Zella-Mehlis: Neonazi im Vorstand der AfD Südthüringen

Neonazi im Vorstand der AfD Südthüringen (1)

Erst vor einigen Tagen hielt die AfD mit ihrem Landesvorsitzenden Björn Höcke eine Kundgebung in der Südthüringer Kleinstadt ab. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Kevin Gröschel, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisverbandes. Dass der junge AfDler aus Zella-Mehlis jedoch in Neonazigruppen aktiv war und weiterhin gute Kontakte in die Szene pflegt, wollen wir im Folgenden darstellen.

 

Aktiv in der (Süd-)Thüringer Naziszene


„Ich bin unfassbar entsetzt darüber, mit welcher Aggressivität bereits hier in den Kleinstädten vorgegangen wird. In größeren Städten wie Jena, Gera oder Erfurt muss man als aufrechter konservativer Bürger täglich mit solchen Gewalttaten rechnen. Dass diese Gewalt nun aber bis in die eher ländliche Gegend gezogen ist, schockiert mich.“, jammerte der Stellvertretende Vorsitzende des KV der AfD Südthüringen über einen vermeintlich 'linkskriminellen Anschlag' in Zella-Mehlis. Verwunderlich, Anbetracht der Tatsache, dass Kevin Gröschel sich über Jahre hinweg in einem gewaltbereiten und aktiven Neonazimillieu aufhält und in diesem aktiv ist. Ein frühes Foto aus dem Jahr 2009 zeigt den jungen Neonazi in einem T-Shirt mit dem Neonazievent aus Gera, 'Rock für Deutschland'. Dieses besuchte er im selben Jahr, wobei auch das Foto mit einer der dort aufgetretenen Neonazibands entstand. In den Jahren 2010 bis 2013 wiederholten sich wohl weitere Besuche des Konzertes, welches von der NPD organisiert wurde. Neben seinem Besuch auf diversen Nazifestivals war und ist Gröschel immer noch Stammgast im lokalen Gasthaus 'Einsiedel', wo in der Vergangenheit diverse rechte Konzerte und Veranstaltungen stattfanden und das als überregionaler Anlaufpunkt für die Neonaziszene diente. (Artikel: Zella-Mehlis: Nazi-Konzert im Einsiedel, Zella-Mehlis: Der etwas andere Geburtstagsgruß, Redebeiträge der AGST auf der antifaschistischen Demonstration am 26.08.06). Aus dieser Zeit stammt auch seine Freundschaft mit dem Zella-Mehliser Neonazi Tommi 'Mahler' Wahl. Dieser war Teil der früher aktiven 'Kameradschaft Zella-Mehlis', sowie am Anfang Teil der Neonazigruppierung 'Freie Kräfte Südthüringen'. Mittlerweile ist Wahl nur noch Stammgast im 'Einsiedel' und besuchte gelegentlich SüGIDA Demonstrationen in Suhl mit dem Zella-Mehliser Neonazi, und ebenfalls guten Freund von Kevin Gröschel, Marcel Friedel (Bild im Anhang). Doch noch nicht genug. Kevin Gröschel war Teil einer Neonazigruppierung, die sich 2011 in Zella-Mehlis und Suhl formierte. Das sogenannte 'Infoportal Suhl/Zella-Mehlis' ging damals aus den zerfallenen Strukturen der 'Freien Kräfte Südthüringen' und den nur kurze Zeit existente 'Freie Netz Suhl/Zella-Mehlis' auf. Aus dieser Zeit stammt auch ein Foto beim kameradschaftlichen Wandern der Neonazis. Es zeigt den Gründer der 'Kameradschaft Zella-Mehlis' und der 'Freien Kräfte Südthüringen', Stefan Kolb aus Zella-Mehlis, gemeinsam mit dem Neonazi Stephan Weckop aus Kleinschmalkalden, Manuel Haseney aus Zella-Mehlis, Danny Reinhardt aus Suhl und Kevin Gröschel in einer Jacke der Neonazimarke Thor Steinar. Kolb war damals nicht mehr in Zella-Mehlis wohnhaft und nur zu Besuch in der Region, war aber Jahre lang führender Nazikader in der Region Suhl und Zella-Mehlis. Stephan Weckop aus Kleinschmalkalden ist u.a. am Angriff auf Antifaschisten in Berlin Kreuzberg beteiligt gewesen und nahm regelmäßig an Nazidemonstrationen regional, sowie überregional teil. Bis auf Kolb können alle anderen Abgebildeten dem 'Infoportal Suhl/Zella-Mehlis' zugerechnet werden. Leithammel der Gruppierung war der damals in Zella-Mehlis am Denkmal 3 wohnhafte Phillip Liebetrau.

