Rechte treffen sich beim KRIEGERDENKMAL in Todtnau
Eine Frau und zwölf Männer, einer von ihnen in kurzer, karierter Freizeithose, einer in Arbeitshose mit Reflektoren, die anderen in Jeans und T-Shirts mit Eisernem Kreuz und Aufdrucken in Frakturschrift. Als Accessoires tragen einige Bauchtäschchen, andere schwarz-weiß-rote Fahnen aus dem Kaiserreich. So sieht das Erinnerungsfoto aus, für das eine Gruppe aus der rechtsextremen Szene am Samstag vor einer Woche beim Kriegerdenkmal in Todtnau posierte.
Teilweise sind es jene, die in den vergangenen Monaten schon mit Flaggenflashmobs auf Brücken auffielen. Verstärkung hatten sie dieses Mal von Kameraden des „Nationalen Widerstands Zweibrücken“ aus der Pfalz, der auf seiner Facebookseite kund tut, man habe auf Einladung der „Kameradschaft Wacht am Rhein aus Weil am Rhein“ mit rund 40 Nationalisten „gewissenhaft den Pflichtdienst für die gefallenen Helden Deutschlands“ abgeleistet.
Aus dem „Friedlichen Widerstand“ aus Weil am Rhein ist nun also offenbar eine „Kameradschaft“ geworden. Die sogenannten „Freien Kameradschaften“ sind organisierte Gruppen innerhalb des „Nationalen Widerstandes“, die frei und parteilos agieren, aber innerhalb der rechtsextremen Szene gut vernetzt sind.
Auf Mythen aufbauende, positive Vergangenheit
Das „Heldengedenken“ wurde am 16 Meter hohen Betonschwert auf dem Brandfelsen abgehalten, das 1932 vom Militärverein Todtnau errichtet wurde und in dessen Sockel Namen von Kriegsgefallenen des Ersten Weltkriegs eingemeißelt sind. Der Sozialwissenschaftler Jan Sydow beschreibt in seinem Buch „Die neue Rechte und die Mitte der Gesellschaft“, dass durch solche „Heldengedenken“ und „Gedenkmärsche“ auf eine auf Mythen und kollektiven Erinnerungen aufbauende, positive Vergangenheit Bezug genommen werde. Sie dienten der Festigung der kollektiven Identität und der Abgrenzung gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen und deren Einflussnahme. Der Nationalsozialismus werde von solchen Gruppen als heroische Gesellschaft verklärt. Die Soldaten würden als Helden verehrt, die sich für den Schutz des deutschen Volkes und der deutschen Nation geopfert hätten.
Manneszucht und Lebensgesetz eigener Art
So posiert ein Teil der Gruppe mit einem großen Transparent, das das Konterfei zweier Soldaten, ein eisernes Kreuz und den Schriftzug: „Treue um Treue – im Gedenken an all unsere gefallenen und ermordeten Soldaten.“ Einer der Teilnehmer schrieb anschließend bei Facebook: „Wahrhaftig, das Heldentum deutscher Soldaten trug sich ein in die Walhalla der Tapferen unserer Geschichte. Die Welt erlebte das beste und edelste Soldatentum, geprägt von Manneszucht und hohen sittlichen Forderungen unserer Kultur und dem Lebensgesetz eigener Art.“
Doch das soziale Netzwerk löschte den Post. Daraufhin ereiferte er sich: „ Schreiben die Grünen über Sex mit Kindern wird das nicht gelöscht! Schreiben Linksextreme über den Volkstod wird das nicht gelöscht! Wie krank ist eigentlich Facebook und dieses scheiss System? Jedenfalls so krank das es Verbrecher, Kinderficker und Terroristen schützt!“
KATHRIN GANTER