Or nee, noch ein Artikel zu dem Thema, muss das sein? Ja es muss! Nachdem in Laubegast bisher die Faschos unbehelligt mehr oder weniger über Tische und Bänke gehen konnten, gibt es jetzt erstmals Gegenprotest, was sehr begrüßenswert ist. Jedoch wirkt die Aktion etwas unkonzertiert. Ein Paar Anmerkungen zu den örtlichen Gegebenheiten sind angebracht.
Laubegast ist ein Stadtteil im Dresdner Osten mit ca. 12.000 Einwohnern. Vor der geplanten Flüchtlingsunterkunft für 94 Personen in einem ehemaligen Hotel in der Ludwig-Hartmann-Straße versammeln sich seit Oktober 2015 in regelmäßigen Abständen besorgte Bürger, NPD-Leute, Kameraden, Nazis und starten von dort aus einen Aufzug die Österreicher Straße entlang bis zum Einkaufszentrum in Alttolkewitz (Lidl und Donaths Neue Welt) und zurück. Sie versuchen - bisher recht erfolglos - der Umwelt im Stadtteil propagandistisch zu vermitteln, dass nunmehr durch die 94 Flüchtlinge der Untergang des Stadtteils unmittelbar bevorstehe, insbesondere eine Kriminalitätswelle ungeahnten Ausmaßes hereinbrechen werde und weitere rassistische, paranoide Grütze, die ich hier nicht wiedergeben muss.
Vor Beginn des Aufzuges sammeln sich die Teilnehmer üblicherweise vor dem Hotel und vermitteln den Eindruck einer Trauerveranstaltung, indem zum Beispiel vereinzelt Kerzen entzündet werden. Dies wäre eine absolut lächerliche Aktion, wenn dort nicht Faschos die zentrale Rolle spielen würden. Bei einem ersten Aufzug letztes Jahr war das Fronttransparent „Dresden macht sich grade für Deutschland“ zu sehen, das bereits sportliche Kameraden am 19.10.2015 auf ihrem Marsch von der Trinkstube Acki`s Sportsbar zum Postplatz gezeigt hatten, und das in Laubegast von schwarz gekleideten, teilweise Vermummten getragen wurde. Auf dieses militante Auftreten wurde bald verzichtet, wohl um die Versammlung anschlussfähig zu machen für bürgerliches Publikum. Dieses Konzept geht aber auch nicht so richtig auf. Viele Laubegaster bekommen von diesem Aufzug im Dunkeln unmittelbar nichts mit oder finden ihn „gespenstisch“ und „gruselig“ (Originalzitate).
Da der Bezug der Flüchtlingsunterkunft bevorsteht – nach mittlerweile bekannt gewordenen Informationen jedoch nicht vor dem 11.04.2016 -, werden es möglicherweise am Montag nicht nur ein paar dutzend Leute sein, die sportliche Fraktion inklusive. Durch den angekündigten Gegenprotest gewinnt das Ganze wiederum weiter an Attraktivität, da sie jetzt die Aufmerksamkeit bekommen, nach der sich diese unterbeachteten und gesellschaftlich bedeutungslosen Gestalten schon länger zu sehnen scheinen. Die Gegend hat auch noch Potential für Nachschub: Leuben und andere Orte an denen Faschos konzentrierter und endemisch auftreten ist nicht weit.
Ein paar Infos zur Location: Laubegast ist eine Insel, es gibt nur wenige große Zu- bzw. Abfahrtswege oder überhaupt großräumigere Bewegungsmöglichkeiten. Die Ludwig-Hartmann-Straße zum Beispiel ist eng und gut abriegelbar. Für die grobe Orientierung ist eine Karte angehängt.