Am vergangenen Wochenende kam es in der Nacht von Freitag auf Samstag in Hannovers Nordstadt, einem links-alternativ geprägten Stadtteil, erneut zu einem Angriff von 96-Ultras auf eine Gruppe Antifaschisten. Der Angriff ereignete sich gegen 1 Uhr in der Straße „Am kleinen Felde“.
Als sich die
Gruppe von 6 Antifaschisten von einer nahe gelegenen Kneipe in Richtung
Lutherkirche bewegte, wurde sie von ca. 40-50 vermummten Personen unter Rufen
wie „Scheiß Antifa!“ und „Stellt euch ihr Antifa-Fotzen!“ überrannt und dabei
mit Faustschlägen und Tritten traktiert. Dabei wurden mehrere Antifaschisten
verletzt, wovon eine Person ambulant versorgt werden musste.
Die Angreifer flüchteten über die Asternstraße in Richtung eines Parks.
Bereits wenige
Sekunden nach dem Angriff rückte die Bereitschaftspolizei mit mehreren
Mannschaftswagen an, was vermuten lässt, dass sie die Gruppe, möglicherweise aufgrund
des „Risikospiels“ zwischen Hannover 96 und dem FC St. Pauli am Folgetag, durchaus
im Vorfeld des Angriffs beobachtet hatten. Anstatt die sich noch in Sichtweite
befindlichen Angreifer zu verfolgen, wurden die Antifaschisten von der Polizei umstellt,
durchsucht, ihre Personalien kontrolliert und ihnen anschließend ein
Platzverweis ausgesprochen.
Am Morgen nach dem nächtlichen Angriff versammelten sich im Vorfeld des Spiels
gegen den FC St. Pauli ca. 150 hannoversche Ultras vor der Lutherkirche, also in unmittelbarer Nähe zu der Stelle, an dem der Angriff
stattfand. Ob dieser Treffpunkt in Verbindung zum vorangegangenen Angriff stand
oder gar weitere Übergriffe an diesem Morgen geplant waren kann bisher nur vermutet
werden.
Besonders erwähnenswert bleibt, dass sich bereits genau vor zwei Jahren ähnliche
Situationen in Hannovers Innenstadt und Nordstadt abspielten.
Damals hatten Personen der inzwischen (zumindest offiziell) aufgelösten Hooligangruppe
VH-13 mit weiteren 96-Ultras nach einer Großdemonstration der linken Szene, anlässlich
des Tags der deutschen Einheit am 3. Oktober, rund um Hannovers Hauptbahnhof
Jagd auf Antifaschist*innen gemacht, in dessen Folge u.a. eine Antifaschistin so
schwer verletzt wurde, dass sie notoperiert werden musste.
In den darauffolgenden Tagen und Wochen kam es immer wieder zu Angriffen auf
Antifaschist*innen durch Personen der hannoverschen Hooligan- und Ultraszene,
die sich vor allem in der Nordstadt ereigneten.
Eine etwas ausführlichere Darstellung der damaligen Ereignisse findet sich
unter https://linksunten.indymedia.org/de/node/124486.
Immer wieder versuchen Teile der hannoverschen Ultra-Szene ihre Angriffe auf
Antifaschist*innen als Auseinandersetzung aufgrund von Rivalitäten zwischen
verfeindeten Fußballfans bzw. Fußballvereinen herunterzuspielen. Dass die
vergangenen Angriffe, wie auch der jüngste, in einem klar politischem Kontext
stehen, ist durch die Beteiligung von Personen aus der rechten Szene und der
während der Angriffe geäußerten eindeutigen Parolen wie „Scheiß Antifa!“, „Antifa
Fotzen“ etc. nicht zu leugnen.
differenzieren
was soll so ein undifferenzierter artikel, gibt auch linke hannover ultras. einfach nur peinlich alle in einen topf zu werfen...
Blabla
Es wird in diesem Artikel an keiner Stelle bestritten, dass es auch linke und/oder antifaschistische Hannover-Ultras gibt. Es ist nicht mal explizit die Rede davon, dass es sich um rechte Ultras gehandelt habe. Da die Angreifer keiner konkreten Ultra-Gruppe zugeordnet werden können, wurden sie im Text als 96-Ultras bezeichnet, die Antifaschisten angegriffen haben, an dieser Formulierung ist nix falsch. Oder wäre es dir lieber man würde nicht belegbare Vermutungen anstellen, die Angreifer wären allesamt Mitglieder von Passion & Pride, Komplott Hannovera und UH?
Bremer-Ultras in der Nordstadt
Es fehlt ein kleines, aber entscheidenes Detail. Bei den angegriffenen Antifaschisten soll es sich größtenteils um Bremer-Ultras handeln, die vor einiger Zeit auch an einem Angriff, in wohl ähnlicher Überzahl, in Bremen auf Hannoveraner-Ultras beteiligt gewesen sein sollen. Natürlich können auch politische Motive eine Rolle gespielt haben. Dagegen spricht, dass es seit ~ 2 Jahren keine Auseinandersetzungen zwischen Antifaschisten/innen und Hannoveraner-Ultras gab und die genannte Vorgeschichte zwischen den beiden rivalisierenden Ultraszenen.
Man kann durchaus die beteiligten Ultraszenen dafür kritisieren, dass sie Gewalt anwenden um ihre "Revieransprüche" geltend zu machen. Die beteiligiten Bremer Ultras waren sich mit großer Wahrscheinlichkeit bewusst, dass ihre Anwesenheit am Vorabend des Spiels Hannover 96 - St. Pauli als Provokation aufgefasst werden kann und dies Konsequenzen für sie zu bedeuten haben könnte. Hoffentlich sind bei dieser Fußballrivilität keine Unbeteiligten zu Schaden gekommen, wie es in der Vergangenheit schon leider öfter der Fall war.
