Ausnahmezustand erst in Bad Oldesloe, wo am Sonnabend Anhänger des "Bündnis gegen Rechts" und rechte Symphatisanten von "Gemeinsam für Deutschland" demonstrierten - dann in Lübeck, wo am Ende des Tages die Polizei einschreiten musste. Über 50 Personen lieferten sich eine Schlägerei.
Lübeck/Bad Oldesloe . Hunderte Menschen sind am Sonnabend in Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Zu der Aktion „Bad Oldesloe ist bunt - und das ist gut so!“ hatte das Oldesloer Bündnis gegen Rechts aufgerufen, um gegen eine Veranstaltung der NPD zu demonstrieren. Alles verlief - mit einigen Ausnahmen (siehe Live-Ticker unten) - weitgehend friedlich. Die Polizei rechnete zunächst mit 100 Rechtsextremen, die sich ab 13 Uhr in der Stadt angekündigt hatten - und war mit einem Großaufgebot im Einsatz, um die beiden Lager voneinander zu trennen. Gegen 17 Uhr waren die Demonstrationen zu Ende.
Am Nachmittag dann gegen 17.45 Uhr trafen in der Abreisephase über 50 Personen des "rechten" und des "linken" Spektrums aufeinander, wie die Polizei mitteilte. Etwa 25 Personen des "rechten" Spektrums warteten auf den Zug, mit dem sie in Richtung Lüneburg weiterfahren wollten. Aus dem folgenden Zug aus Richtung Bad Oldesloe stieg eine größere Gruppe des "linken" Spektrums aus und die beiden Gruppen gingen in der Bahnhofshalle sofort aufeinander los. Die im Bahnhof eingesetzten Bundespolizisten forderten sofort Verstärkung an, die auch schnell vor Ort war, da sich Kräfte der Bundespolizei - aus dem Einsatz Bad Oldesloe - noch in unmittelbarer Nähe befanden. Der Bahnhof wurde sofort für Reisende gesperrt. Auch die Landespolizei entsandte mehrere Streifenwagen, die sich bereit hielten, bei Bedarf zu unterstützen.
Durch den massiven Einsatz von über 100 Bundespolizisten gelang es, die rivalisierenden Gruppen voneinander zu trennen. Es gab mehrere Leichtverletzte, die sich jedoch der Identitätsfeststellung durch die Polizei entzogen. Eine Person erlitt eine schwerere Kopfverletzung, wurde vor Ort erstversorgt und zur Sicherheit anschließend in ein Krankenhaus gefahren. Mehrere Personen wurden überprüft und beanzeigt.
Die unbeteiligten Bahnreisenden und Passanten wurden Augenzeugen sehr unangenehmer Szenen.
Lesen Sie hier im Live-Ticker den Verlauf des Tages nach:
+++ 17.30 +++ Einige der rechten Demonstranten sind mittlerweile mit dem Zug in Lübeck angekommen. Im Bahnhof kommt es zu Tumulten mit linken Gegendemonstranten, die ebenfalls auf der Rückreise waren. Erschrockene Passanten ziehen sich sofort zurück, so weit es geht.
+++ 17.25 +++ Die Polizei ist weitesgehend aus Bad Oldesloe abgerückt. Auch die Wasserwerfer sind wieder auf dem Weg nach Eutin.
+++16.35 Uhr +++ Die Kundgebung der Rechten ist beendet. Die Polizei begleitet sie zum Bahnsteig. Es werden immer noch Flaschen und Steine aus dem Block der Linken geworfen. Die Polizei gibt aber Entwarnung: Es ist den ganzen Tag über nicht Schlimmeres passiert.
+++ 16.05 Uhr +++ Der Demonstrationszug geht weiter, wird aber von kleineren Rangeleien und Zwischenfällen immer wieder unterbrochen. Die Polizei zeigt massive Präsenz.
+++ 15.30 Uhr +++ Erster Halt der Rechten, weil erneut nicht klar ist, ob die Route wegen der Sitzblockaden der Linken frei ist.
+++ 15.20 Uhr +++ Die Rechten beginnen ihren Demonstrationszug.
+++ 15.12 Uhr +++ Während die Rechten eine Kundgebung abhalten, gibt es im Umkreis ihrer Route diverse Sitzblockaden, so dass nicht sicher ist, ob sie diese Strecke im Anschluss begehen können.
