Autonome bekennen sich zu Anschlag

Bei dem Brand auf dem Gelände der Bundespolizei ist ein Schaden von 750 000 Euro entstanden. Foto: Alexander Dinger
Erstveröffentlicht: 
09.09.2016

 Nach dem Brandanschlag auf die Bundespolizei in Magdeburg haben sich Linksautonome zu der Tat bekannt.    Von Alexander Dinger ›und Matthias Fricke ›

 

Magdeburg l Donnerstagnacht, Parkplatz der Bundespolizei am Hauptbahnhof Magdeburg. Ein Einsatzwagen steht in Flammen, Sekunden später ein zweiter, danach ein dritter. Auf einer Länge von etwa 60 Metern bildet sich eine Feuerschneise. Insgesamt brennen 18 Autos, darunter acht Fahrzeuge der Bundespolizei, der Deutschen Bahn und Privatfahrzeuge. Verletzt wird niemand. Der Schaden wird auf 750 000 Euro geschätzt.

Noch während der Löscharbeiten suchen Polizisten in der Nachbarschaft nach den Tätern, allerdings erfolglos. Am Morgen trifft die Tatortgruppe des LKA mit schwerem Gerät am Brandort ein. Autos werden hochgehoben, Brandreste untersucht. Am Nachmittag steht fest: Es wurde jedes Fahrzeug einzeln angezündet. zu diesem Zeitpunkt wird immer wahrscheinlicher, dass hinter dem Brandanschlag ein politisches Motiv steckt. Ein Bekennerschreiben gibt es am Donnerstag allerdings noch nicht.

In den vergangenen vier Jahren hat es in Sachsen-Anhalt mehrfach linksextreme Anschläge auf Autos der Polizei und Bundeswehr gegeben. Im Januar 2012 etwa waren in einem Magdeburger Autohaus zwölf neue Polizeiautos abgefackelt worden. 2013 verübten Unbekannte auf die Bundeswehr-Kaserne in Havelberg einen Brandanschlag. 16 Fahrzeuge standen in Flammen. Trotz der jeweils 20 000 Euro Belohnung, die in beiden Fällen ausgesetzt wurden, ist nie ein Täter gefasst worden. Auch die Bundespolizei am Hauptbahnhof war bereits Ziel von Attacken. Zuletzt wurden im vergangenen Jahr bei mehreren Einsatzwagen die Scheiben eingeschlagen. Obwohl das auf dem Bahn-Gelände geschah, gibt es keine Videoüberwachung oder Umzäunung. Sven Hüber, Vize-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sagt dazu: „Es ist ein schlechter Witz, dass aus Finanzgründen die Parkplätze der Bundespolizei weder eingezäunt noch überwacht werden können.“

Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Ohne den Ermittlungen vorwegzugreifen, trägt dieser Brandanschlag die Handschrift der sogenannten Antifa.“ Diese Erscheinungen gebe es in vielen Städten.

Da eine politische Motivation vermutet wird, übernimmt der polizeiliche Staatsschutz des LKA das Verfahren, bestätigt Sprecher Andreas von Koß.

Für den heutigen Freitag haben Linksautonome Proteste gegen eine Polizeiparty in Magdeburg angemeldet. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem angemeldeten Gegenprotest und dem Brandanschlag, wie in sozialen Netzwerken vermutet, halten Insider für unwahrscheinlich. Die Tat sei sehr professionell gewesen und "eine Nummer zu groß" für den üblichen Gegenprotest.

Unterdessen ist am Freitag auf der linken Internetseite Indymedia.org ein Beitrag zum Brandanschlag in Magdeburg veröffentlicht worden. Der Text wurde von "Autonome Gruppe" publiziert. Darin heißt es: "Während also alle mehr Bullen fordern, haben wir mit dem Abbau begonnen. Statt "langer Nacht auf dem Revier" gab es eine Schaumparty." Außerdem wird begründet, warum man auch die Deutsche Bahn, der das Gelände gehört, habe treffen wollen. Aufgeführt werden die Castor-Transporte und Transporte für die Bundeswehr. Wer hinter "Autonome Gruppe" steckt und ob das Schreiben authentisch ist, ist noch unklar. Auf Indymedia gibt es unzählige Autoren, da es sich um eine offene Plattform handelt.