Fundis – Ihr könnt uns 1.000x kreuzweise! Auch dieses Jahr werden wir am 24. Juli 2016 für reproduktive Freiheit
und den freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen demonstrieren. Kommt
zur Pro-Choice-Demo, die um 13:00 am Hauptbahnhof Salzburg beginnt!
Wenige
Stunden später wollen mal wieder ultra-religiöse, organisierte
AbtreibungsgegnerInnen um HLI, Euro Pro Life und co. mit weißen
Holzkreuzen bewaffnet durch die Salzburger Innenstadt schleichen, um
gegen feministische Errungenschaften und Forderungen mobil zu machen und
moralischen Druck auf Frauen*1 auszuüben.
Ihre reaktionäre Weltsicht ist gekennzeichnet von Heuchelei und Doppelmoral.
Sie geben vor, „Frauen schützen“ zu wollen. Das ist nicht nur paternalistisch bevormundend, sondern auch gefährlich. Sie wollen Verhütungsmittel verbieten. Der Salzburger Weihbischof Laun warnt vor dem „hochwirksamen Präparat Pille Danach“. Anständige Christinnen brauchen ihrer Ansicht nach auch keine Verhütung, der einzig akzeptable Weg lautet sowieso Keuschheit bis zur Ehe. Es ist zynisch, Verhütungsmittel abzulehnen angesichts der Tatsache, dass Kondome notwendig sind, um sich und andere vor der Ansteckung mit Krankheiten zu schützen. Wenn es nach den organisierten AbtreibungsgegnerInnen ginge, sollten Schwangerschaftsabbrüche vollständig kriminalisiert werden, um „Frauen vor den gefährlichen Folgen“ zu schützen. Tatsächlich werden Abtreibungen immer durchgeführt, egal ob illegalisiert oder nicht. Eine Kriminalisierung von Abbrüchen führt dazu, dass diese oft unter unsicheren, unhygienischen Bedingungen stattfinden und somit eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit bedeuten, bis hin zum Tod. Das gilt besonders für ungewollt Schwangere mit wenig Geld. Mit den nötigen finanziellen Mitteln lassen sich doch manche Ärzt_innen dazu bewegen, sich selbst dem Risiko einer Verurteilung auszusetzen. Genau das Gegenteil der wahnwitzigen Forderungen der Fundis würde also die Gesundheit und das Wohlbefinden von FrauenLesbenInterTrans* verbessern.
Tatsächlich geht es den organisierten AbtreibungsgegnerInnen um Disziplinierung; Frauen* sollen davon abgehalten werden, Entscheidungen über ihren eigenen Körper und ihr Leben zu treffen. Um Frauen* eindrücklich von ihrer Schutzbedürftigkeit zu überzeugen, haben die Fundis das „Post Abortion Syndrom“ erfunden. Auf diversen Websites und in Büchern veröffentlichen sie lange Listen mit schrecklichen Beschwerden, die angeblich durch Schwangerschaftsabbrüche verursacht werden und so ziemlich alles sein können. Zum Beispiel: „Menstruationsbeschwerden, emotionales Absterben, hysterische, unmotivierte Weinkrämpfe, Rückenschmerzen, Ausfluss, Herzneurosen, Frigidität, Selbstmordgedanken“, bis hin zu „militantem Feminismus“. Das Post Abortion Syndrom ist wissenschaftlich widerlegt, es existiert schlichtweg nicht. Wenn einzelne Beschwerden, etwa „Gefühle von Einsamkeit, Isolation und Ausgrenzung“ oder „Schlaflosigkeit“ tatsächlich auftreten, dann aus anderen Gründen wie Stigmatisierung, unter Druck Setzen, Schuldgefühle Einreden, etc. Dazu tragen organisierte AbtreibungsgegnerInnen einen großen Teil bei.
Im Zentrum ihrer Mobilmachung steht oft „das Geschenk Leben“. Was sie damit meinen sind befruchtete Eizellen. Föten bezeichnen sie durchgängig als „Kinder“, die ein Recht auf Leben hätten. Dieser rhetorische Kniff erlaubt es ihnen, Schwangerschaftsabbrüche als „Kindsmord“ darzustellen und Personen, die abgetrieben haben als „Mörderinnen“ zu bezeichnen. Das Interesse der organisierten AbtreibungsgegnerInnen beschränkt sich auf das „ungeborene Leben“. Ihre Versprechungen, Eltern und Kindern Unterstützung zu leisten, sind fadenscheinig und hören mit der Geburt auf. Um die Lebensrealitäten von Kindern, die nicht ihre eigenen (oder gar: nicht christlich) sind, kümmern sie sich nicht.
In den letzten Jahren spielen sich organisierte AbtreibungsgegnerInnen vermehrt als VertreterInnen und VerteidigerInnen von Menschen mit Behinderung und Menschen mit Lernschwierigkeiten auf. Wieder interessieren sie sich dabei nur für Föten und nicht für die Lebensumstände von realen Leuten. Sie instrumentalisieren Menschen mit Behinderung und Menschen mit Lernschwierigkeiten sowie deren Interessen und Kämpfe um Befürworter_innen eines freien Zugangs zu Schwangerschaftsabbrüchen vorwerfen zu können, sie würden pauschal eugenische2 Positionen vertreten. Der so aufgebaute moralische Druck soll letztendlich wieder der Kontrolle und Disziplinierung von Gebärfähigkeit dienen.
