mit Johannes Hauer - Donnerstag, den 14. Juli 2014 um 19:30 Uhr - Philosophisches Seminar, Schulgasse 6, Kantsaal, Heidelberg-Altstadt
Die kapitalistische Epoche, in der wir leben, zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass in ihr die Formen der Produktion permanent revolutioniert werden. Das Kapital hat die Produktion somit aus den Fesseln vormoderner Tradition befreit. Dieser Bruch bedeutet jedoch nicht, dass die Gesellschaft bereits nach den Bedürfnissen der Menschen eingerichtet wäre. Im Gegenteil: Die Individuen erleben ihre Gesellschaft als eine verselbständigte, über ihnen stehende, fremde Macht, die sie mit ihrem Wollen und Handeln kaum beeinflussen können. Der alte liberale Traum vom friedlichen Einmünden des ökonomisch-technologischen Fortschritts in eine globale Zivilisation ohne Mangel und Tyrannei blitzte nach 1989 noch einmal kurz auf, verschliss jedoch rasch in sozialen und ökologischen Krisen, die die Antagonismen der Klassengesellschaft vehement in Erinnerung brachten.
In den letzten Jahren haben Klimawandel und Weltwirtschaftskrise viele Illusionen über den „neoliberalen“ Kapitalismus auf schmerzhafte Weise zerstört – nichts anhaben konnten sie jedoch der Illusion einer Reformierbarkeit des Kapitalismus, die sich erneut großer Beliebtheit erfreut. Diesen frommen Glauben zu nähren ist die wesentliche Funktion einer entstehenden Postwachstumsbewegung. Wir wollen uns der Vorstellungswelt dieser Bewegung zunächst auf dem Weg einer kleinen Materialschau annähern. Anschließend wollen wir zeigen, dass die Degrowth-Bewegung keine überzeugenden Antworten auf die drängenden Probleme der bürgerlichen Gesellschaft finden kann und warum das so ist: weil sie keines der grundlegenden Verhältnisse dieser Gesellschaft in Frage stellt.
Johannes Hauer lebt und arbeitet in Leipzig. Er ist Teil der
Interessengemeinschaft Robotercommunismus in der translib. Die IG hat
sich 2014 anlässlich der IV. Internationalen Degrowth-Konferenz
gebildet. Sie hat die 16 Thesen zur Degrowth-Bewegung, sowie weitere
Texte zur Kritik der Alternativökonomie veröffentlicht. Die translib
versteht sich als ein communistisches Labor zur kollektiven Aneignung
und Entwicklung einer kritischen Theorie der bürgerlichen Gesellschaft
und ihrer Aufhebungsbewegungen.
(https://translibleipzig.wordpress.com/)
Der Vortrag ist Teil der Reihe:
Irrwege der Kapitalismuskritik
- Beginn immer 19:30 Uhr -
1. Die Neoklassik als Dogma der VWL
mit Anna Reisch
Di., 03. Mai, Voßstr. 2, Raum 212
https://www.facebook.com/ events/1083275325063870/
2. Die Ideologie von raffendem und schaffendem Kapital
mit Merlin Wolf
Do., 12. Mai, Schulgasse 6, Kantsaal
https://www.facebook.com/ events/1116438988429605/
3. Faule Griechen, fleißige Deutsche
– deutsche Krisenlösungen für Europa
mit Tomasz Konicz
Do., 19. Mai, Schulgasse 6, Kantsaal
https://www.facebook.com/ events/1725641681039473/
4. Arbeitsfetisch und Leistungswahn
– zur Kritik der Arbeit
mit Thomas Ebermann
Do., 02. Juni, Schulgasse 6, Kantsaal
https://www.facebook.com/ events/929410190489900/
5. Der Traum vom guten Geld
mit Ernst Lohoff
Do., 09. Juni, Schulgasse 6, Kantsaal
https://www.facebook.com/ events/1734896836728471/
6. Über Proudhonschen Antisemitismus
und deutschen Nationalsozialismus
mit Frédéric Krier
Do., 16. Juni, Schulgasse 6, Kantsaal
https://www.facebook.com/events/981956701873582/
7. Wir kaufen uns eine bessere Welt – über Konsumkritik
mit Nadja Rakowitz
Do., 23. Juni, Schulgasse 6, Kantsaal
https://www.facebook.com/events/1742986799272326/
8. Von gierigen Bankern und zockenden Börsianern
- Warum Spekulation nicht die Ursache der Krise ist
mit Norbert Trenkle
Do., 30. Juni, Schulgasse 6, Kantsaal
https://www.facebook.com/events/1719892778260374/
9. Der Staat des Kapitals? Die Unableitbarkeit des Staates als Quelle falscher Vorstellungen
mit Jörg Finkenberger
Do., 07. Juli, Schulgasse 6, Kantsaal
https://www.facebook.com/events/1078645292177424/
10. Postwachstum: die Grenzen der Schrumpfung
mit Johannes Hauer
Do., 14. Juli, Schulgasse 6, Kantsaal
https://www.facebook.com/events/265991050409454/
Die Veranstaltungen werden ermöglicht in Kooperation von AKUT [+c], der
Fachschaft Philosophie der Uni Heidelberg, der Gewerkschaft Erziehung
und Wissenschaft, der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg, dem
Studierendenparlament der PH Heidelberg und dem Studierendenrat der Uni
Heidelberg.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Weitere Informationen unter:
https://akutplusc.wordpress.com/projekte/irrwege-der-kapitalismuskritik-vortragsreihe/