zu dem Konzert anreiste. Erkenntnisse dazu, ob brandenburgische Rechtsextremisten auch an der Vorbereitung des Konzertes beteiligt waren, liegen der Behörde jedoch nicht vor. Wie „Zeit Online“ berichtete, soll die Konzerthalle von einem aus Thüringen stammenden Neonazi angemietet worden sein.
Oft weichen die Neonazis ins Ausland aus
Dass die Rechtsextremisten mit ihren Konzerten ins benachbarte Ausland ausweichen, liegt vor allem am hohen Verfolgungsdruck der deutschen Sicherheitsbehörden. Oft werden die Veranstaltungen aufgelöst oder im Vorfeld verboten. „Das damit verbundene finanzielle Risiko schreckt potenzielle Szene-Unternehmer ab“, hieß es vom brandenburgischen Verfassungsschutz. So hätten im vergangenen Jahr nur noch zwei rechtsextremistische Konzerte in Brandenburg stattgefunden. Die Schweiz gelte hingegen als eher sichere Region für Rechtsrock-Konzerte, sagen Experten.
Nach Angaben des Verfassungsschutzes stammen insgesamt 26 Neonazi-Bands und damit überdurchschnittlich viele aus Brandenburg. Gegen die Bands, die in Unterwasser auftraten, wurde mittlerweile Strafanzeige wegen Verstoßes gegen die Schweizer Anti-Rassismus-Strafnorm erstattet.