Politisch motivierte Kriminalität spiegelt die Konflikte in einer Gesellschaft wider. Der Zustrom an Flüchtlingen hat in Teilen der Bevölkerung die Gewaltbereitschaft steigen lassen. Das und noch viel mehr verrät die Kriminalstatistik für 2015.
Dresden. Sachsen hat 2015 einen deutlichen Anstieg politisch motivierter Kriminalität erlebt. Die Zahl der Straftaten stieg auf 4078 Fälle - rund 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor, gab Innenminister Markus Ulbig (CDU) am Mittwoch in Dresden bekannt. «Die Zunahme der Fälle resultiert maßgeblich aus Straftaten mit Bezug zum Thema Asyl und geht mit einer starken Polarisierung zwischen Asylgegnern und Asylbefürwortern einher.»
Für 60 Prozent der Straftaten werden Rechtsextreme verantwortlich gemacht. Hier stiegen die Fallzahlen von 1740 auf 2415. Linksextreme stehen mit 1058 Fällen zu Buche, 207 mehr als 2014. Laut Ulbig ist vor allem die Zunahme der Gewaltkriminalität um mehr als 50 Prozent besorgniserregend.
Nur kleine Gruppe von Flüchtlingen straffällig
Erstmals gibt die Jahresstatistik Auskunft über die Straftaten von Flüchtlingen. Hier gilt, was Ulbig bereits im Herbst sagte: Eine vergleichsweise kleine Gruppe von Flüchtlingen ist für eine große Anzahl von Straftaten verantwortlich und bringt damit Migranten insgesamt in Misskredit.
Vor allem Nordafrikaner geraten immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. So liegt der Anteil der Tunesier an allen Zuwanderern zwar nur bei 2,2 Prozent, zugleich stammen aber mehr als 20 Prozent aller tatverdächtigen Flüchtlinge aus dem afrikanischen Land. Auch bei Migranten aus Algerien, Marokko, Libyen und Georgien ist der Anteil von Straftätern unverhältnismäßig hoch. Ganz anders sieht es bei Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak aus.
Ulbig warnte davor, Flüchtlinge unter einen Generalverdacht zu stellen, auch wenn sie häufiger Tatverdächtige sind als der Durchschnitt der Bevölkerung. 6,7 Prozent der Zuwanderer seien straffällig geworden, 93,3 Prozent aber nicht. Experten verweisen darauf, dass überproportional viele Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren nach Deutschland kommen. In dieser Altersgruppe würden weltweit überproportional viele Straftaten verübt.
Neben Ladendiebstahl spielt bei Flüchtlingen auch Schwarzfahren eine Rolle. Ulbig tritt dafür ein, ihnen personalisierte Tickets für die Nutzung von Bahn und Bus zu geben und dafür einen Teil des Taschengeldes zu verwenden. Damit lasse sich Schwarzfahren auf einen Schlag vermeiden.
Gesamtkriminalität minimal gesunken
Ingesamt weist die Kriminalitätsstatistik in Sachsen gegenteilige Trends auf: «Gesamtkriminalität gesunken, Aufklärungsquote gestiegen», bilanzierte Ulbig. Für das Gesamtjahr wurden 314 861 Straftaten registriert, 12 335 weniger als 2014. 55,7 Prozent der Straftaten konnten aufgeklärt werden (2014: 54,8 Prozent).
Die Wohnungseinbrüche stiegen um rund zehn Prozent, während Autodiebstahl, Rauschgiftkriminalität oder auch Grenzkriminalität rückläufige sind. Aber selbst in einzelnen Kriminalitätsfeldern gibt es unterschiedliche Entwicklungen. In Grenznähe nahm der Kfz-Diebstahl leicht zu und Leipzig löste Dresden als Hochburg des Autoklaus ab.
Ausgewählte Zahlen aus der Statistik 2015
- In Sachsen wurden 314 861 Straftaten registriert, 12 335 weniger als 2014.
- Die Aufklärungsquote lag bei 55,7 Prozent (2014: 54,8 Prozent)
- Die Zahl der Wohnungseinbrüche stieg um 10 Prozent auf 4257 Fälle an. 20,7 Prozent davon konnten aufgeklärt werden.
- Der Diebstahl von Kraftfahrzeugen und deren unbefugter Gebrauch ging zurück. Die Polizei stellte 3087 Fälle fest. Weniger als ein Drittel davon (29 Prozent) wurde aufgeklärt.
- Erstmals seit Jahren reduzierten sich die Rauschgiftdelikte: 9834 waren es insgesamt, 6,4 Prozent weniger als 2014. 43 Prozent aller erfassten Fälle hängen mit Crystal Meth zusammen. 27 Menschen starben an den Folgen von Drogenkonsum. Im Schnitt waren die Opfer 33 Jahre alt.
- An den sächsischen Außengrenzen ging die Zahl der Straftaten um 8,9 Prozent auf insgesamt 20 250 Fälle zurück.
- Insgesamt registrierte die Polizei 94 463 Tatverdächtige - 3676 weniger als im Jahr zuvor.
- 30 Menschen fielen Mord und Totschlag zum Opfer.
- Bei der Gewaltkriminalität gab es eine Zunahme um knapp drei Prozent auf 7085 Fälle. Meist handelte es sich um gefährliche und schwere Körperverletzungen (5055).
- Der durch Straftaten verursachte Gesamtschaden lag bei 326 Millionen Euro.