Feministinnen-Aktion - Farbbeutel-Angriff auf Leipziger Küchenstudio

Farbbeutel-Angriff auf Leipziger Küchenstudio
Erstveröffentlicht: 
28.03.2016

In der Nacht zum Gründonnerstag warfen Unbekannte Farbbeutel auf die Schaufenster des Küchenstudios. Eine Gruppe von Feministinnen unter dem Namen „Rosa-Lila Zerstörung“ bekannte sich zu dem Angriff. Stein des Anstoßes war eine nackte Holzfrau im Schaufenster.

 

Leipzig. Entdecken Sie Ihre Küchenträume“ – mit diesem Slogan wirbt der „Küchenfuchs“, ein etabliertes Fachgeschäft in der Otto-Schill-Straße 1, um zahlungskräftige Kundschaft. Doch bei manchen Zeitgenossinnen scheint der Laden schlicht eines auszulösen: Albträume.

 

In der Nacht zum Gründonnerstag warfen Unbekannte Farbbeutel auf die Schaufenster des Küchenstudios. Eine Gruppe von Feministinnen unter dem Namen „Rosa-Lila Zerstörung“ bekannte sich im Internet zu dem Angriff. Stein des Anstoßes waren nicht die luxuriösen Traumküchen, sondern eine gerade mal anderthalb Meter hohe Holzskulptur im Schaufenster: eine nackte, knieende Frau, die ihre Arme auf ihr weit nach hinten gestrecktes Gesäß stützt.

 

Mit ihrer Aktion wollten die Feministinnen gegen Sexismus und eine nach wie vor von Männern dominierten Gesellschaft protestieren, deren Zustand die Holzfrau in ihrer „unterwürfigen und zugleich willigen Pose“ symbolisiere. „Halb nackte, stets perfekt geformte und makellose Frauenkörper“ seien in der Werbung gang und gäbe, der Frau werde vielfach nicht der Status eines eigenständigen Subjekts zugesprochen. „Als Antwort darauf, dass dieses Geschäft auch weiterhin versucht, daraus Profit zu schlagen“, erklärte die Feministinnen-Gruppe, „steht der von uns verursachte Sachschaden. Wer Symbole der Unterdrückung als verkaufsfördernd ansieht und nutzt, um die immer noch männlich geprägte Brieftasche zu öffnen, darf sich nicht wundern, wenn Scheiben zu Bruch gehen.“

 

„Küchenfuchs“-Geschäftsführer Jens Hanitzsch hält diese Argumentation für völlig überzogen. „Im weitesten Sinne ist das doch Kunst“, sagt er. „Vor zwölf Jahren ist uns die Holzfigur durch Zufall in die Hände gefallen. Genau genommen, handelt es sich ja um ein Stuhl.“ Nur mit dem kleinen Unterschied, dass die Rücklehne einen weiblichen Körper darstelle.

 

„In der Regel sorgt die Skulptur für großes Aufsehen und Erstaunen“, sagt Hanitzsch. „Da kommen Leute zu ins Studio, die sich nur mal mit ihr fotografieren lassen wollen. Nur einmal gab es eine Kundin, die bei uns eine Küche kaufen wollte und wegen der Figur dann auf die Bestellung verzichtete.“

 

Die Sexismusvorwürfe sind ihm nicht neu. „Es gab immer mal wieder Bedrohungen“, berichtet Hanitzsch. Mal waren es Aufkleber, mal klebte Spucke an den Fensterscheibe. Doch diesmal ist es anders.

 

Die Protagonistinnen der Farbbeutel-Attacke richteten an den Betreiber des Küchenstudios eine klare Botschaft: „Schmeißt die Holzpuppe raus“, forderten sie im linken Szeneportal Indymedia, „sonst tun wir es. Unsere Ideen sind vielfältig.“ Deshalb will das Küchenstudio diesmal bei der Polizei Anzeige erstatten.

 

Von Klaus Staeubert