Spuren der „Weisse Wölfe Terrorcrew“ im Kreis

Erstveröffentlicht: 
18.03.2016

Die „Weisse Wölfe Terrorcrew“: Einen rechtsextremen Verein dieses Namens hat der Bundesinnenminister am Mittwoch verboten und bundesweite Razzien angeordnet. Durchsucht wurde auch die Wohnung des WWT-„Statthalters“ von Württemberg in Fellbach. Ansonsten war die WWT im Landkreis „nur“ bei einer Schlägerei in einer Gaststätte in Erscheinung getreten.

 

Gegen 5 Uhr morgens am 14. Dezember 2014 betrat rund ein Dutzend Rechtsextremisten eine Gaststätte in der Annonaystraße in Backnang. Alsbald begannen sie die Gäste, bei denen es sich vornehmlich um Ausländer handelte, und den Gastwirt zu belästigen. „Hier gibt es zu viele Ausländer“, und „da wollen wir mal Stunk machen“ – derlei Sätze fielen laut Polizeibericht. Nachdem die Unruhestifter der Gaststätte verwiesen wurden, kam es vor dem Lokal zu Drohgebärden und Beschimpfungen, wie: „Ihr gehört alle vergast.“

 

Kurz vor dem Eintreffen der Backnanger Polizei stiegen die Aggressoren in Taxis ein und fuhren weg. Im Zuge der Fahndung durch insgesamt neun Streifen aus dem Bereich des Polizeipräsidiums Aalen und des Kriminaldauerdienstes Schwäbisch Gmünd konnten 13 Verdächtige ermittelt und teilweise angetroffen werden. Sie kamen überwiegend nicht aus dem Rems-Murr-Kreis und nächtigten in einer Gaststätte in der Nähe von Backnang. Der Staatsschutz der Waiblinger Kripo hatte damals die weiteren Ermittlungen übernommen. Bald wurde klar: Die Unruhestifter waren dem Dunstkreis der „Weisse Wölfe Terrorcrew“ zuzurechnen.

 

Die Ermittler beschlagnahmen auch Waffen


Und genau hier verlor sich schon die öffentlichkeitswirksame Spur der WWT im Rems-Murr-Kreis. Bis zum vergangenen Mittwoch, 16. März 2016. Spezialkommandos der Polizei machen bundesweit Razzien in 15 Häusern und Wohnungen – darunter ein Objekt in Fellbach und eines in Bingen – von 16 Mitgliedern und Sympathisanten der WWT, ein eingetragener Verein bis dahin übrigens, dessen Verbot Innenminister Thomas de Maizière am selben Tag ebenfalls verkündet: „In den Morgenstunden wurden in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen Durchsuchungs- und Beschlagnahmemaßnahmen gegen führende Mitglieder der WWT durchgeführt.“ Beschlagnahmt wurden neben Datenträgern, Vereinsbekleidung Propagandamaterial auch Waffen. Der WWT wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

 

Der Verein sei „eine Vereinigung von Neonazis, die offen und aggressiv Hetze betreiben gegen unseren Staat, gegen unsere Gesellschaft, gegen politisch Andersdenkende, gegen Migranten, auch gegen Polizeibeamte.“ Die WWT bekenne sich offen zum Nationalsozialismus und wolle eine Diktatur nach diesem Vorbild errichten und dieses Ziel solle mit allen Mitteln durchgesetzt werden, so de Maizière.

 

Der harte Kern der Gruppierung umfasst 25 Personen


Der Verein sei in zehn Bundesländern vertreten aufgeteilt nach sogenannten Sektionen. Die Sektionen würden von sogenannten Statthaltern geleitet. „Die Mitglieder sind vernetzt in der rechtsextremistischen Szene und gut etabliert. Der harte Kern umfasst etwa 25 Personen.“ Die Ober-Rädelsführer seien in Hamburg aktiv.

 

In der Beantwortung einer Kleinen Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion vom 23. März 2015 tauchen neben mehrfachen Straftaten der WWT von 2008 bis 2014 im Raum Hamburg und in Niedersachsen, wie Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, gefährliche Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, auch die strafrechtlichen Verstöße des Vorfalls vom 14. Dezember 2014 in Backnang auf: Volksverhetzung, Sachbeschädigung, Beleidigung, Verstoß gegen das Waffengesetz. Die Kleine Anfrage offenbarte auch allgemeine personell enge Beziehungen der WWT in rechtsextreme Gruppierungen wie „Werwolf-Kommando“ und das „Blood&Honour“-Netzwerk hinein. Gerade Letzteres hat seit Jahren Verbindungen in den Rems-Murr-Kreis hinein.

 

Die Weisse Wölfe Terrorcrew (WWT) gibt es offenbar seit 2008. Zunächst handelte es sich wohl um eine Fangruppe der nordrhein-westfälischen Skinheadband „Weisse Wölfe“, die seit 1996 neonazistsiche Musik macht. Erstmals „politisch“ in Erscheinung trat die WWT im Juni 2012, als sie mit NPD und Kameradschaften zu einer Neonazi-Demo in Hamburg aufrief.