Der umstrittene Lahrer AfD-Kandidat Thomas Seitz will den Einzug in den Landtag um eine Stimme verpasst haben. Im Vorfeld der Wahl war der Freiburger Staatsanwalt wegen extremistischer Äußerungen auf Facebook in die Kritik geraten.
Von Manfred Dürbeck, Christian Kramberg
Die AfD hatte aufgrund ihre Wahlergebnisses vier Sitze im Regierungsbezirk Freiburg erhalten, die nach den prozentualen Ergebnissen der AfD-Kandidaten in ihren Wahlkreisen verteilt wurden. Die ersten drei Sitze waren an die AfD-Kandidaten in den Wahlkreisen Konstanz, Rottweil und Tuttlingen-Donaueschingen gegangen, um den vierten und damit letzten haben sich Thomas Seitz (Wahlkreis Lahr) und Stefan Räpple (Wahlkreis Kehl), ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, das nicht hätte knapper ausgehen können. Beide erreichten 15 Prozent, Räpple – der auch im Wahlkreis Offenburg angetreten war (14,1 Propzent) – hatte 10387 Stimmen auf sich vereint, Seitz 10755 Stimmen.
Dass letztlich Stefan Räpple (Wahlkreis Kehl/52) und nicht er in den Stuttgarter Landtag einziehen wird, liegt laut Thomas Seitz nur an einer Stimme: "Wenn man die Zahl der Nachkommastellen erhöht und erst später rundet, dann hat Kehl 15,00946 Prozent erzielt, Lahr nur 15,00858 Prozent. Eine Stimme mehr für Lahr oder weniger für Kehl hätte die Rangfolge umgedreht." So nahe am Ziel, schreibt Seitz in seiner Pressemitteilung, sei das eine bittere Enttäuschung. "Aber so ist eben Demokratie."
Am Wahlabend feierte Thomas Seitz in der Gewölbescheune der Schmieheimer Hieronymus-Brauerei und war dort wegen des schlechten Handyempfangs nicht erreichbar. Seine Stellungnahme zum Wahlausgang hat er der Badischen Zeitung deshalb einen Tag später per E-Mail zukommen lassen.
Seitz freut sich über die 15 Prozent AfD-Stimmen in seinem Wahlkreis 50 (Lahr). Damit liege man nur knapp unter dem Landesdurchschnitt, aber zwei Prozent über dem Durchschnitt im Regierungsbezirk. Geradezu sensationell sei das Ergebnis in Lahr, wo die AfD mit 21,6 Prozent auf Platz zwei und noch vor der CDU landete. Als Gründe nennt Seitz seinen Heimvorteil – er stamme aus Lahr. Entscheidend sei aber gewesen, dass ihm überdurchschnittlich viele Russlanddeutsche ihre Stimme gegeben hätten.
Staatsanwalt und AfD-Politiker droht Verfahren
Seitz beschimpft Politiker, hetzt gegen Muslime: Der Lahrer AfD-Kandidat und Freiburger Staatsanwalt steht wegen umstrittener Äußerungen auf Facebook in der Kritik. Rechtsexperten fordern disziplinarische Konsequenzen. Möglicherweise hat sich Seitz mit seinen Äußerungen strafbar gemacht.
Vor Freiburger Gerichten tätige Strafverteidiger fordern Konsequenzen in der Affäre. In einer Erklärung forderten sie am 9. März den Leitenden Oberstaatsanwalt dazu auf, Seitz "von denjenigen Verfahren zu entbinden, bei denen entsprechend seinen Äußerungen zu befürchten ist, dass er Verfahrensbeteiligten nicht unvoreingenommen gegenübertritt".
Die Staatsanwaltschaft Freiburg prüft seither, ob die Voraussetzungen für die Einleitung eines Disziplinarverfahrens erfüllt sind. Wann die Prüfung abgeschlossen sein wird, ist noch nicht absehbar.