Wien - Der Streit schwelt bereits jahrelang - nun greift die österreichische Regierung durch: Das Innenministerium will die Eigentümerin des Geburtshauses von Adolf Hitler in Braunau am Inn enteignen lassen - vor allem, um Missbrauch vorzubeugen.
Das Haus in der Kleinstadt an der Grenze zu Niederbayern steht leer. Seit Jahren wird erfolglos über die Nutzung verhandelt. Die Regierung in Wien hat sich deshalb entschlossen, konkret zu prüfen, wie eine Enteignung möglich ist - inklusive einer dazu nötige Gesetzesänderung. Die Besitzerin, die das Gebäude der Regierung bisher nicht verkaufen wollte, soll entschädigt werden.
„Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, dass die Enteignung der einzige Weg ist, um eine Nutzung des Gebäudes im Sinne einer nationalsozialistischen Wiederbetätigung ausschließen zu können“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Nähere Angaben dazu machte er nicht.
Den „Oberösterreichischen Nachrichten“ zufolge gab es immer wieder „dubiose Versuche“ aus aller Welt, die Immobilie zu erwerben - unter anderem auch von einem russischen Duma-Abgeordneten. Nun wolle der Staat „den Spuk beenden“.
In dem Haus war der spätere deutsche Diktator am 20. April 1889 zur Welt gekommen. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 kauften es die Nazis, 1952 wurde es der ehemaligen Besitzerfamilie zurückgegeben.
Die Republik Österreich schloss später einen Mietvertrag ab, der immer wieder verlängert wurde. Zeitweise waren in dem Haus, vor dem heute ein Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus steht, Werkstätten und Tagesheimstätten für Behinderte untergebracht.