Kein Neuanfang in Sicht: Rittergut Sahlis steht schon wieder zum Verkauf

Erstveröffentlicht: 
11.04.2016

Im Januar wurde das zehn Jahre lang vom Neonazi Karl-Heinz Hoffmann genutzte Rittergut Sahlis zwangsversteigert. Nachdem Hoffmanns Einsprüche gegen die Veräußerung abgewiesen wurden, steht die Immobilie nun wieder zum Verkauf.

 

Leipzig. Das Rittergut in Sahlis steht offenbar schon wieder zum Verkauf. Nur knapp drei Monate, nachdem das mehr als 60.000 Quadratmeter große Gelände am Leipziger Amtsgericht zwangsversteigert wurde, soll es nun offenbar wieder den Besitzer wechseln. Interessierte müssen allerdings etwa das Fünffache des noch im Januar gezahlten Kaufpreises veranschlagen.

 

Wie Loreen Peters, nach eigenen Angaben Hausverwalterin, am Montag auf Anfrage von LVZ.de erklärte, sei sie vom anonym bleibenden Besitzer beauftragt worden, das Rittergut wieder zu veräußern. Peters ist im Online-Portal „Immobilienscout 24“ als offizielle Anbieterin eingetragen, nutzt laut eigener Angaben dafür den Account der im sächsischen Glauchau ansässigen Immobilien West Ltd. In ihrer veröffentlichten Beschreibung der Immobilie werden unter anderem 66 Zimmer auf drei Etagen, knisternder Kamin und traumhafter Rokokogarten angepriesen. Das Mindestgebot für das Rittergut liege laut Webseite nun bei 666.666 Euro. Peters ist optimistisch, dass sich trotz Sanierungsbedarf der Immobilie für diesen Preis auch ein Käufer findet.

 

Die Summe übersteigt zumindest deutlich den Wert, der bei der Zwangsversteigerung Ende Januar am Leipziger Amtsgericht gezahlt wurde. Damals hatte das Höchstgebot von 160.000 Euro letztlich auch den Zuschlag erhalten. Die teilnehmende Bevollmächtigte des anonymen Käufers sorgte mit Äußerungen zu einem geplanten „Konzentrationslager“ auf dem Gelände dabei zusätzlich für Aufsehen.

 

Zumal das Rittergut Sahlis auch eine rechtsradikale Vergangenheit hat. Vor der Zwangsversteigerung gehörte die Immobilie zehn Jahren  lang dem Neonazi Karl-Heinz Hoffmann, Gründer der inzwischen verbotenen Wehrsportgruppe Hoffmann – einer Art paramilitärischen Einheit von Rechtsextremen. Um das Rittergut finanzieren zu können, hatte Hoffmann unter anderem die „Fiduziarische Kulturstiftung Schloss Sahlis“ gegründet und damit 130.000 Euro Fördergelder vom Freistaat bezogen.

 

In den letzten Jahren häuften sich allerdings die Verbindlichkeiten und der Abwasserzweckverband Wyhratal (AZV) brachte das Rittergut als größter Gläubiger zur Zwangsversteigerung. Hoffmann legte Beschwerde gegen die Versteigerung ein. Am vergangenen Donnerstag wurden die Einsprüche am Leipziger Landgericht zurückgewiesen und der Verkauf als rechtskräftig erklärt.

 

Matthias Puppe