Münster: Autonomer Aufruf zur Nachttanzdemo

Eine posistive Kollisionsabfrage mit einer Scheibe

Wie einige bereits mitbekommen haben wird zum kommenden Wochenende nach Münster zu der Nachttanzdemo „Step up 2 the streets“ mobilisiert. Wir möchten dazu aufrufen sich an der Demo zu beteiligen und möchten uns zum Aufruf und zu der Situation in der Provinzmetropole äußern. Den Aufruf etc. findet ihr unter: stepup2thestreets.blackblogs.org

 

Auch nette Polizist*innen sind Polizist*innen

 

Ein Kernslogan der Demo ist „Polizeigewalt stoppen“. Eine Aussage die wir eigentlich unterschreiben würden. Jedoch steht nirgendwo ein Wort davon wie das zu erreichen ist.

Uns reicht die bloße Empörung über „unverhältnismäßige Einsätze“ nicht aus.

Wir begeifen die Polizei und andere Ermittlungsbehörden vor Allem als Repressionsbehörden, die zum Ziel haben uns als soziale Bewegungen einzuschätzen, zu kontrollieren und zu Unterdrücken.

Das heißt, dass wir die Polizei auch scheiße finden wenn sie uns nicht gerade versucht den Unterarm zu brechen, unsere Handys überwacht oder uns einsperrt. Wir denken die Polizei muss als Institution begriffen werden, die die bisherigen, ungerechten Verhältnisse permanent bewahrt und verteidigt. Sie muss in ihrer Substanz als reaktionäre, zentralisierte, militaristische und staatliche Organisation kritisiert werden und nicht nur dann wenn einzelne Hundertschaften mal wieder frei drehen.

 

Ganz vielleicht tritt die Polizei ja an diesem Samstag, aus strategischen Gründen, erstmal nicht aggressiv auf.

Das ist uns jedoch relativ egal. Für uns ist alleine die bloße Anwesenheit von gepanzerten, mit Schlagstöcken, Schusswaffen, pfefferspray und Quarzsandhandschuhen bewaffneten Bullen eine unglaubliche Unzumutbarkeit und Bedrohung und wir müssen uns bewusst machen, dass sie nicht dazu da sind uns vor dem Verkehr zu schützen. Die Zurschaustellung ihrer militärischen Macht ist als Einschüchterungsversuch zu verstehen und ist daher ein Angriff auf unsere Bewegung und die politische Entfaltung der Einzelnen.

 

Wir finden es total absurd, dass wir unsere Demos „gegen die Räumung von friedlichen Projekten“ bei genau den selben Leuten anmelden, die unsere Häuser geräumt haben, unsere Bewegung kriminalisieren und viele von uns verletzt haben. Abgesehen davon fanden wir bisher nicht, dass auch nur eine Hausbesetzung in Münster friedlich war. Kann und sollte sie auch per defnition nicht sein, da sie durch die Entsagung gegenüber des bürgerlichen Eigentumsbegriffs schon in der Natur der Aktionsform nicht in friedlicher Koexistenz mit Repressionsbehörden bestehen kann. Außerdem gab es im Rahmen aller Besetzungen bisher Sachbeschädigungen, Straßenblockaden, Barrikadenbau und vieles mehr und das ist auch gut so und hilft dabei die Standtpunkte der Bewegung zu untermauern. Militanz ist eine Möglichkeit, Strategie und ist für uns genauso wichtig und kann genauso sinnvoll/sinnlos sein wie alle anderen Ebenen unserer Protests auch.

 

Friedfertigkeit hingegen ist in den meisten Fällen nur eine scheinheilige Worthülse für uns. Für uns setzt eine Entscheidung zur Friedfertigkeit voraus, das mensch praktisch vorher überhaupt in der lage gewesen sein muss, sich zu wehren.

Wenn die Propagierung von Friedfertigkeit nur der Anschlussfähigkeit zur bürgerlichen Mitte oder dem guten Gewissen dient, dann ist sie nichts als theoretisierte Ohnmacht. Ganz konkret: wenn die Bullen unsere Demos angreifen, können wir uns entweder wehren, uns verprügeln lassen oder in unserer Demonstrationsfreiheit einschränken lassen.

Die Entscheidung zur Friedfertigkeit hängt also erstens oftmals garnicht von uns ab und zweitens erscheint sie uns ein bisschen unangebracht gegenüber der institutionellen Gewalt die die Polizei ausübt, der Geschwindigkeit in der die Natur und unsere Erde zerstört wird, der Gewalt mit der Menschen aus der Stadt(planung) ausgeschlossen werden., den tausenden Toten durch das europäische Grenzregime, der reaktionären Entwicklung der „Gesellschaft“, den rassistischen Polizeikontrollen.... Wir könnten diese Liste wahrscheinlich unendlich weiterführen.

 

Was wir damit sagen wollen: Es ist höchste Zeit sich von der Polizei nichts mehr gefallen zu lassen.

 

In Münster gibt es seit Monaten eine Zuspitzung von Protesten bei den Bullen, vor allem die 17. BPH aus Münster, Demonstrant*innen angreifen, beleidigen, kontrollieren und einsperren.