Diesen Konflikt immer wieder als Konflikt zwischen Antifaschistinnen auf der einen Seite und rechten Ultra-Schlägern auf der anderen Seite darzustellen in (wie auch wieder in diesem Artikel), wird dem Sachverhalt nicht gerecht, und führt in jedem Fall zu noch mehr Schwarz-Weiß-Denke auf beiden Seiten.
Fußballrivalität?
Wenn du den Angriff als bloße Fußballrivalität zwischen verfeindeten Vereinsanhängern abtust, wie erklärst du dann die eindeutigen Parolen im Nazi-Jargon die während des Angriffs geäußert wurden?
Vorgeschichte
Zitat Kommentar anonym (Hooliganaktivitäten Hannover https://linksunten.indymedia.org/de/node/124486):
"Ich bin immer noch wütend und enttäuscht, dass ein Konflikt, der keinen politischen Ursprung hat (zur Vorgeschichte:http://de.indymedia.org/2013/06/346396.shtml) als eben solcher dargestellt wird. Dass die hohlen (Klischee oder Tatsache?) Fußballschläger nach ihren Regeln (Stichwort: Regionalismus/ Feindschaften) agieren, ist bekannt (vor allem denen, die den Konflikt mit ihrem Vereinswechsel zumindest in Kauf genommen haben) und oft genug zu kritisieren, aber darum sind sie eben nicht per se Nazis. Auch wenn das so schön ins Bild passt. Diesen Konflikt müssen die Beteiligten austragen. Oder eben befrieden!"
Zitat Kommentar anonym (Ultras greifen Antifaschist_innen an http://de.indymedia.org/2013/06/346396.shtml):
"Es muss festgehalten, dass Fußball einfach nach anderen Regeln abläuft. Besonders die Ultraszene hat sich ein subkulturelles Gepräge gegeben, dass es eben ablehnt mit bestimmten Gruppierungen anderer Vereine gemeinsame Sache zu machen.
Das kann man kritisieren, als moderne Form des Tribalismus oder als anachronistische Folklore. Aber stellt diese Tatsache in irgendeiner Weise eine Gefahr dar?
"..."
In Hannover ist es jetzt so, dass Einzelpersonen meinen, sich über einen Gruppenkonsens hinwegsetzen zu müssen. Weder wurde versucht die Gesamtmeinung der Kurve argumentativ zu ändern, noch sonst irgendwie eine Meinungsäußerung herbei zu führen.
Stattdessen setzt man sich bewusst darüber hinweg und handelt im eigenen Interesse.
Dass dies nicht unbeantwortet bleiben wird, das wissen auch diese vermeintlichen Aktivisten.
Sich jetzt hier als Opfer darzustellen ist überaus vermessen. Weder ist dies nach mehrmaliger Schilderung hier, ein Angriff auf antifaschistische Personen gewesen, noch in irgendeiner Weise die Behinderung politischer Arbeit.
Hauptsächlich in Misskredit gebracht wird hier die tatsächliche Arbeit, die Fußballfans und andere Aktivisten täglich machen.
Die Beteiligten, die den Artikel offenkundig selbst verfasst haben, sollten sich darüber einige Gedanken machen, bevor sie eine Fanszene insgesamt diskreditieren. Einem Kleinkrieg würde die antifaschistische Szene in Hannover sowieso über lange Zeit nicht gewachsen sein, aufgrund mangelnder personeller Ressourcen und Erfahrung."
Wenn von Seiten der beteiligten Antifaschist_innen kein Interesse besteht diesen Konflikt ohne Gewalt zu lösen, sondern immer wieder Einzelpersonen in Überzahl angegriffen werden, seit Jahren die antifaschistische Szene in Sippenhaft genommen wird für persönlichen Interessen (Rache) und Konflikte mit eindeutigem Fußballhintergrund als politische Auseinandersetzungen zwischen Rechts und Links verkauft, der sollte sich nicht darüber wundern, dass Teile der hannoverschen Ultras irgendwann eine "Anti-Antifa-Position" oder noch schlimmer die der Rechten einnehmen.
feiger Angriff
bisher dachte ich dieser "feige-mutig" Stuß wäre nur das Mantra des bürgerlichen Establishments
nun also auch hier
was wollt ihr mit dem Zusatz "feige" unterstreichen und worin besteht für euch der Unterschied zu einem mutigen Angriff ?
zuviele Western gesehen ? ehrenhafte Duelle ? Mann gegen Mann ?
was also soll dieser bescheuerte Zusatz, was für eine Weltsicht, was für ein Menschenbild wollt ihr damit ausdrücken ?
Feige/Mutig
Strategie
und was macht man damit jetzt? Wenn es - wie Kommentare vermuten lassen - keinen homogenen Ultras-Block gibt, dann muss man damit doch arbeiten können. Nützt es vielleicht was, wenn man Kontakte spielen lässt, das bei denen zum Thema macht und dafür sorgt, dass eine Mehrheit bei denen solche Angriffe verurteilt. So könnte man selbst stärker raus gehen und in diese Fußballszene politisch rein wirken.
Typisch Hannover
Wenn ich mir hier die Kommentare durchlese fällt mir nur eines ein:
"typisch Hannover"
diese Auseinandersetzungen (oder soll ich ehr Zersetzung sagen) sind in Hannover leider sehr oft zu finden.
klasse Arbeit!!! Weiter so!!!