Nach einem blutigen Beziehungsstreit am vergangenen Sonntag in Reutlingen hielten Neonazis vom "3.Weg" in Reutlingen eine Kundgebung ab. Auch örtliche Nazis waren in einem benachbarten Cafe zu sehen.
Am Sonntag kam es in Reutlingen zu einem blutigen Beziehungsstreit, bei welchem eine Frau getötet und weitere Menschen verletzt wurden. Besonders in Kommentarspalten und Sozialen Medien waren schnell rassistische Erklärungsmodelle und Forderungen zu vernehmen. Auch über eine Twitter Kanal der AfD Reutlingen hieß es "Wenn wir an der Macht gewesen wären, waäre das nicht passiert"; im Nachgang behauptet die AfD keinen Twitter Account zu haben.
Auch Nazis vom "3. Weg" wollten dieses schreckliche Ereignis für ihre rassistische und neonazistische Propaganda nutzen und hielten am Montag abend auf dem reutlinger Marktplatz eine "Eilversammlung" / Kundgebung ab. Etwa 15 angereiste Neonazis vom 3. Weg, die bereits in der Vergangenheit an anderen Orten aufgetaucht waren und zu einem großen Teil aus der Region Göppingen und Esslingen kommen, standen im Halbkreis rum, hielten Schilder und ein Transpi und versuchten Flyer an Passant*innen zu verteilen. Abgerundet wurde dieser widerwärtige Anblick durch gelegentliche Hetzreden und Nazimusik. Weitere eineinhalb Hände voll bekannter örtlicher Nazis getrauten sich nicht an der Kundgebung teilzunehmen, sondern saßen im Außenbereich eines benachbarten Cafes und pöbelten hin und wieder.
Gegen 19:30 begannen die Nazis ihre Kundgebung, laut Polizei war diese bis 21:00 angemeldet. Trotz der absoluten Spontaneität der Gegenmobilisierung trafen nach wenigen Minuten die ersten organisierten Antifaschist*innen ein und konnten gemeinsam mit zahlreichen Punks, Jugendlichen, Migrant*innen und Bürger*innen den Nazis lautstark und gut sichtbar Paroli bieten. Mit der Zeit kamen immer mehr Menschen hinzu, um ihre Abneigung gegen Neonazis zu demonstrieren. Die von Anfang an präsente Polizei schirmte die Nazis u.a. mit Pferden ab, die Lautsprecher des 3. Wegs versagten bald den Dienst (kein Wunder) und so löste sich die Kundgebung bald auf und die Neonazis zogen unter Polizeischutz ab.
Einer der reutlinger Nazis wollte unbedingt Diskutieren und wurde dann auch von der Polizei weggeschickt, als er in Rage geriet weil sein Namen genannt wurde. Ansonsten schien die Polizei etwas überfordert, vier 3. Weg-Nazis konnten sich anscheinend der Beobachtung durch die Polizei entziehen und bauten sich einige Minuten nach Ende der Kundgebung in der Fußgängerzone auf. Mit dem entschlossenen eingreifen von Antifaschist*innen rechneten sie wohl nicht, nachdem ein Nazi einer jungen Frau in den Bauch trat und einige Nazis den Boden aus direkter Nähe betrachteten, wollten sie sich aus dem Staub machen, wurden aber von der polizei aufgehalten und teilweise festgesetzt.
Von den ortsansässigen Neonazis war im Anschluss nichts mehr zu sehen, diejenigen des 3. Wegs lungerten noch einige Zeit unter Polizeischutz vor einer Tiefgarage rum, bevor sie abfuhren.
Danke an alle, die sich so kurzfristig den Nazis in den Weg gestellt haben!
Besonders schön war zu sehen, wie gut unterschiedliche Gruppen und Menschen zusammen arbeiten können; daran lohnt es sich in der Zukunft anzuknüpfen. Mit etwas mehr Plan und Organisierung wäre bestimmt noch mehr möglich gewesen, für die konkrete Situation kann die antifaschistische mobilisierung jedoch als (zumindest kleiner) Erfolg verbucht werden.
Für heute Abend scheinen Nazis ebenfalls in Reutlingen auflaufen zu wollen. Selbstverständlich git es dazu auch antifaschistische Gegenmobilisierung. Beteiligt euch!
No Pasaran! Siamo Tutti Antifascisti!