Fast keine Demo bei denen nicht irgendwann mal die Knüppel oder das Pfefferspray frei gegeben wurden. Wir haben die Schnauze sowas von voll und rufen dazu auf sich zu wehren.

 

Uns ist aufgefallen: sobald die Cops angreifen verfallen alle, ja auch wir, in Schockstarre.

Dabei würden wir uns von keinem anderen Menschen gefallen lassen, geschubst, getreten, geschlagen oder allgemein dermaßen würdelos behandelt zu werden oder dabei zuzusehen wie diese Dinge unseren Freund*innen angetan werden.

 

Und hier landen wir wieder bei der Frage: „Polizeigewalt stoppen“ aber wie ?

 

Lasst die Polizeitaktik auflaufen

 

Falls die Polizei die Demo angreift, aufhält oder überwacht rufen wir dazu auf sich im Stadtgebiet zu verteilen und mit unangemeldeten Spontandemonstration das Feld zu übernehmen.

Gruppen könnten sich an abgesprochenen Punkten auflösen und später an anderen Orten wieder zusammen finden. Wir sind eigentlich nicht darauf angewiesen, dass die Bullen uns unser Demonstrationsrecht ermöglichen, da wir die Handlungsfähigkeit schon in uns tragen.

Wir wünschen uns, dass derartige offensive Proteststrategien praxis in Münster werden und bleiben.

 

Bereitet euch vor

 

Bildet Bezugsgruppen und redet über eure Grenzen, Erfahrungen, mögliche Aktionen, mögliche Situatiuonen und eure Ängste. Überlegt euch was ihr für den Tag gebrauchen könnt und holt euch die Sachen vorher und achtet beim Kauf auf eure Sicherheit, insbesondere bei der Planung strafrechtlich relevanten Aktionen. Verschafft euch Ortskenntnisse, überlegt wo es im Viertel Rückzugsmöglichkeiten, Angriffsziele, Baustellen, Polizeiwachen... gibt. Wir würden eigentlich in ziemlich vielen Situationen Menschen ans Herz legen sich zu vermummen. Selbst wenn ihr „eh nichts machen wollt“, heißt das nicht, dass ihr nicht von der Polizei gefilmt oder angegriffen werdet und später eine Anzeige wegen „Widerstand“ bekommt. Bei der Räumung der alten post wurden beispielsweise massenhaft Leute angegriffen, die einfach nur am Wegrand standen. Wie lieb ihr ausseht hängt also ziemlich offensichtlich nicht damit zusammen ob eine Bullenfaust ihren Weg in eurer Gesicht findet. Vermummung funktioniert umso besser, umso mehr es tun. Es schafft, wenn kollektiv angewendet, eine Schutzatmosphäre für Aktionen und schützt eure und andere Identitäten.

 

Achtet auf euch und andere

 

Wir glauben, dass wir nur zusammen etwas erreichen können. Wirklich gefährlich für den Staat und die herrschende Ordnung werden wir nur, wenn wir Strukturen aufbauen in denen alle Bedenken berücksichtigt werden, Hierarchien bekämpft werden, wir uns umeinander kümmern, uns ernst nehmen und Verbindungen aufbauen die auf Vertrauen basieren. Dabei müssen wir Unterdrückungsmechanismen wie z.B. Rassismus und Patriarchat permanent mitdenken und berücksichtigen, dass wir alle innerhalb dieser Ordnung aufgewachsen sind und sie bis in die kleinsten Handlungsstränge verrinnerlicht haben und sie deshalb auch in unseren Strukturen benennen und angreifen müssen. Ansonsten wird es keine Koninuität und keine soziale Revolte geben. Das heißt wir brauchen ein gesellschaftliches Gegenmodell zu den entfremdeten Beziehungn, die Menschen im Kapitalismus führen.

 

Eine Konsequenz aus diesen Erkenntnissen ist für uns, dass wir bei all der Liebe zur aufständischen Praxis nicht die vergessen dürfen, die aus welchen Gründen auch immer, keine Auseinandersetzung mit den Bullen führen können oder wollen. Achtet darauf, dass ihr mit euren Aktionen, auch am Samstag, keine dritten gefährdet oder sie durch eurer Verhalten in Situation bringt, die sie sich nicht ausgesucht haben. Wenn ihr Macker* beobachtet die andere gefährden oder sich als Einzelkämpfer inszenieren konfrontiert sie mit ihren Verhalten.

Wenn Leute festgenommen werden unterstützt sie und versucht z.b. die beteiligten Bullen zu stressen oder einzukesseln. Wenn es Leuten schlecht geht, bietet vorsichtig eure Unterstützung an, habt ein offenes Ohr für die Ängste und Gefühle eurer Genoss*innen. Seid nicht traurig oder sauer wenn Leute andere vorstellungen von dem Abend haben und stresst euch nicht gegenseitig.

Diese Welt ist schon beschissen genug. Lasst uns aufeinander aufpassen und über Samstag hinaus immer wieder Feuer der Solidarität legen.

 

Kommt vorbei, organisiert Anreisen, beteiligt euch an dem Protest!

 

Auf das der Funke überspringt...