[NMS] Neue NS-Ausstellung: Plakate wurden zerstört

Neumünster: Neue NS-Ausstellung - Plakate wurden zerstört
Erstveröffentlicht: 
05.10.2016

Pastor Stefan Bemmé geht von einem Angriff aus der rechten Szene aus.

 

 Der Schock war groß, als Stefan Bemmé in der vergangenen Woche durch die Stadt fuhr. Der Pastor der Anscharkirche war unterwegs, um die 24 aufgehängten Plakate zur Ausstellung „Neue Anfänge nach 1945 – Wie die Landeskirchen Nordelbiens mit ihrer NS-Vergangenheit umgingen“ zu kontrollieren. Dabei stellte er fest, dass die Hälfte der Plakate komplett zerstört worden war. „Die Plakate hingen erst seit Dienstag. Die Hälfte war am Mittwoch bereits kaputt. Einige waren komplett verschwunden, bei anderen hingen nur noch kleine Papierstreifen“, sagt Bemmè, der zu wissen glaubt, aus welcher Ecke der Angriff stammt: „Das kommt von rechts, das ist klar. Am Anfang habe ich es noch für einen Zufall gehalten, aber man hat gesehen, dass die Plakate systematisch abgerissen worden sind. Das ist so sorgfältig passiert, das hat nicht einfach mal eben ein Jugendlicher im Vorbeigehen gemacht."

 

Dafür spricht, dass die Plakate an vielen Orten in der Stadt hängen, unter anderem am Waschpohl, an der Kaiserstraße, der Luisenstraße oder der Rendsburger Straße. „Da hat sich jemand richtig Mühe gemacht“, sagt Bemmé, den vor allem das Tempo überrascht hat, mit dem die Täter zu Werke gingen. Der Pastor überlegte daraufhin, ob er bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt stellen soll, entschied sich dann aber für eine andere Lösung: „Ich hatte alle Plakate auf weiße Sperrholzplatten geklebt. Dort, wo ein Plakat verschwunden ist, schreibe ich mit einem schwarzen Edding folgenden Satz auf: ‚Hier hing ein Plakat für die Ausstellung Neue Anfänge nach 1945 – abgerissen von Menschen, die einen ehrlichen Blick zurück noch nicht aushalten.‘ Darunter unterschreibe ich mit meinem vollen Namen.“

 

Bemmé will den unbekannten Tätern entschlossen die Stirn bieten. „Ich war zunächst völlig erstaunt und schockiert, aber mir war klar, dass ich eine Antwort geben muss. Gewalt und die Verbreitung von Angst haben in einem öffentlichen Raum nichts zu suchen.“