Lügen, Verzerrungen und Falschdarstellungen bis hin zur Holocaustverharmlosung gehören zum Repertoire der organisierten AbtreibungsgegnerInnen. So bezeichnen sie Schwangerschaftsabbrüche als „Babycaust“ und als „größtes Verbrechen“ in der Geschichte Europas. Dadurch stellen sie den Abbruch der Entwicklung eines Fötus als gleich schlimm oder schlimmer dar, als den Mord an Millionen von Menschen. Das ist Heuchelei und Doppelmoral, und eine Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus. Andererseits ist es wenig überraschend, dass organisierte AbtreibungsgegnerInnen mitunter Nazis bei ihren Märschen mitlaufen lassen und sich über Sympathisant_innen aus anderen extrem rechten Gruppierungen freuen. Die ideologischen Überschneidungen zwischen reaktionären ChristInnen und anderen extremen Rechten sind nicht zu übersehen: ein ultra-konservatives Familienbild und die Angst vor dem „Volkstod“ seien nur als zwei Eckpunkte genannt.
Fazit: alles männerbündlerische Scheißvereine, die gar nix schützen wollen als ihre eigenen Machtpositionen und die Kontrolle über den Uterus von anderen Leuten!
Kommt am 24. Juli 2016 um 13 Uhr (Hbf Sbg) zur Pro-Choice Demo und beteiligt euch an den Aktionen und Kundgebungen gegen den 1000-Kreuze-Marsch!
Für freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen und Verhütungsmitteln! Für reproduktive Freiheit für alle! Schluss mit Hass gegen Homosexuelle, Interfeindlichkeit und Transfeindlichkeit, Lesbenfeindlichkeit und Frauen*hass! Schluss mit rassistischer und sexistischer Bevölkerungspolitik! Schwangerschaftsabbruch raus aus dem Strafgesetzbuch! Nieder mit dem Patriarchat! Für die soziale Revolution!
Ehe, Küche, Vaterland – unsre Antwort: Widerstand!
Hinter dem Sexismus steht der Kardinal – der Kampf um Befreiung ist antiklerikal!
Alerta Feminista!
Pro-Choice Demo um 13 Uhr am Hauptbahnhof, Pro-Choice Kundgebungen ab 16 Uhr, Kreuzausgabe der FundamentalistInnen voraussichtlich 16:15 Uhr am Mozartplatz
Mehr zum Thema Pro Choice findet ihr in der Pro Choice is ois! Broschüre unter infoladensalzburg.files.wordpress.com/2015/06/bildschirm_pdf.pdf
1 Die Moralkeule der organisierten AbtreibungsgegnerInnen richtet sich explizit gegen Leute, die sie in IHR Verständnis von “Frauen” einsortieren. Diese Kategorie entspricht ihrer reaktionären Ideologie und deckt sich nicht mit allen Menschen, die schwanger werden können und von Einschränkungen reproduktiver Freiheit betroffen sind.
2 Der Begriff “eugenisch” meint Aktivitäten, Gedanken, Konzepte, die die Steuerung des biologischen Erbgutes zum Ziel haben, die einhergehen mit einer Einteilung in “unwertes” und “wertvolles” Leben. Im Besonderen bezeichnet der Begriff die Maßnahmen der Erb- und Rassenhygiene des Nationalsozialismus und die damit verbundenen staatlichen Zwangs-maßnahmen und Morde.
Frauen haben als einzige die Entscheidung
Die einzigen, welche in jeder Beziehung die Entscheidungsmacht haben, eine Schwangerschaft abzubrechen oder nicht, sind die schwangeren Frauen selber. Auch wenn die kapitalistische und teilweise religiöse Gesetzlichkeit oftmals etwas anderes aussagt.
Insofern kann ich und können wahrscheinlich eine sehr grosse Zahl von Menschen, sowohl Frauen wie auch Männer, vieles von dem was ihr vertretet, ebenfalls unterschreiben.
Was mich allerdings irritiert, ist das vollkommen aussen vor lassen der Unterdrückung von Frauen und Mädchen aus islamisch geprägten Bevölkerungskreisen. Diese Unterdrückung ist doch leider sehr weit in solchen Kreisen verbreitet und meines Wissens ist das auch in Österreich der Fall. Fühlt ihr euch für solche Frauen und Mädchen nicht zuständig, oder wie soll man das verstehen.
"Hinter dem Sexismus steht der Kardinal - der Kampf um Befreiung ist antiklerikal" ist eben nur die halbe Wahrheit, viele Imame und andere religiöse Würdenträger stehen dem Kardinal in nichts nach, nicht selten sind sie noch ein Stück weit schlimmer.
Atheismus
muss das da denn explizit drinstehen?
die grundaussage richtet sich allgemein gegen das patriarchat. In diesem fall ist es aber nunmal so, dass der grund dafür der tausend kreuze marsch ist. Dieser wird halt von Fundamentalistischen Christen veranstaltet.