Clausnitz - Der Protest von Asylkritikern in Clausnitz und der umstrittene Einsatz eines Polizeibeamten, der einen Jungen aus dem Bus mit Flüchtlingen zerrte, sorgten deutschlandweit für Diskussionen. Jetzt soll ein internes Dokument der Polizei schildern, was vor Ort wirklich geschah.
Die "Bild"-Zeitung berichtet über den Einsatz, bei dem zehn Polizisten der Landespolizei im Einsatz gewesen sein sollen. Diese seien von sechs angeforderten Bundespolizisten unterstützt worden.
Als die Verstärkung am Abend des 18. Februars 2016 eintraf, hätten etwa 80 Personen, ein Traktor, ein Kleinlaster und ein Pkw den Flüchtlingsbus ca. 50 Meter vor der Unterkunft blockiert. Wie die Polizei angab, sollen darunter auch"augenscheinlich der rechten Szene zuzuordnende" Personen gewesen sein.
Nachdem die Fahrzeughalter erst unter Drohung von Abschleppungen den Weg frei gemacht hätten, soll sich die Lage weiter zugespitzt haben, heißt es in dem Bericht, welcher der "Bild"-Zeitung vorliegt.
"Eine Businsassin spuckte von innen an die Frontscheibe des Busses und zeigte das sinnbildliche Abtrennen des Kopfes mit der Hand, ein Jugendlicher zeigte den Mittelfinger und ebenfalls die Geste des Abtrennens des Kopfes", schreibt das Blatt.
Gegenüber der "Bild"-Zeitung soll die betreffende Person diese Vorwürfe aber verneint haben. Danach soll die Polizei geplant haben, den Bus umzuleiten, um die Situation zu beruhigen. Das Landratsamt sei diesem Vorschlag aber nicht gefolgt, sondern habe stattdessen angeordnet, den Bus zu räumen.
Zu dieser Zeit soll ein Junge den Mittelfinger aus dem Bus heraus gezeigt haben, ein Beamter soll ihn daraufhin aufgefordert haben, den Bus zu verlassen.
"Der Beamte entschloss sich daher, schnell auf den Jugendlichen zuzugreifen, auch um für die Menschenmenge sichtbare Widerstandshandlungen und eine weitere Eskalation zu vermeiden, was dem Beamten auch mit einfacher körperlicher Gewalt und ohne weitere Widerstandshandlungen und ohne Verletzung des Jugendlichen gelungen ist", heißt es in dem Dokument, so "Bild".
Am Mittwoch äußerte sich auch die Deutsche Polizeigewerkschaft zu der fremdenfeindliche Protestaktion im sächsischen Clausnitz.
Demnach hätte die Situation schon im Vorfeld verhindert werden können. "Wir haben frühzeitig gefordert, alle Ansammlungen im unmittelbaren Umfeld von Unterkünften von Zuwanderern gesetzlich zu verbieten, das würde die Strafverfolgung jetzt erleichtern. Aber vielen Politikern war die Versammlungsfreiheit wichtiger, als die Unversehrtheit von Menschen, die zu uns geflüchtet sind", sagte Verbandschef Rainer Wendt dem "Handelsblatt".