In Altenburg haben Unbekannte rechtsextremistische Schmierereien an mehrere Gebäude gesprüht. Insgesamt sechs Hakenkreuze seien am Donnerstag unter anderem an der Eingangstür des Rathauses, am Landratsamt sowie neben einer jüdischen Gedenktafel entdeckt worden, teilte die Polizei mit.
Altenburg. Dieser 21. April wird Landrätin Michaele Sojka (Linke) und Altenburgs Oberbürgermeister Michael Wolf (SPD) noch lange in Erinnerung bleiben. Allerdings in negativer. So wurde Sojka am Donnerstag durch die Nachricht geweckt, dass Unbekannte die Eingangsstelen und -tür des Landratsamtes sowie die Zulassungsstelle mit Hakenkreuzen beschmiert haben.
Einen ähnlichen Schock bekam Wolf, als er feststellen musste, dass auch an der Tür des Rathauses und an der Gedenktafel für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in der Pauritzer Straße das verbotene Symbol prangte. Bis zur Unlesbarkeit übersprüht waren laut OB-Referent Christian Repkewitz zudem die Stolpersteine in der Kronengasse und der Zeitzer Straße. Erst vor zwei Wochen hatte es dort einen ähnlichen Vorfall gegeben, weswegen die Stadtverwaltung sensibilisiert ist. So entdeckte eine Mitarbeiterin die neue Sprühaktion kurz vor 20.45 Uhr und informiert Repkewitz darüber.
Die genauen Ausmaße der offenbar konzertierten Aktion am Abend des Geburtstags Adolfs Hitlers offenbart der Polizeibericht. Demnach fiel Beamten der Polizeiinspektion Altenburger Land am Donnerstagmorgen gegen 2 Uhr auf Streife ein Hakenkreuz von 40 mal 50 Zentimetern neben der Gedenktafel auf. Die Tafel selbst wurde mit grauer Farbe übersprüht. Dadurch alarmiert stellten Polizisten weitere Hakenkreuzschmierereien an besagten Gebäuden fest: drei am Landratsamt, ein 50 mal 75 Zentimeter großes an der Tür zur Zulassungsstelle in der Martin-Luther-Straße 1a und ein etwa 40 mal 40 Zentimeter großes am Rathaus.
Wolf und Sojka fordern lückenlose Aufklärung
Trotz sofortiger Fahndung konnte die Polizei keinen Tatverdächtigen feststellen, was dafür spricht, dass die Nazi-Symbole bereits am Abend angebracht worden waren. Da für das Entfernen der Farbe Kompressoren benötigt wurden, geschah dies erst am Donnerstagvormittag und nicht noch in der Nacht. Nun ermittelt die Kriminalpolizei Altenburg. „Es ist noch zu früh, um etwas zu den Tätern oder den Tatmotiven zu sagen“, erklärte Polizeisprecher Sebastian Hecker. Aktuell könne er weder bestätigen, noch ausschließen, dass es sich um Täter aus dem rechten Spektrum handle. Das seien Mutmaßungen. „Es kann auch fingiert gewesen sein. Wir ermitteln neutral in alle Richtungen.“
Michaele Sojka hingegen sieht das anders. „Es ist erschreckend, dass es Ausläufer der neonazistischen Szene von Freital bis Jena auch im Landkreis zu geben scheint“, sagte die Landrätin, die die Schmierereien auf das Schärfste verurteilte. „Diese abscheuliche Tat ist nicht hinnehmbar. Ich fordere eine lückenlose Aufklärung.“
Das tut auch Wolf, der dafür plädiert „null Toleranz“ gegenüber den Tätern zu zeigen. „Das ist kein Kavaliersdelikt und ein klares Signal, dass man etwas gut findet, was großes Leid und große Menschenrechtsverletzungen hervorgebracht hat“, so der OB. „Wir stehen derzeit vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Die müssen wir in den Griff bekommen, damit die Menschen nicht denen hinterherlaufen, die rechtsradikale Parolen schwingen.“