 

Verbindungen zum ehemaligen 'Infoportal Suhl Zella/Mehlis'


Die Gruppierung 'Infoportal Suhl/Zella-Mehlis' war an der Organisation diverser spontaner Aktionen beteiligt und reiste immer wieder zu bundesweiten Demonstrationen nach Magdeburg, Dresden oder Bad Nenndorf. Dabei traten die Neonazis um Liebetrau entweder als „Nationale Sozialisten Südthüringen“ oder direkt als „Infoportal Suhl/Zella-Mehlis“ auf. In der Facebook-Freundesliste von Gröschel findet sich dabei ein Profil mit dem Namen „Phillip Rupprecht“. Dabei handelt es sich um den Account von Liebetrau, der mittlerweile in Dortmund aktiv ist. Auch weitere aktive Neonazis aus dem Umfeld des 'Infoportal Suhl/Zella-Mehlis' finden sich in der Freundesliste von Gröschel. Genannt seien hier noch „Andi Lehrling Schlumper“, bei dem es sich um den Neonazi Frank Müller aus Suhl handelt, Thomas Reißig aus Breitungen, „Wöchs Er“ mit richtigem Namen Christian Wachsmann, „Markus Edge“ mit richtigem Namen Marcus Schneider oder auch „Joerch Joerch“ mit richtigem Namen Jörg Hennig (siehe Fotos). Weiterhin ist Gröschel mit dem Betreiber des 'Patriotic Store' und Mitarbeiter und Model von Ansgar Aryan, Tobias Reinhardt aus Luisenthal bzw. Oberhof befreundet (siehe Screenshot). Ebenfalls ist Gröschel mit „Phil Eulenspiegel“ und „Ringoor Ingi Franzson“ befreundet. Bei beiden Facebook-Accounts handelt es sich um Ringo Köhler. Dieser war eine zeitlang beim 'Freien Netz Saalfeld' aktiv und ist jetzt Teil der europaweit agierenden 'Europäischen Aktion', einem Netzwerk aus Holocaustleugnern und Antisemiten. Des Weiteren war Ringo Köhler aktiv an der Organisation von 'SüGIDA' und 'ThüGIDA' Demonstrationen beteiligt. Seine Kontakte reichen aber über Südthüringen hinaus. Weitere Freundschaften pflegt Gröschel zum Mitglied der Erfurter Neonazigruppe 'K56', Phillip Miene, sowie zum Gothaer Neonazi Marco Zint. Letztgenannter ist nicht nur Leithammel der Nazigruppierung 'Bündnis-Zukunft-Landkreis Gotha' und Mitglied der Neonazipartei 'Der Dritte Weg', sondern auch Freund der angeklagten Neonazis im Ballstädtprozess, welche Anfang 2014 eine Kirmesgesellschaft brutal überfallen haben. Zu guter Letzt findet sich auch Heiko Bernardy in der Freundesliste von Kevin Gröschel. Bernardy war bis zu seiner Entlassung Mitarbeiter im Hildburghäuser Büro der AfD-Abgeordneten Corinna Herold. Aufgrund seiner Rede bei 'SüGIDA' wurde Bernardy entlassen und verließ die Partei. Er trat später bei diversen Neonaziveranstaltungen von Tommy Frenck auf.