+++ 14.15 Uhr +++ Der Veranstalter der Demo von "Bündnis gegen Rechts" hat die Veranstaltung offiziell als beendet erklärt. Wer jetzt noch gegen Rechts auf die Straße zieht, steht nicht mehr unter Polizeischutz.
+++ 13.50 Uhr +++ Rund 100 Rechte steigen am Bahnhof aus einem Zug und werden unter lauten Buh-Rufen von den Gegendemonstranten begrüßt. Es fliegen kleinere Gegenstände. Die Polizei hat die Lage aber im Griff. Am Bahnhofsvorplatz haben sich rund 50 weitere Teilnehmer von "Gemeinsam für Deutschland" aufgestellt, warten auf Symphatisanten und vor allem auf ihren Lautsprecherwagen, den die Polizei noch durchlotsen muss.
+++ 13.20 Uhr +++ Ein Rechter zeigt am Bahnhof den Hitler-Gruß und wird von der Polizei abgeführt.
+++ 13.01 +++ Auf der Strecke Mölln/Büchen sollen brennende Reifen den Zugverkehr lahmgelegt haben. In einem Zug sollen sich 20 Rechte befinden. Der Zug wird jetzt umgeleitet.
+++ 12.56 Uhr +++ Es sollen mehrere Papiercontainer brennen
+++ 12.48 Uhr +++ Der Zugverkehr aus Hamburg nach Lübeck über Bad Oldesloe ist eingestellt
+++ 12.32 Uhr +++ Die B208 ist voll gesperrt. Zwei linke Gruppierungen veranstalten eine Sitzblockade und sind von der Polizei eingekreist.
+++ 12.17 Uhr +++ Die Teilnehmer der Rechten-Demo sind in Bad Oldesloe noch nicht eingetroffen. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, es sei unklar, woher sie anreisen - sie würden aber nicht mit Autos anreisen - wohl um ihre Herkunft zu verschleiern und um Anschläge auf ihre Fahrzeuge zu vermeiden. Treffpunkt für die Demonstranten ist ein Bahnhof in der Umgebung, von dort wird gemeinsam im Zug angereist.
Veranstalter Walter Albrecht fordert seine Leute vom "Bündnis gegen Rechts" auf, sich von der Absperrung fernzuhalten. Die Polizei will sonst räumen.
+++ 11 Uhr +++ Ein Zug aus Richtung Hamburg ist mit rund 200 Autonomen eingetroffen, die die Polizei dem Schwarzen Block zuordnet. Die Beamten sind mit einem massiven Aufgebot sowie einem Wasserwerfer vor Ort und wollen die beiden Lager strikt trennen.
Geschäfte rund um den Bahnhof haben bereits geschlossen.
+++ 10 Uhr +++ Das Oldesloer "Bündnis gegen Rechts" titelt „Bad Oldesloe bleibt bunt — Gesicht zeigen“. Den Aufruf unterstützen Bürgerworthalter, Vertreter von CDU, SPD, Grünen, Linken, die Sportvereine VfL Oldesloe und Türkspor, DGB und Verdi, das Bella-Donna-Haus, die DFG/VK, die Antifa-Jugend, die Musikschule für Stadt und Land sowie die Pastoren Volker Hagge und Felix Grimbo.
+++ 9.15 +++ Die Veranstaltung des Bündnisses gegen Rechts hat mit einer Kundgebung auf dem Parkplatz in der Mommsenstraße neben dem Zob begonnen. Alles verläuft bisher friedlich.
Die Bundespolizei will per Twitter über ihren Einsatz auf dem Laufenden halten unter #bpol mit dem Benutzernamen @bpol_kueste.
Der Rettungsverbund Stormarn ist mit 120 Helfern im Einsatz, darunter Leute vom ASB, DRK, Johanniter Unfallhilfe und Malteser Hilfsdienst. Vier leitende Notärzte stehen im Ernstfall bereit, falls es zu Ausschreitungen kommen und Verletzte geben sollte. Laut Karsten Horn werden für die beiden Gruppen separate Behandlungsräume geschaffen. Auch die Leitstelle stockt ihr Personal auf. Die Feuerwehr Bad Oldesloe ist mit zwei Zügen auf Einsätze vorbereitet.
Viele Straßen und Parkplätze in der Stadt bleiben den ganzen Tag gesperrt. Die Geschäfte am Bahnhof haben vorsorglich geschlossen. Am Morgen startete zunächst das "Bündnis gegen Rechts" mit Hunderten Teilnehmern, im Laufe des Vormittags trafen dann die Teilnehmer des rechten Demonstrationszuges ein.