 

Gröschels Nazikontakte außerhalb von Südthüringen

 

Ebenfalls betrieb Gröschel einen zweiten Facebook-Account unter dem Namen „Kevin Patriae Libertas“. Sein Geburtstag, der 24. Dezember 1994, sowie seine Schulzeit im Heinrich-Ehrhardt Gymnasium, ein Großteil seiner Freundesliste und sein Wohnort sind übereinstimmend. Über dieses Profil teilt er Musik von 'Gigi und die braunen Stadtmusikanten', feiert den 'Nazihipster', bekundet das er die Naziband 'Hassgesang' liebt und teilt News der lokalen Nazipartei 'Bündnis-Zukunft Hildburghausen' (siehe Screenshots). In der Freundesliste seines zweiten Accounts finden sich NPD Funktionär Patrick Wieschke, sowie Karsten Höhn, der im Ballstädtverfahren angeklagte Marcus Russwurm, der Arnstädter Nazischläger Marcel Unger oder der Jenaer Naziliedermacher Max Lemke und viele weitere Neonazis aus Thüringen. Aber auch über seinen 'richtigen Account' teilt Gröschel Musik der NS-Hardcore Band 'Moshpit' aus Altenburg (siehe Screenshot). Über diesen Account gab er auch regelmäßig auf der Facebookseite der lokalen Nazigruppe 'Infoportal Suhl/Zella-Mehlis' ein 'Gefällt mir' ab (siehe Screenshots). Außerdem gefallen Kevin Gröschel die Facebookseiten von Tommy Frenck, dem NPDler Patrick Weber oder auch die Seite der Neonaziklamottenmarke 'Ansgar Aryan'. Mit seinen Kameraden vom Infoportal besuchte Gröschel u.a. eine NPD Kundgebung am 16. März 2013 in Eisenach gegen einen Moscheebau (siehe Foto).

 

Lokale Aktivität und Einsatz für die AfD

 

Neben seinen Aktivitäten für die lokale Naziszene ist Gröschel Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr in Zella-Mehlis. Auf einem angehängten Foto sieht man Gröschel mit Thors-Hammer Umhänger beim Grillfest der lokalen Feuerwehr. Weiterhin ist er Mitglied im Musikverein 'DaCapo e.V.'. Bei einer Veranstaltung des Vereins kam es zu einem homophoben Übergriff auf Konzerntbesucher. Einige Vereinsmitglieder schützten den angreifenden Neonazi später und wurden gegenüber antifaschistischen Konzertbesuchern selbst handgreiflich. Einige Woche nach dem Bericht zu diesen Vorfällen tauchte eine „Gegendarstellung“ eines anonymen Konzertbesuchers auf der lokalen Naziseite auf. Dass es sich bei dem Autor des Textes um Gröschel handelt, ist angesichts seiner Verstrickungen mit dem damaligen Seitenbetreiber Liebetrau nicht unwahrscheinlich. Zur AfD kam Gröschel wahrscheinlich über den ebenfalls bei der Feuerwehr aktiven Michael Kirchner. Dieser war u.a. Mitbegründer des Kreisverbandes und hat aktuell die Funktion als Beisitzer inne. Mit der Mitgliederversammlung am 29. Mai 2015 im Landgut Aschenhof wurde Gröschel schließlich zum stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisverbandes gewählt (siehe Screenshots). Seit seiner Aktivität im Kreisverband seit 2014 hilft er beim Plakatieren oder beim Verteilen von Flyern für die AfD aus. Bei seinem letzten Auftritt am 29. Juni 2016 bei der AfD Kundgebung in Zella-Mehlis wuchs schließlich das zusammen, was schon lange zusammen gehört. Die AfD, voran ihr Landesvorsitzender Björn Höcke, wird von einem aktiven Neonazi begrüßt und es können Seite an Seite Reden gegen politische Gegner gehalten werden.